Der Lärm ging etwas zurück beim ersten Lockdown vor einem Jahr.

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Vor einem Jahr noch weckten die Folgen des ersten Lockdowns zunächst den Eindruck, dass die Pandemie zumindest dem Klimawandel eine Verschnaufpause verschaffen könnte. Doch recht schnell stellte sich heraus, dass die Corona-Krise in Wahrheit keine nachhaltigen klimarelevanten Auswirkungen hat. Der festgestellte kleine Knick in der Treibhausgasbilanz ändert praktisch nichts am grundsätzlichen Verlauf.

Ganz ähnlich sieht es auch mit der Lärmentwicklung aus – zumindest hierzulande: Der erste Lockdown in Österreich hat zu einer starken Reduktion des Verkehrsaufkommens geführt und in der Folge die gemessenen Lärmpegel um drei bis vier Dezibel reduziert – dies freilich nur vorübergehend. Die kurzzeitige Lärmreduktion ließ die Welt etwa so laut werden wie sie in den 1980er und 1990er Jahre war. Das berichten Wissenschafter des Instituts für Schallforschung der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) anlässlich des heutigen "Tages gegen Lärm".

Lautstärke-Messwerte damals und heute

Im Rahmen ihres Forschungsprojektes mit dem Namen "Pandenoise" verglichen die Forscher Lautstärke-Messwerte aus der Zeit der Coronakrise mit historischen Aufzeichnungen des Phonogrammarchivs von öffentlichen Orten. Dies sind etwa stark frequentierte Orte in der Wiener Innenstadt oder in Graz sowie Messstellen in der Nähe von Verkehrsknotenpunkten, wie Peter Balazs, Projektleiter und Direktor des Instituts für Schallforschung, erklärte.

Der erste Lockdown vor rund einem Jahr brachte bekanntlich eine starke Verkehrsreduktion um bis zu rund 50 Prozent mit sich. Im Schnitt betrug die Lautstärkereduktion damals drei bis vier Dezibel. Allerdings gab es an vereinzelten Messstationen auch stärkere Rückgänge um nahezu zehn Dezibel zu verzeichnen, so Balazs, der einräumte im ersten Lockdown insgesamt durchaus auch einen deutlichen Rückgang erwartet zu haben. Immerhin sank an manchen Orten das Schallniveau aber sogar ein Stück weit unter jenes der 1980er Jahre.

Weniger Flugverkehr

"Beim Flugverkehr waren die Abnahmen wesentlich deutlicher, da gab es einen durchschnittlichen Rückgang von bis zu zehn Dezibel", so der Schallforscher Holger Waubke. Trotz weiter etwas weniger Fluglärms ging die Lärmreduktion knapp nach den einschneidenden Maßnahmen auch rasch wieder verloren.

Die einschlägigen Effekte der weiteren coronabedingten Lockdowns haben die Wissenschafter noch nicht fertig analysiert, sagte Balazs: "Ich würde aber vermuten, dass hier weniger Reduktion sichtbar ist." Die Verkehrsdaten zeigen in diesen weiteren Phasen des Herunterfahrens des Landes insgesamt auch nicht annähernd jenen Knick wie im ersten Lockdown. Nicht zuletzt ist der zunehmende Verkehr auch der größte Treiber des Lärmpegels im öffentlichen Raum.

Schädlicher Lärm

Anlässlich des "Tages gegen Lärm" hält Balazs fest: "Lärm ist ungewollter und unangenehmer Schall. Ist der Schalldruckpegel zu hoch, kann das nachweislich gesundheitsschädigend sein." Seit einiger Zeit würden vielfach auch Initiativen gesetzt, um dem entgegenzuwirken, indem etwa LKW auf lärmarmen Reifen rollen oder Bremssysteme in Zügen verbessert werden.

"Wer anhaltend Lärm ausgesetzt ist, insbesondere in der Nacht, hat ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen", so Psychoakustiker Bernhard Laback. Pegel von um die 60 Dezibel können schon mit erhöhter Ausschüttung des Stresshormons Cortisol, erhöhter Herzfrequenz und einer Blutdruckzunahme einher gehen. Ab 80 Dezibel kann der Schall das Gehör schädigen. Nicht zuletzt wirken sich erhöhte Lärmpegel auch negativ auf viele Tiere aus, so Laback. (red, APA, 28.4.2021)