Wien – Zugegeben, es ist nicht ganz einfach, den Überblick im Sammelsurium der aktuell geltenden Corona-Maßnahmen zu behalten. Doch wer sich hierbei schon plagt, dem wird das heimische Mobilfunk-Angebot schnell graue Haare wachsen lassen. Das fängt bei 35 unterschiedlichen Anbietern an und endet in Millionen Tarifkombinationen. Verschiedene Grundtarife, mögliche Zusatzpakete, mit oder ohne Handy – diese und weitere Faktoren machten die Suche nach dem günstigsten Tarif zu einer schier endlosen mathematischen Schnitzeljagd, gäbe es nicht zahlreiche Vergleichsplattformen im Internet. Corona hat diesen – vor allem in Zeiten teils geschlossener Shops – einen ordentlichen Schub beschert.

Nun kommt es im Mikrokosmos der Vergleichsportale zu einer millionenschweren Übernahme. Branchenprimus Geizhals übernimmt das Vergleichsportal tarife.at. Dem Vernehmen nach lässt sich Geizhals die Übernahme rund fünf Millionen Euro kosten.

Geizhals baut sein Portfolio für die preisbewusste Kundschaft aus. Seine Erbsen im Mobilfunksektor kann man sich aber weiterhin von tarife.at zählen lassen.
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Logischer Schritt Mobilfunk

Der Schritt passt zur Strategie. Geizhals will wachsen und neben Produkten auch bei Dienstleistungen mitmischen. Im Vorjahr beteiligte sich die hinter Geizhals stehende Preisvergleich Internet Services AG, die zu 91 Prozent im Eigentum der deutschen Heise Gruppe steht, zu 30 Prozent an der heimischen Strom- und Gasvergleichsplattform compera.at. In den Mobilfunksektor einzudringen scheint demnach logisch.

Für Tarife.at-Nutzer ändere sich nichts. Sowohl die Marke als auch die Website bleiben bestehen. Nicht einmal für Firmengründer Maximilian Schirmer ändert es viel: "Ich habe eine Jobgarantie und Jobverpflichtung für mindestes fünf Jahre", sagt Schirmer im Gespräch mit dem STANDARD. Operativ und strategisch bleibe alles beim Alten, für die Zielgruppen ließe sich jedoch das Angebot verbessern.

350.000 Besucher pro Monat

Rund 350.000 Menschen klickten 2020 monatlich auf die Seite und ließen sich Angebote ausrechnen, mehr als 50.000 davon haben direkt Verträge über das Portal abgeschlossen. Einnahmen werden durch Vermittlungsprovisionen und Werbeeinnahmen lukriert, im Vorjahr bewegte sich der Umsatz Firmenangaben zufolge im niedrigen siebenstelligen Bereich. Für heuer rechnet der studierte Wirtschaftsinformatiker mit einem Wachstum auf bis zu 80.000 Verträge.

Maximilian Schirmers Mutter hielt es für keine gute Idee, kurz vor der Matura eine eigene Firma zu gründen – er schon. Es hat sich ausgezahlt.
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Eine Entwicklung, die mit dem allgemeinen Online-Boom am Telekommarkt einhergeht: Anstatt einen Shop oder Vertriebspartner aufzusuchen, schließen immer mehr Kunden ihre Mobilfunk- und Internetverträge im Internet ab: Je nach Anbieter erfolgten bereits rund 25 Prozent der Vertragsabschlüsse online.

Geizhals dominiert das Feld schon länger, als Vergleichsplattform gibt es das Unternehmen seit 1997. Im Jahr 2000 wurde die AG gegründet. Mittlerweile besuchen monatlich rund zwölf Millionen User geizhals.at und das deutsche Pendant. Das macht Geizhals zu einer der größten E-Commerce-Plattformen im deutschsprachigen Raum.

Nichts Vergleichbares

Das Fundament für die Firma legte der heute 29-jährige Schirmer 2010, kurz nachdem er die Volljährigkeit erreicht hatte. Ein paar Monate vor der Matura nahm er sein Taschengeld und Erspartes in die Hand und gründete ein Einpersonenunternehmen, das 2012 in tarife.at mündete. Etwas Vergleichbares gab es damals nicht. "Meine Mutter hielt das kurz vor der Matura für keine gute Idee, aber ich schon", erzählt Schirmer. Externe Finanzierung holte er sich auch im Verlauf der kommenden Jahre keine.

Rund 350.000 Menschen klickten voriges Jahr auf tarife.at – mehr als 50.000 davon schlossen in weiterer Folge einen Vertrag ab.
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Die Daten für die diversen Tarife bekommt Schirmer von den Netzbetreibern übrigens nicht mitgeliefert. Deshalb hat er Algorithmen programmiert, die permanent die entsprechenden Seiten auf Änderungen kontrollieren. "Die Software zeigt, wenn sich auf einer Seite etwas ändert, das kann aber auch ein Werbebanner sein. Tarifänderungen müssen stets händisch freigegeben werden." Man mache das nach dem Vieraugenprinzip – bei einem Team von drei Leuten schaut also fast die ganze Firma drüber. (Andreas Danzer, 28.4.2021)