In den ersten Tagen nach Einführung der Maskenpflicht waren der Donaukanal und der Karlsplatz wie leergefegt.

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Nach ziemlich genau einem Monat ist Schluss: Ab Montag dürfen sich Menschen am Donaukanal, am Stephansplatz und an anderen Orten in der Wiener Innenstadt wieder ohne FFP2-Maske aufhalten. Die großen Schilder, die die Tragepflicht ankündigen, werden abgebaut, die Polizei wird ihre Fahrzeuge, die zusätzlich akustisch darüber informieren, wieder einziehen. Was bleibt, ist die Frage nach einer Bilanz.

Polizei setzte auf Dialog

Die Polizei dürfte zufrieden sein. In einem kurzen Statement an den STANDARD heißt es, dass "Dialogverfahren" – also das reine Aufklären über die Tragepflicht – "in vielen Fällen gereicht" hätten, "um den gesetzmäßigen Zustand herzustellen". Die Frage, wie viele Verwaltungsstrafen ausgestellt wurden, blieb vorerst unbeantwortet. Auch an welchem Ort es die meisten Strafen gab, ist nicht klar: "Eine Statistik über die einzelnen Örtlichkeiten, an denen die Trageverpflichtung gilt, führt die Landespolizeidirektion Wien nicht."

Disziplin nahm ab

Tatsächlich war vor allem in den ersten Tagen nach Einführung der Maskenpflicht insbesondere der Donaukanal wie leergefegt: keine Grüppchen mehr, die sich ab dem späten Nachmittag auf eine Dose Bier trafen, sogar weniger Sportlerinnen und Sportler waren an Wiens Flanier- und Verweilmeile zu sehen. Vergangenes Wochenende sah das schon anders aus – bei einem STANDARD-Lokalaugenschein fiel auf, dass eigentlich kaum mehr jemand die Maske aufhatte. Vielen baumelte sie vor dem Kinn, andere hatten sie um die Hand – viele jedenfalls griffbereit, falls die Polizei auftauchen sollte.

Wie Ansteckungen draußen passieren

Virologinnen und Virologen sowie andere Experten haben darauf hingewiesen, dass die britische Mutation den Aufenthalt im Freien dieses Jahr gefährlicher mache – wenn nicht ausreichend Abstand eingehalten werden kann und zusätzlich noch gesungen oder geschrien wird. Denn während die Aerosole, die das Virus ja übertragen können, durch Faktoren wie etwa Wind im Freien verdünnt und wegbewegt werden, wie Andreas Bergthaler vom Forschungsinstitut für Molekulare Medizin in Wien erklärt, können Tröpfchen für die Übertragung im Freien eine größere Rolle spielen, wenn man näher beisammensitzt oder -steht. Dennoch gilt, da sind sich Expertinnen und Experten einig: In Innenräumen liegt das Hauptrisiko.

DER STANDARD

USA: Masken im Freien nicht mehr notwendig

Wie viele Menschen man im Freien trifft, ist auch in den USA ausschlaggebend: Dort haben die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) erst am Dienstag entschieden, dass Masken im Freien für geimpfte Personen nicht mehr notwendig sind, zumindest wenn sie alleine oder in kleinen Gruppen unterwegs sind. Für Menschen, die noch keine Impfung erhalten haben, empfiehlt die Gesundheitsbehörde weiterhin das Tragen von Masken im Freien. "Es gibt eine wachsende Datenlage, wonach sich die meisten Ansteckungen im Inneren und nicht im Freien zutragen", sagte CDC-Chefin Rochelle Walensky.

Bei den Richtlinien der CDC handelt es sich lediglich um Empfehlungen. Verbindliche Vorgaben werden von den Bundesstaaten gemacht. Eine Reihe von Bundesstaaten wie Texas hat die Maskenpflicht im Freien wie auch in Innenräumen bereits abgeschafft.

"Osterruhe" zeigt Wirkung

Die Sieben-Tage-Inzidenz – also die Zahl gemeldeter Neuinfektionen pro Woche und 100.000 Einwohner – lag zu Beginn der "Osterruhe" und der FFP2-Masken-Pflicht im Freien in Wien bei 342. Seither ist sie auf 175 gesunken. Neben der Maskenpflicht galt in Wien auch eine Ausgangssperre rund um die Uhr – inklusive der bekannten Ausnahmen –, Handel, körpernahe Dienstleister und auch Museen und Zoos waren geschlossen. Ab Montag ist wieder geöffnet.

Maskenpflicht in Vorarlberg

Während in Wien die Maskenpflicht outdoor fällt, hat sie in einigen Kommunen in Vorarlberg gerade erst begonnen: Im Zentrum der Marktgemeinde Lustenau gilt beispielsweise seit Dienstag die Tragepflicht. Auch in anderen österreichischen Orten – etwa Kufstein oder Brixlegg in Tirol – wurden Menschen bereits dazu angehalten, Masken im Freien zu tragen. (lhag, 28.4.2021)