Marsch auf dem Absprung.

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Der Fußball funktioniert simpel. Erst werden Transfers dementiert, um dann doch bestätigt zu werden. Es ist eine Frage des richtigen Moments, der abgestimmten Kommunikation. In einem großen Konzern wie Red Bull ist es insofern schwierig, als es zwei durchaus relevante Vereine gibt: Red Bull Salzburg und RB Leipzig, wobei das RB für Rasenballsport steht, in Deutschland ist man bei der Namensgebung strenger.

Fakt ist: Salzburg-Trainer Jesse Marsch wechselt im Sommer nach Leipzig, ersetzt dort den von Bayern München verpflichteten Julian Nagelsmann. Natürlich kostet Marsch nicht 25 Millionen Euro Ablöse, abgesehen davon bleibt das Geld eh in der Familie. Sein Vertrag währt zwar bis 2022, völlig egal.

"Noch ist es nicht vollzogen. Wir sind seit Mittag in Gesprächen mit Leipzig. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen", erklärte Salzburgs Geschäftsführer Stephan Reiter vor dem Heimspiel gegen den WAC. Marsch selbst wollte sich zur Causa prima nicht äußern. "Ich bleibe mit meiner Konzentration heute hier", stellte er im Sky-Interview vor Spielbeginn klar.

Die Nachricht stand freilich bereits in praktisch allen relevanten deutschen Medien. Marsch war der logische Kandidat. Zwar sprach der Vorstandsvorsitzende Oliver Mintzlaff noch am Dienstag von einer "Shortlist" mit drei Trainern. Doch keine 24 Stunden nach dem Nagelsmann-Abgang dürften die Sachsen Nägel mit Köpfen gemacht haben.

Hoch angesehen

Der 47-jährige US-Amerikaner ist seit Jahren Teil des Fußball-Imperiums von Red Bull und hoch angesehen bei Dietrich Mateschitz. Auch Leipzig kennt der frühere New-York-Coach schon. Er war in der Saison 2018/19 als Assistenztrainer unter Ralf Rangnick tätig. Marsch sagte in einem vor einer Woche ausgestrahlten Sky-Interview: "Wenn ich die Möglichkeit als Trainer in Leipzig haben kann, dann ist es eine super Idee für mich." Er soll von Eintracht Frankfurt nach dem Wechsel von Ex-Salzburg-Trainer Adi Hütter zu Borussia Mönchengladbach kontaktiert worden sein und zudem dem englischen Erstligisten Tottenham Hotspur abgesagt haben. Das sind wahre Luxussorgen.

Wechsel zwischen den RB-Dependancen sind das Gegenteil von Rarität. Seit der Gründung des sächsischen Vereins durch Red Bull 2009 gingen 18 Spieler von Salzburg direkt nach Ostdeutschland. Als bisher letzter reihte sich Dominik Szoboszlai in die Liste ein. Auf der stehen Namen wie Peter Gulacsi, Stefan Ilsanker, Naby Keita, Dayot Upamecano, Konrad Laimer oder Amadou Haidara. Nicht mitgerechnet sind Marcel Sabitzer, Massimo Bruno und Omer Damari, die von Leipzig an Salzburg verliehen waren und zurückkehrten. Auch Kevin Kampl hatte Zwischenstopps in Dortmund und in Leverkusen eingelegt. Den Anfang machte übrigens Roman Wallner im Jahr 2012, Leipzig war damals viertklassig.

Länger als zwei Saisonen war seit der Übernahme des Getränkekonzerns 2005 noch kein Trainer in Salzburg tätig. Die Beziehung zwischen Marsch, er folgte Marco Rose nach, und der Mannschaft hatte zuletzt schon einige Abnutzungserscheinungen erkennen lassen. Nicht immer waren die "Bullen" vom grandiosen Motivator aus Wisconsin taktisch perfekt eingestellt. Viele Partien gewannen die Salzburger, die als überlegener Tabellenführer und Cup-Finalist erneut aufs Double zusteuern, ausschließlich durch die individuelle Qualität.

Kommt Glasner?

Und wer ersetzt Marsch? Oliver Glasner könnte zum Absprung aus Wolfsburg bewegt werden. Der 46-Jährige hält sich seit Wochen zu seiner Zukunft bedeckt. Eine kolportierte Ausstiegsklausel könnte greifen. Natürlich nicht nur für Salzburg. Glasner ist gebürtiger Salzburger, das ist fix. (hac, 28.4.2021)