Eine Archivaufnahme aus dem Jahr 2018 zeigt eine Gruppe somalischer Kinder im Camp Dadaab. Eine nachhaltige Lösung für die Menschen zeichnet sich noch nicht ab.

Foto: Yasuyoshi CHIBA / AFP

Die beiden großen Flüchtlingslager in Kenia, Dadaab und Kakuma, sind der Regierung in Nairobi schon lange ein Dorn im Auge. Bereits seit Jahren sollen die Unterkünfte für mehr als 400.000 Geflüchtete im Land geschlossen werden. Offiziell heißt es, dass die beiden Camps ein Sicherheitsrisiko darstellen würden, sie Rekrutierungsplätze für die radikalen al-Shabaab-Islamisten seien. Doch hinter vorgehaltener Hand spekulieren Vertraute darüber, dass die Flüchtlinge Verhandlungstoken sind.

Denn im Moment befindet sich Kenia mit Somalia vor dem Internationalen Gerichtshof und verhandelt dort über ein Gebiet im Indischen Ozean, das über ein reiches Öl- und Gasvorkommen verfügt. Und die meisten Geflüchteten, die sich in Dadaab aufhalten, stammen aus Somalia. Sie sind seit den 1990er-Jahren vor schweren Dürren geflohen, viele von ihnen wurden bereits im Lager geboren.

UNHCR glaubt an Fortbestand

Das zwischenzeitlich größte Flüchtlingslager der Welt – nun hat den traurigen Titel Cox’s Bazar in Bangladesch – ist aber kein Camp im ursprünglichen Sinn, sondern vielmehr eine urbane Siedlung. Rufe nach dem "Zusperren" des Lagers hat Walpurga Englbrecht, stellvertretende Gesandte des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Kenia, bereits im STANDARD kommentiert: "Es hat keine Türen, die man einfach so zusperren könnte."

Das UNHCR verhandelt mit der kenianischen Regierung im Moment über die Zukunft der Camps. Eigentlich hätte es bereits Anfang April laut behördlicher Anweisung geräumt werden sollen, doch das Oberste Gericht hat einen zwischenzeitlichen Stopp erwirkt. Als neues Datum gilt Ende Juni 2022, wie Fred Matiang’i, der Kabinettschef im kenianischen Innenministerium, in einem Statement bekanntgab. Man wolle das freiwillige Rückreiseprogramm konsequent fortsetzen, das man bereits im Jahr 2016 begonnen hat, sagt Matiang’i weiter.

Lösung für Kenianer

Freiwillige Rückreisen in ihre Herkunftsländer für die Menschen aus Somalia, dem Südsudan, der Demokratischen Republik Kongo oder Äthiopien sind aber höchst umstritten. Denn oft werden die Menschen unter Druck gesetzt, wird ihnen angedroht, sie einfach über die Grenze zu verfrachten – ohne jegliche Unterstützung. Deshalb würden einige dann doch "freiwillig" zurückkehren, heißt es in Berichten.

Und dann gibt es noch immer keine nachhaltige Lösung für Kenianerinnen und Kenianer, die sich aufgrund ihrer eigenen misslichen Lage fälschlicherweise als Flüchtlinge registriert haben und nun keinen Anspruch auf ihre Staatsbürgerschaft haben. Zwar hat sich die Zahl offenbar auf ein Viertel der noch 2019 betroffenen 40.000 Menschen reduziert, doch ist eine endgültige Lösung noch immer nicht in Sicht.

Menschenrechtsgruppierungen in Kenia hoffen weiterhin, dass die beiden Lager erhalten bleiben. (Bianca Blei, 6.5.2021)