Mit seiner Familie auf der Flucht: Justin Theroux (rechts) als Allie Fox in der Serie "The Mosquito Coast".

Foto: Apple TV+

Wie verwandelt man Wärme in Eis? Der Erfinder Allie Fox bastelt nicht nur eine Maschine, die genau das kann. Er hasst auch die Konsumgesellschaft und flüchtet mit seiner Familie vor der Zivilisation in den Dschungel nach Mittelamerika, wo sich seine Utopie allerdings bald in Tyrannei verwandelt. 1986 war es Harrison Ford, der den narzisstischen Idealisten aus Paul Theroux' Roman "The Mosquito Coast" für die große Leinwand verkörperte: ziemlich unsympathisch und sehr fesselnd.

Nun ist es mit Justin Theroux der Neffe des Autors der Buchvorlage, der für eine neue Adaption als Serie, zu sehen ab Freitag auf Apple TV+, in die Rolle des Zivilisationsflüchtigen schlüpft. Wer glaubt, dass das Verwandtschaftsverhältnis eine größere Nähe zum Roman mit sich bringt, befindet sich auf dem Holzweg.

Zwar trägt auch dieser Allie Fox seine Zivilisationskritik vor sich her, das eigentliche Motiv für seine Flucht ist aber eine kriminelle Vergangenheit. Warum genau dem Mann der US-Auslandsgeheimdienst NSA auf den Fersen ist, erfährt man ebenso wenig, wie man es an die Mosquito Coast schafft. Offenbar soll die erste Staffel nicht die letzte bleiben.

Trailer zu "The Mosquito Coast".
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Dass die Vorlagen, abgesehen von der geprüften Familie, so gut wie völlig über Bord geworfen wurden, wäre verschmerzbar, wenn anderes geboten würde als ein Katz-und-Maus-Spiel, das sich zunehmend ausnimmt wie ein Aufguss aktueller Serien.

Eine mit Digitaltechnik angeberisch visualisierte Kältemaschine am Anfang gibt einen Vorgeschmack, auf die heiße Luft, die von der Serie virtuos produziert wird. Wer Buch und Kinofilm nicht kennt, dafür aber Serien wie "Ozark" mag, ist klar im Vorteil. (Karl Gedlicka, 29.4.2021)