Eine "Gebühr für Getränke" gibt es in Deutschland schon lange.

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Coca-Cola hat unlängst von der Deutschen Umwelthilfe die rote Karte bekommen. Gerügt wurden auch die großen Discounter Lidl und Aldi (in Österreich Hofer). Grund der Klage: Wie viele andere große Händler und Getränke-Abfüller bieten sie nicht ausreichend Flüssiges in Mehrwegflaschen an, sondern setzen lieber auf Einwegpfand.

Dabei hat die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) in das Anfang 2019 in Kraft getretene Verpackungsgesetz schreiben lassen: "Ziel ist, einen Anteil von in Mehrweggetränkeverpackungen abgefüllten Getränken in Höhe von mindestens 70 Prozent zu erreichen."

Doch davon ist Deutschland weit entfernt, die Quote liegt nur bei 41 Prozent. Auf die unterschiedliche Verteilung weist das deutsche Umweltbundesamt hin. So lag die Mehrwegquote beim Bier immerhin bereits über 80 Prozent, sank zuletzt aber wieder auf 79,5 Prozent. Bei den alkoholfreien Erfrischungsgetränken kommt man nur auf eine Mehrwegquote von 23 Prozent. Das dominante Packmittel bei Getränken sind nach wie vor Einwegplastikflaschen mit einem Gesamtmarktanteil von 52,2 Prozent.

Erfindung von Rot-Grün

Eine "Gebühr für Getränke" gibt es in Deutschland schon lange. Eingeführt wurde das Pfand auf Dosen- und Plastikflaschen im Jahr 2003 von der damaligen rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder (SPD). Starkgemacht dafür hatte sich Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne).

Als das Pfand fällig war, sank der Anteil der Getränkedosen rapide. 2002 hatten die Deutschen nach Angaben des "Forums Getränkedose" noch 7,5 Milliarden von diesen Blechbüchsen gekauft, 2003 waren es nur noch 300 Millionen. Doch dann stieg der Anteil wieder stetig an. 2019 knackte die Getränkedose mit 3,9 Milliarden Stück fast die Vier-Milliarden-Marke.

Einwegpfand ist teurer

Grundsätzlich ist Mehrwegpfand in Deutschland günstiger als Einwegpfand. Ersteres liegt – egal ob die Flaschen aus Glas oder PET sind – meist bei 15 Cent, bei Bier sind es nur acht Cent. Pfand auf Einwegverpackungen ist teurer, es beträgt 25 Cent.

Der Deutschen Umwelthilfe sind diese 25 Cent noch zu wenig. "Wir brauchen einen zusätzlichen Aufschlag von 20 Prozent, um einen Lenkungseffekt Richtung Mehrweg zu erzielen", sagt Barbara Metz, die stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe.

Zudem fordert sie Sanktionen, wenn die Mehrwegquote nicht erfüllt wird. Dann sollen Abfüller und Händler dies finanziell zu spüren bekommen. Derzeit nämlich ist die 70-prozentige Quote keine gesetzliche Verpflichtung.

Mehr Pfandflaschen ab 2022

Ab dem nächsten Jahr soll in Deutschland aber Pfand auf deutlich mehr Getränkeflaschen aus Plastik und auf Getränkedosen kassiert werden. Derzeit sind Frucht- und Gemüsesäfte davon noch befreit. Um die Müllmengen zu reduzieren, hat die deutsche Bundesregierung das Verpackungsgesetz novelliert. Vorgesehen ist ab 2024 dann auch Pfand auf Milch und Milcherzeugnisse in Plastikflaschen. Nicht erfasst von der Pfandpflicht werden in der Novelle Tetrapaks. Egal was sich darin befindet – beim Kauf dieser wird kein Aufschlag erhoben. (Birgit Baumann aus Berlin, 28.4.2021)