FPÖ-Klubchef Herbert Kickl erntete zuletzt innerparteilich Zuspruch. Parteichef Norbert Hofer musste hingegen harte Kritik einstecken.

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Die Freiheitlichen bemühen sich intensiv darum, Einigkeit zu demonstrieren und jedweden Machtkampf um die Parteiführung in Abrede zu stellen. Tatsächlich scheinen die blauen Reihen wieder zur Ruhe gekommen zu sein, seit sich der Parlamentsklub um Herbert Kickl im Streit um die Maskenpflicht im Hohen Haus gegen Parteichef Norbert Hofer stellte. Der musste seine Kameraden besänftigen, Kickl stellte sich hinter ihn.

Doch im politischen Alltag gehen Kickl und Hofer dann anscheinend doch lieber wieder auf Abstand zueinander. Am Dienstag lud der Klubchef zu einer Pressekonferenz ein, tags darauf der Frontmann der Bundespartei. Beide thematisierten Corona und ätzten gegen den grünen Pass, mit dem Geimpfte, Getestete und Genesene wieder allerlei Freiheiten erlangen können sollen.

Der Scharfmacher

Dabei wurden aber die höchst unterschiedlichen politischen Zugänge der beiden Ex-Minister wieder offensichtlich, und es stellt sich die Frage, welcher Kurs sich am Ende in der FPÖ durchsetzen wird.

Kickl ist als Scharfmacher bekannt, der gerne provoziert. So auch diesmal, als er Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) einen "Waidhofner Mussolini" nannte, da dieser eine Maskenpflicht in der Hausordnung des Parlaments erließ – für Maskenverweigerer Kickl ein "totalitärer Willkürakt"

Und Kickl spielt mit der Unsicherheit der Menschen. Etwa, wenn er den Nutzen der FFP2-Maske infrage stellt. Experten wie beispielsweise der Virologe Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien meinen mit Vehemenz, dass die FFP2-Maske sehr wohl einen Schutz biete. Die Masken würden Aerosole abfangen, so Nowotny.

Schon vergangene Woche führte Kickl seine Anhänger in die Irre. Da zählte er nämlich angebliche Nebenwirkungen und Todesfälle nach Covid-19-Impfungen auf. Er erklärte aber nicht, dass in der europäischen Nebenwirkungsdatenbank Eudravigilance nur Verdachtsfälle eingemeldet werden, die nicht zwingend mit dem Wirkstoff zu tun haben müssen.

Alles in einem Topf

Hofer ließ sich am Dienstag impfen, Kickl verweigert das bekanntlich. Auch das ist ein Unterschied. Aber auch, dass Hofer oft in aller Ruhe ein breites Themenfeld anspricht. Nachdem der Burgenländer am Mittwoch von der Regierung einforderte, dass Gastronomie, Hotellerie und Kultur wirklich am 19. Mai öffnen, schwenkte er plötzlich zum Klimaschutzgesetz von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). Er rechnete vor, was auf Autofahrer via Benzinpreis zukommen könnte, und referierte über E-Fuel und Elektrolyse.

Dann ging es vom Krisentausender für alle zu staatlichen Beteiligungen, damit es zu keinem Ausverkauf heimischer Unternehmen, etwa an China, komme. Nach einem Exkurs über die Staatshilfen für Austrian Airlines forderte Hofer, dass Pflegekräfte wie Polizisten in der Ausbildung ein Gehalt bekommen sollen, um den Beruf attraktiver zu machen. Nur beim grünen Pass wurde Hofer ruppiger, den er als "Sinnbild der Spaltung" in der Gesellschaft und als "Sigmatisierung der Menschen" bezeichnete. In sich unterschiedlicher könnte eine Doppelspitze kaum sein. (Jan Michael Marchart, 28.4.2021)