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Matthias Jaissle übernimmt.

Foto: Getty/Juinen

Wals-Siezenheim/Leipzig – Cheftrainer Jesse Marsch verlässt am Saisonende Red Bull Salzburg und wird den deutschen Bundesligisten RB Leipzig betreuen. Nachfolger des 47-Jährigen wird der 33-jährige Deutsche Matthias Jaissle, aktuell Trainer des Salzburger Kooperationsklubs FC Liefering, teilten die Bullen am Donnerstagvormittag mit. Sowohl Marsch als auch Jaissle unterschrieben für zwei Jahre.

"Meine fernere berufliche Zukunft als Trainer ist hiermit geklärt. Aber jetzt gilt mein ganzer Fokus zu 100 Prozent den letzten drei Wochen mit Salzburg. Und dabei werde ich unseren großen Zielen – der Titelverteidigung in Cup und Meisterschaft – alles unterordnen und wirklich alles dafür tun", versprach Marsch.

Der US-Amerikaner war der logische und erwartete Nachfolger von Julian Nagelsmann. Der 33-Jährige verlässt die Leipziger am Saisonende nach zwei Saisonen seines ursprünglich für vier Jahre geltenden Vertrags, um seinen "Lebenstraum" als Trainer des FC Bayern zu verwirklichen. Dieser Transfer soll den Champions-League-Sieger der Vorsaison laut Medienberichten mindestens 25 Millionen Euro Ablöse kosten – eine völlig neue Dimension bei einer Trainerverpflichtung.

Chance auf das nächste Double

Marsch hätte noch ein Jahr Vertrag in Salzburg gehabt. Er war im Sommer 2019 aus Leipzig gekommen, wo er Co-Trainer war, und Nachfolger des nach Mönchengladbach abgewanderten Marco Rose geworden. Seither gewann der frühere US-Teamspieler mit Salzburg 59 der 89 Spiele (13 Unentschieden, 17 Niederlagen) und hält bei einem Punkteschnitt von 2,13 pro Match.

Nach dem Doublegewinn im Vorjahr hat Salzburg auch in dieser Saison beste Chancen auf beide Titel, da man im Cup-Finale am Samstag in Klagenfurt auf den LASK trifft. International nahm der Klub unter Marsch erstmals in der Red-Bull-Ära an der Gruppenphase der Champions League teilt (Herbst 2019 und 2020).

Wechsel zwischen den RB-Dependancen in Salzburg und Leipzig sind keine Seltenheit. Seit der Gründung des Vereins durch Red Bull 2009 wurden bereits 18 Spieler von Salzburg nach Leipzig transferiert, zuletzt kam der Ungar Dominik Szoboszlai im Winter auf diese Liste.

Nicht mitgerechnet sind dabei Marcel Sabitzer, Massimo Bruno und Omer Damari, die von Leipzig an Salzburg verliehen waren und danach zum deutschen Klub zurückkehrten. Nun wechselt mit Marsch erstmals auch ein Chefcoach nach Sachsen. Länger als zwei Saisonen war seit der Übernahme des Getränkekonzerns 2005 noch kein Trainer in Salzburg tätig.

Ab Sommer wird nun Jaissle das Amt des Cheftrainers übernehmen. Der Schwabe war Spieler beim deutschen Bundesligisten TSG Hoffenheim (65 Einsätze), ehe er aufgrund einer schweren Knieverletzung Mitte Februar 2014 seine Karriere im Alter von 25 Jahren beenden musste und sehr früh ins Trainergeschäft einstieg.

Zunächst war er Co-Trainer bei Nachwuchsmannschaften von RB Leipzig (2014 bis 2016) unter Sebastian Hoeneß, ehe er diese Funktion beim dänischen Spitzenklub Bröndby IF (2017 bis 2019) unter Alexander Zorniger ausübte. Seit dem Sommer 2019 ist er Betreuer in Salzburg. Zunächst trainierte er die U18 der Red-Bull-Fußballakademie und seit Jahresbeginn nach dem Wechsel des Dänen Bo Svensson zum deutschen Bundesligisten Mainz den FC Liefering. Dieser steht aktuell auf Platz zwei der zweiten Liga, darf aber aufgrund seiner Kooperation mit Salzburg nicht aufsteigen.

Offene Gespräche

"Ich habe stets gesagt, dass mein Austausch mit Jesse sehr offen und klar war. In diesen Gesprächen hat er immer wieder durchklingen lassen, dass ihn eine Rückkehr in die deutsche Bundesliga sehr reizen würde", erklärte Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund. "Die Entscheidung über seinen Wechsel zu Leipzig ist letztlich sehr kurzfristig passiert, wir waren aber aufgrund der offenen und fairen Gespräche davor auf diese Situation vorbereitet."

Gleichzeitig war Freund "froh, dass wir die Trainerfrage so rasch klären konnten, damit wir uns gemeinsam und mit voller Konzentration wieder unserem Saisonziel Double widmen können. Mit Matthias Jaissle geben wir wieder einem jungen Trainer die Chance und gehen damit unseren Weg konsequent weiter. Für uns ist er die Wunschlösung als kommender Cheftrainer, weil er zu 100 Prozent zu unserer Klubphilosophie und der Art und Weise passt, wie wir Fußball spielen."

Jaissle freut sich "auf diese Chance und die großen Aufgaben mit Salzburg. Der Weg und die Ausrichtung des Klubs entsprechen meinem Zugang als Trainer sehr genau, und ich bedanke mich für das Vertrauen", wurde er in der Klubaussendung zitiert. "Jetzt gilt es, meine Arbeit beim FC Liefering noch möglichst erfolgreich abzuschließen, ehe ich mich mit meiner neuen Aufgabe beschäftigen werde." (APA, 29.4.2021)

Die Trainer von Red Bull Salzburg seit 2005:

Juli 2005 – Ende Mai 2006:
Kurt Jara (AUT)

Anfang Juni 2006 – April 2008:
Giovanni Trapattoni (ITA) – Meister 2007

Mai 2008 – Juni 2009:
Co Adriaanse (NED) – Meister 2009

Juni 2009 – April 2011:
Huub Stevens (NED) – Meister 2010

April 2011 – Juni 2012:
Ricardo Moniz (NED) – Double 2012

Juli 2012 – Mai 2014:
Roger Schmidt (GER) – Double 2014

Juni 2014 – Juni 2015:
Adi Hütter (AUT) – Double 2015

Juni 2015 – Dezember 2015:
Peter Zeidler (GER)

3. bis 28. Dezember 2015:
Thomas Letsch (GER/interimistisch)

Jänner 2016 – Juni 2017:
Oscar Garcia (ESP) – Double 2016 und 2017

Juni 2017 – Juni 2019:
Marco Rose (GER) – Meister 2018, Double 2019

Juni 2019 – Juni 2021:
Jesse Marsch (USA) – Double 2020

ab Juni 2021 (Vertrag bis 2023):
Matthias Jaissle (GER)