China hat das erste Modul seiner neuen Raumstation gestartet. Wie im chinesischen Staatsfernsehen zu sehen war, hob das Tianhe genannte Kernmodul am Donnerstag mit einer Trägerrakete des Typs Langer Marsch 5B vom Weltraumbahnhof Wenchang auf der Insel Hainan ab. Der Bau einer eigenen Raumstation ist zentraler Bestandteil von Chinas ehrgeizigem Weltraumprogramm.

Tianhe startete am Donnerstag von der südchinesischen Insel Hainan aus ins All.
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Das Kernmodul Tianhe ist das Herzstück der im Bau befindlichen chinesischen Raumstation Tiangong 3 und bietet Unterkünfte für drei Astronauten. In Vollbetrieb gehen soll die Raumstation im kommenden Jahr. Zuvor sind noch weitere Transport- und Montageflüge erforderlich.

Dichtes Programm

Schon in den kommenden Wochen sollen zwei weitere Raumflüge stattfinden. Im Mai könnte das Cargo-Raumschiff Tianzhou 2 mit Treibstoff und Versorgungsgütern starten, möglicherweise im Juni sollen dann erstmals drei Astronauten zu Tianhe zu fliegen. Die Bauphase erfordert einen dichten Flugplan: Insgesamt sind elf Flüge vorgesehen – drei Flüge mit Bauteilen, vier Frachtmissionen und vier bemannte Raumflüge.

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Rendering des Moduls Tianhe in einem undatierten Bildausschnitt des chinesischen Staatssenders CCTV.
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Geplant ist, dass die chinesische Raumstation nach ihrer Inbetriebnahme im niedrigen Erdorbit auf rund 400 bis 450 Kilometern Höhe verbleibt. Eine internationaler Betrieb wie bei der Internationalen Raumstation ISS ist nicht vorgesehen. Peking hat jedoch erklärt, offen für ausländische Kooperation in der Weltraumforschung zu sein.

Mit rund 90 Tonnen wird Chinas Raumstation deutlich kleiner als die 240 Tonnen schwere ISS sein und im Aufbau eher an die einstige russische Station Mir erinnern. Das Kernmodul Tianhe ist 16,6 Meter lang und hat einen Durchmesser von 4,2 Metern. Zwei weitere Teile, die T-förmig angebaut werden, sollen Platz für wissenschaftliche Experimente bieten.

Getrennte Wege

Wenn die in die Jahre gekommene Internationale Raumstation (ISS) in den kommenden Jahren ihren Dienst einstellt, wäre China zumindest vorübergehend die einzige Nation, die eine Wohn- und Forschungsgemeinschaft in einer Erdumlaufbahn betreibt. Die Hauptbetreiber der ISS, Nasa und Roskosmos, wollen diesbezüglich künftig wieder getrennte Wege beschreiten: Während Russland in den kommenden Jahren wieder eine eigene Raumstation im Erdorbit haben will, planen die USA den Bau einer Station im Mondorbit. (red, APA, 29.4.2021)