Die Infrastruktur wäre in Wien gegeben, die Unsicherheit bei den Impfstofflieferungen spricht aber gegen eine Anmeldung für alle Altersgruppen zur Covid-Impfung, sagt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

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St.Pölten/Wien – Als erstes Bundesland hat Niederösterreich am Mittwoch die Freischaltung von Impfterminen für alle Altersgruppen verkündet. Man ist sich sicher, dass die Impfstoffe pünktlich geliefert werden. Die bisherigen Ausfälle seien fast alle auf das Konto der Firma Astra Zeneca gegangen, das im Bundesland nun hauptsächlich für Zweitstiche verwendet werde, sagte Landes-Impfkoordinator Christof Chwojka.

Ab 10. Mai könnten sich alle "Menschen mit Niederösterreich-Bezug" ab 16 Jahren – Hauptwohnsitzer und Nebenwohnsitzer, so dieser Wohnsitz nicht nur für die Impfung angemeldet worden ist – für eine Immunisierung registrieren. Schon ab 3. Mai sind Impftermine für Menschen ab dem 50. Lebensjahr, ab 5. Mai ab dem 40. Lebensjahr, ab 7. Mai ab dem 30. Lebensjahr und ab 10. Mai für alle über 16 Jahren freigeschaltet.

Impfungen bis Ende Juni

Insgesamt geht es um 326.000 Terminpaare – erste und zweite Teilimpfung, vom Einmalimpfstoff Johnson & Johnson abgesehen. Letzteres Vakzin, so Chwojka, werde man vor allem in den Arztpraxen anwenden. Bis Ende Juni sollen sämtliche Impfungen durchgeführt sein.

Ältere Jahrgänge sowie Menschen mit Hochrisikofaktoren seien in Niederösterreich bereits durchgeimpft, "soweit sie dazu bereit waren", sagte Chwojka. Bei den über 80-Jährigen waren laut einer Sprecherin des Gesundheitsministeriums in Niederösterreich am Donnerstag bereits 75 Prozent mit zumindest einem Stich geschützt.

Im Laufe der kommenden Wochen sei insgesamt mit einer großflächigen Öffnung der Anmeldung in allen Bundesländern zu rechnen, heißt es aus dem Ministerium. Außerdem würden, vom Bund organisiert, die Betriebe zu impfen beginnen.

Skepsis in Wien

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bleibt dennoch skeptisch. Was die Impfstofflieferungen betrifft, würde er "noch keine große Karte darauf setzen und Termine ausmachen, wenn noch nicht wirklich gesichert ist, dass der Impfstoff kommt", sagte Hacker im Ö1-"Morgenjournal" am Donnerstag.

In Wien gab es in der Vergangenheit immer wieder Lieferschwierigkeiten oder sogar komplette Ausfälle, etwa Anfang April mit Astra Zeneca. Vergangene Woche wurden durchschnittlich 13.600 Impfungen pro Tag in Wien durchgeführt. Kapazitäten gäbe es für die dreifache Anzahl. In Wien seien frühestens im Sommer Anmeldungen für alle möglich, sagt Hacker.

Andere Länder warten ab

In Tirol werden diese Woche die über 50-Jährigen zur Impfung geladen, in der Steiermark und in Oberösterreich soll das im Mai passieren. Auch im Burgenland will man kein konkretes Datum nennen, wann Termine für alle Altersgruppen freigeschaltet werden. Herbert Weltler vom burgenländischen Impfstab dazu: "Das wäre ausgesprochen unseriös", da man Gefahr laufe, Termine zu vergeben, die man nicht einhalten könne. "Das würde zu einer ausgesprochen großen Verunsicherung der Ärzteschaft und der Bevölkerung im Burgenland führen."

In Vorarlberg und Salzburg wird weiterhin von Woche zu Woche geplant, je nach Eintreffen der Impfstoffe.

Experte: "Mehrere Wege führen nach Rom"

Karl Zwiauer, Mitglied im Nationalen Impfgremium, sagte in der "ZiB2" am Donnerstagabend dazu, dass offenbar mehrere Wege nach Rom führen würden. In den Priorisierungsplänen gebe es einen gewissen Freiraum. Dieser werde von den Bundesländern unterschiedlich genutzt. Aktuell sei es am wichtigsten, dass "so viele wie möglich so schnell wie möglich geimpft werden".

ORF

Weiters sagte Zwiauer, dass der Astra-Zeneca-Impfstoff in nächster Zeit vorwiegend jenen Personen vorbehalten werde, die auch die erste Teilimpfung damit bekommen haben. Zur Zuverlässigkeit von Sputnik V sagt er, dass man sich da an etwaige Empfehlungen der Europäischen Arzneimittel-Agentur halten solle.

Zwiauer zeigte sich optimistisch, dass demnächst auch 12- bis 15-Jährige geimpft werden könnten. Er bezog sich dabei auf hoffnungsvolle Studiendaten von Biontech. (bri, hag, red, 29.4.2021)