So könnte der neue Impfpass aussehen.

Foto: imago /SEPA.Media/Johann Schwarz

Wien – Vertreter der Ärztekammer, der Österreichischen Gesellschaft für Telemedizin und E-Health (ÖG Telemed) sowie zweier Fachverbände der Wirtschaftskammer (WKÖ) haben sich am Donnerstag gegen "österreichische Sonderlösungen" bei der Umsetzung des geplanten grünen Passes ausgesprochen. In einem gemeinsamen Positionspapier hieß es, es brauche eine koordinierte EU-weite Regelung. Außerdem wollen die Verbände in die Planung eingebunden werden.

Das Positionspapier wurde von der ÖG Telemed, der Ärztekammer sowie den WKÖ-Fachverbänden Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (Ubit) und Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) verfasst.

"Von zentraler Wichtigkeit ist, dass der Green Pass so einfach funktioniert wie ein Flugticket", betonte Dietmar Bayer, Präsident der ÖG Telemed. "Über einen Code auf dem Smartphone oder über einen Ausdruck muss auf einen Blick erkennbar sein, dass eine Person die Kriterien erfüllt und wie lange die Gültigkeit ist – ganz egal, ob sie getestet, geimpft oder genesen ist." So könnten die Freiheiten von Reisen über Kultur bis Nachtgastronomie schnellstmöglich und mit der nötigen Sicherheit zurückerlangt werden.

Auch offline verfügbar

Wichtig sei auch, "dass eine Offlineprüfung der Nachweise möglich ist", sagt Bayer. Schließlich müsse der Pass unabhängig von Netzausfällen und auch in Gebieten ohne Netzabdeckung funktionieren.

Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres forderte die "obligatorische Einbindung der ärztlichen Kompetenzen": "Die Bestätigung, dass eine Person von Covid-19 genesen ist, kann nicht automatisiert, sondern nur durch eine Ärztin oder einen Arzt nach zuverlässiger Bestimmung der Antikörper erfolgen." Neben den medizinischen Empfehlungen seien auch ethische Aspekte zu berücksichtigen. "Es darf zum Beispiel keine Benachteiligung von Ungeimpften geben, solange nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht und nicht jeder impfbare Mensch die Möglichkeit hatte, eine Impfung zu bekommen", so Szekeres.

Von Kritik, die sich nicht im Papier finde, sondern intern geäußert worden sein soll, berichtete das Ö1-"Mittagsjournal": Experten würden kritisieren, dass es kein abgestimmtes, nationales Umsetzungskonzept mit Fokus auf Qualität gebe, sondern ein "Diktat des Ministeriums". Seitens des Gesundheitsministeriums hieß es gegenüber Ö1, Sorgen wegen einer nationalen Sonderlösung seien unbegründet, die geplanten QR-Codes könnten für den europäischen Pass dann leicht adaptiert übernommen werden – und man sei in Sachen Datenschutz auch in Kontakt mit den relevanten Stellen.

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kritisierte am Donnerstag die von der Regierung geplante Vergabe des "Grünen Passes" schon nach der ersten Impfung. "Ich bin nicht sehr begeistert davon. Ich halt nichts von halbleeren oder halbvollen Gläsern. Einen wirklichen Impfschutz gibt's erst dann, wenn man zweimal geimpft ist und dann kann es auch die entsprechenden Regelungen geben", sagte Hacker dem Sender ATV laut Vorabmeldung. (APA, red, 29.4.2021)