Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) in der Rechtsmedizin – zu sehen am Sonntag um 20.15 Uhr im ORF und in der ARD.

Foto: ORF/ARD/WDR/Martin Valentin Menke

Wer dieser Tage des Schauspielers Jan Josef Liefers ansichtig wird, dem oder der fällt mit einiger Wahrscheinlichkeit die misslungene, weil in Teilen zynische Videoaktion gegen die fortgesetzten Anti-Corona-Maßnahmen, #AllesDichtmachen, ein. Die Tatort-Folge Rhythm and Love, die am Sonntag in ORF 2 und im ARD über die Bildschirme flimmert, lässt diese Irritation eineinhalb Stunden lang vergessen.

Denn so zugespitzt die Situationen auch sind, in die Liefers in der bewährten Rolle des Gerichtsmediziners Karl-Friedrich Boerne, gerät, so abgründig die Bemerkungen, die dann fallen– sie sind witzig und kippen nicht ins Einseitige oder Undurchdachte. Drehbuchautorin Elke Schuch hat einen sicheren Griff – und schöpft außerdem aus einem Fundus von Klischees, die über ein Leben abseits der Konventionen so kursieren.

Mehrfachliebesbeziehungen

Zu sehen sind die Ermittlungen nach dem Mord an dem Gemüsebauern und Aktmodell Maik Koslowski (Matthias Zera). Dieser stand in Verbindung mit einer Bauwagensiedlung, wo man Gänse und Alpakas züchtet sowie der Polyamorie – einvernehmlicher Mehrfachliebesbeziehungen – frönt. Auch der katholische Priester Tobias Flügge (Nikolai Kinski) hat sich in dem Geflecht verheddert, ebenso der so coole wie manipulative Pressesprecher der Münsteraner Polizei, Johannes Hagen (August Wittgenstein).

Nur mit viel Hilfe schaffen es Boerne und Kriminalhauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) am Ende, die Knoten zu lösen. Dabei spielen geangelte Forellen, ein verlorenes Kopfhaar sowie ein erlogener schwarzer Karategürtel wichtige Rollen – spannend und vergnüglich. (Irene Brickner, 1.5.2021)