Elfriede Jelinek beschäftigt sich in ihrem neuen Stück mit dem unaufhörlichen Gerede über die Pandemie.

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Das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg plant die Uraufführung eines Stücks von Elfriede Jelinek (74) zur Corona-Krise. Die Inszenierung des Werks Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen! solle noch in dieser Spielzeit Ende Mai oder Anfang Juni zu sehen sein, sofern die Inzidenzwerte sinken und der Theaterbetrieb wieder zugelassen werde, teilte die Bühne am Donnerstag mit. Andernfalls werde die von Karin Beier inszenierte Aufführung in die nächste Spielzeit verschoben.

Mediale Kakophonie

Die Proben seien bereits abgeschlossen. In ihrem Stück hefte sich die österreichische Literatur-Nobelpreisträgerin an das unaufhörliche Gerede über die Pandemie in den Medien, teilte das Schauspielhaus weiter mit. Aus dieser Kakophonie streitender Stimmen spinne Jelinek ein Netz von Korrespondenzen.

"Beispielsweise ist die Behauptung, allein und einzig Wahrheit und Wirklichkeit zu kennen, ein Anspruch, den alle teilen und der gerade deshalb immer wieder aufs Neue spaltet und sprengt", hieß es in der Mitteilung. Die Autorin überblende eine der berühmtesten Orgien der antiken Literatur, das Gelage bei der Zauberin Kirke, die Odysseus' Gefährten in Schweine verwandelt, mit der enthemmten, zügellosen Welt der Superspreader von Ischgl, die das Coronavirus in ganz Europa verbreiteten. (APA, 29.4.2021)