Ein Graben spaltet den ÖSV. Peter Schröcksnadel will Michael Walchhofer als Nachfolger verhindern.

Foto: Armin Karner

"Der Druck ist nicht so lustig." Es ist ein Druck, sagen hohe Vertreter der ÖSV-Landesverbände, der von Peter Schröcksnadel ausgeht. Mit diesem Druck, das geben sie offen zu, haben sie jahre-, nein jahrzehntelang auch insofern gut umgehen und leben können, als fast alle fast immer vom "System Schröcksnadel" profitiert haben. Die mächtige, quasi einbetonierte Verbandsspitze hat die Länder stets leben lassen, gut leben lassen. "Wir sind", sagt einer, "an den Trögen gehangen und haben mitgenascht." Es war ein Geben und ein Nehmen, gegeben hat der ÖSV, nämlich Trainingskurse, Rennen, Weltmeisterschaften und Fördergeld, genommen haben die Länder. Dafür haben sie nach Schröcksnadels Pfeife getanzt, haben sie gespurt.

Doch nun neigt sich die seit 1990 währende Ära des Präsidenten Schröcksnadel ihrem Ende zu, dieses Ende kommt Ende Juni bei der Länderkonferenz in Villach, und die Nachfolgefrage ist alles andere denn geregelt. Die Plätze an den Trögen, wenn man so will, werden neu verteilt. Es ist ein tiefer Graben, der die Skination spaltet. Dafür machen nicht wenige der Landesverbände den Noch-ÖSV-Präsidenten verantwortlich, der sich über die Maßen in die Nachfolgefrage eingemischt habe. Und wer ihm nicht folgen will, sagen die, die ihm nicht folgen wollen, gerate unter Druck. Schließlich würde der ÖSV nur geben, wenn er auch geben wolle.

Länder und Stimmen

Schröcksnadel kritisiert die Länder, die es verabsäumt hätten, gute Kandidatinnen und Kandidaten zu präsentieren, was ihre Aufgabe gewesen wäre. Er selbst kann nicht schlüssig begründen, wieso er, als mit Michael Walchhofer ein Kandidat verblieben war, ins Laufen kam, um eine neue Kandidatin zu finden. Walchhofer sagte den Salzburger Nachrichten: "Ich habe großen Respekt vor Peters Leistungen für den ÖSV. Er hat mir auch seinen Segen für meine Kandidatur gegeben. Umso mehr verwundern mich seine Äußerungen der letzten Tage."

Nun sieht es nach einem Match Walchhofer gegen Renate Götschl aus. Walchhofer weiß derzeit die Mehrheit der Länder (5:4) hinter sich, Götschl könnte dennoch gekürt werden, weil auf Schröcksnadels oder "ihre" vier Länder (Tirol, Vorarlberg, Steiermark, Wien) mehr Wahlstimmen entfallen.

Diese Wahlstimmen richten sich nach den Mitgliederzahlen, da weist Tirol mit Abstand die meisten auf, 39.150 Mitglieder bringen 392 Stimmen bei der Wahl. Dahinter folgen Oberösterreich (204 Stimmen), Vorarlberg (188), die Steiermark (168), Salzburg (145), Kärnten (124), Niederösterreich (79), Wien (39) und das Burgenland (12). Teile der ÖSV-Statuten, die das Wahlprozedere regeln, seien "Schnee von gestern", sagt ein Funktionär. Schon die Tatsache, dass der in seiner Funktion älteste Landesverbandspräsident, aktuell Hermann Gruber aus Wien, dem Wahlausschuss vorsteht, mutet eigen an. Davon, dass der Wahlausschuss, der spätestens 21 Tage vor der Länderkonferenz tagt, sich auf einen Kandidaten oder eine Kandidatin einigen muss, steht in den Statuten nichts. Das ist eine "Lex Schröcksnadel" geworden.

Wunsch an Götschl

Walchhofer hat sich und sein Konzept den Landesverbänden vorgestellt, es wurde für gut bis sehr gut befunden. Auch Götschl soll sich, so lautet nun ein Wunsch, dieser Runde stellen. Bis dato hatte sie Hearings in kleineren Kreisen, beim niederösterreichischen und beim Tiroler Verband. Letzteres war eine Pflichtübung, hatten sich die Tiroler doch schon vorher auf Götschl eingeschworen. Landesverbandspräsident Karl Janovsky betont: "Es war eine gelungene Präsentation von Renate Götschl." Doch dem Vernehmen nach hat auch Tirol keine einhellige Meinung mehr.

Aus nicht wenigen Landesverbänden ist die Hoffnung zu vernehmen, dass es noch zu weiteren Kandidaturen kommt. Die Namen Susanne Riess und Martha Schultz wurden mehrfach genannt. "Wenn sich zwei streiten, freut sich ja oft der Dritte", sagt die Kärntnerin Claudia Strobl, einzige Landesverbandspräsidentin neben acht Präsidenten. Die frühere Slalomspezialistin bewundert "die Renate für ihren Mut". Schließlich wolle Götschl antreten, ein Unternehmen mit gut 40 Millionen Euro Jahresbudget und 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu führen. "Ich würde mich das nicht trauen", sagt Strobl und fügt hinzu, sie könne "nur hoffen, dass diese fähige Frau nicht in irgendeiner Form ausgenützt werden soll". (Fritz Neumann, 30.4.2021)