Auf Uber könnten höhere Personalkosten zukommen.

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In den USA könnten unter der Regierung von Präsident Joe Biden auf Fahrdienstvermittler wie Uber und Essenslieferdienste wie Grubhub höhere Personalkosten zukommen. Arbeitsminister Marty Walsh umriss in einem Reuters-Interview erstmals seine Vorstellungen zum umstrittenen Thema der selbstständigen Auftragsarbeiter. Er plädierte dafür, dass solche sogenannten Gig Workers zumeist den Status von Angestellten haben sollten.

Sein Ministerium werde in den kommenden Monaten Gespräche mit Unternehmen führen, die auf derartige Beschäftigungsverhältnisse zurückgreifen. Damit solle sichergestellt werden, dass diese Mitarbeiter Zugang zu einheitlicher Bezahlung, Krankengeld und Gesundheitsfürsorge haben – sowie "alles andere, was dem Durchschnittsbeschäftigten in Amerika offensteht".

"Wir schauen uns das an", sagte Walsh am Donnerstag. "In vielen Fällen sollten selbstständige Auftragsarbeiter als Angestellte eingestuft werden", fügte er hinzu. "In einigen Fällen werden sie mit Respekt behandelt und anderen nicht, und ich glaube, das sollte einheitlich geregelt sein."

Subunternehmer

Mit dem Siegeszug der sogenannten Plattform-Ökonomie hat auch die Bedeutung selbstständiger Auftragsarbeiter deutlich zugenommen. Nach offiziellen Angaben wurden im Jahr 2017 rund 55 Millionen Menschen in solchen Beschäftigungsverhältnissen gezählt. Das entsprach 34 Prozent der Gesamtbeschäftigten. Für 2020 wurde ein Anstieg dieser Quote auf 43 Prozent geschätzt.

Gig Workers sind unabhängige Subunternehmer, die im Auftrag von Firmen auf Abruf Dienstleistungen wie Fahrdienste, Essensauslieferungen oder Kinderbetreuung übernehmen. "Diese Unternehmen machen Gewinne und Umsätze", sagte Walsh. "Das missgönne ich niemandem, denn darum geht es bei uns in Amerika", ergänzte der Minister. "Aber wir wollen auch dafür sorgen, dass Erfolg bei den Arbeitern unten ankommt." Walsh wies zudem auf die Risiken hin, wenn solche Firmen Auftragsarbeitern keine Arbeitslosenversicherung bezahlen. Dies habe insbesondere die Corona-Pandemie gezeigt, in der häufig der Staat für solche Beschäftigten einspringen musste, die ihren Job verloren.

Anleger verschreckt

Wenn Walsh seine Vorstellungen umsetzt, könnte dies weitreichende Auswirkungen auf Fahrdienstvermittler wie Uber und Lyft sowie Essenslieferdienste wie Grubhub, Doordash und Postmates haben. Von diesen Unternehmen waren zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten.

An der Börse zeigten sich Anleger verschreckt. Die Aktien von Uber und Lyft fielen zeitweise um neun beziehungsweise mehr als 14 Prozent und steuerten jeweils auf den größten Tagesverlust seit rund einem Jahr zu. (APA/Reuters, 30.4.2021)