Die Wertschöpfung in der Baubranche stieg im vergangenen Quartal im Bausektor um 3,6 Prozent.

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Österreich schrammte zu Jahresbeginn wohl knapp an der Rezession vorbei: Im Vergleich zu Ende 2020 ging es leicht bergauf. Allerdings war die Wertschöpfung im Jahresabstand bereits das fünfte Quartal hintereinander geschrumpft. Das ergab die am Freitag veröffentlichte Schnellschätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo).

Die Wertschöpfung lag von Jänner bis März real um 0,2 Prozent über dem vierten Quartal 2020 und um 2,7 Prozent unter dem ersten Vierteljahr 2020. Positive Impulse kamen von der Industrie und Bauwirtschaft, die anhaltende Rückgänge im Handel und den konsumnahen Dienstleistungsbereichen ausgeglichen hatten. Als Stütze für die Wirtschaftsleistung erwiesen sich laut Wifo auch Bereiche wie IT, Banken, Versicherungen, Immobilien sowie die Öffentliche Verwaltung, die von den Corona-Maßnahmen weniger betroffen sind.

Auch der Konsum war zu Jahresbeginn im Vergleich zum Vorquartal leicht rückläufig, da viele Geschäfte geschlossen hatten. Die Außenwirtschaft schrumpfte ebenfalls zwischen Jänner und März. Zwar blieb die Nachfrage nach heimischen Industrieprodukten im Ausland stabil, aber in die Bilanz fällt auch der Tourismus, der durch Reisebeschränkungen und gesperrte Hotels massive Ausfälle erlitt.

Die Wifo-Schätzung beruht auf vorläufigen Daten, Ende Mai wird die Statistik Austria vollständige Zahlen über das erste Quartal liefern.

Unternehmen optimistisch

Die Stimmung unter den heimischen Unternehmen hat sich trotz der schlechten Wirtschaftslage im ersten Quartal wieder deutlich aufgehellt. Der mittels Umfragen bei Unternehmen erstellte Wifo-Konjunkturklimaindex war im April erstmals seit einem Jahr im positiven Bereich.

Die Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage fielen ebenfalls optimistischer aus und blieben nur in den weiterhin stark von den Einschränkungen betroffenen Branchen skeptisch. Als Problem gilt nicht mehr der maue Konsum, sondern Materialengpässe, die als wichtigstes Produktionshemmnis genannt wurden.

Sinkende Löhne

Die Krise trifft auch jene, die ihren Job behalten konnten: Die Löhne sind im Vorjahr real um 0,8 Prozent zurückgegangen, wie Daten des Wifo zeigen. "Das ist nicht einmalig und leider keine außergewöhnliche Entwicklung für Österreich. Seit 2010 gab es fünf Jahre mit Reallohnverlusten", erklärt Wifo-Expertin Christine Mayrhuber. Eine Trendwende wird für heuer nicht erwartet: Die Forscher rechnen für heuer mit einem weiteren Reallohnrückgang von 0,9 Prozent.

Bei den realen Löhnen wird die allgemeine Preissteigerung herausgerechnet. Man will vergleichen, ob sich Menschen mehr leisten können oder nicht. Dass die Löhne schrumpfen, obwohl bei Kollektivverhandlungen ein Plus über der Inflation rausgeholt wurde, liegt an den Auswirkungen der Krise: Kurzarbeit und weniger Überstunden reduzieren das Jahreseinkommen.

Das Positive: Die Stundenlöhne sind für viele Menschen in Kurzarbeit deutlich gestiegen, da die Arbeitsausfälle großteils vom AMS kompensiert werden. (slp, APA, 30.4.2020)