Foto: APA/Oczeret

Bis in die 1980er-Jahre sah es lange so aus, als würde sich die Arbeitszeit immer weiter verringern. Doch seit rund 45 Jahren hat sich nichts mehr getan. Dabei ist der Achtstundentag alles andere als zeitgemäß. Während die Arbeitszeit seit einem halben Jahrhundert gleichgeblieben ist, hat sich Arbeit an sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert. Stress, permanente Erreichbarkeit, Konkurrenzkampf und Leistungsdruck sind für viele Alltag, vielfach gepaart mit dem Zwang, neoliberalen Selbstverwirklichungspraktiken entsprechen zu müssen. Energie für Aktivitäten abseits des Jobs ist aber oft nicht mehr drin.

Dabei ist es längst nicht nur die Arbeit, die eine demokratische Gesellschaft am Leben erhält. Wie essenziell soziales Engagement ist, sollte die Pandemie am Beispiel der freiwilligen Helferinnen und Helfer und der zahllosen Ehrenamtlichen klargemacht haben. Doch für gesellschaftliches Engagement braucht man freie Zeit. Zeit, die eine Arbeitszeitverkürzung bringen würde.

Mehr noch: Eine Viertagewoche bietet nicht nur die Chance für Bürgerinnen und Bürger, unsere Gesellschaft aktiver mitzugestalten, sie würde auch eine neue Definition von Arbeit ermöglichen und Frauen aus Teilzeitjobs, Abhängigkeitsverhältnissen und unbezahlter Care-Arbeit heraushelfen.

Freizeit ist ein Menschenrecht. Wenn nach acht Stunden Bildschirmzeit keine Energie für Klimaschutzaktionen, Projekte gegen soziale Ungleichheit oder Engagement in feministischen Vereinen übrigbleibt, werden wir dem nicht gerecht. In einer Demokratie sollte aber genau dafür Platz sein. Mit einer Arbeitszeitverkürzung würde damit nicht nur jede und jeder Einzelne, sondern die Gesellschaft als Gesamtes profitieren. (Verena Mischitz, 30.4.2021)