Im Hintergrund ein Feuerwehreinsatz vor einem lichterloh brennenden Haus. Im Vordergrund ein verschmitzt dreinschauendes, kleines Mädchen. Das 2005 geschossene und 2007 erstmals online hochgeladene Bild entpuppte sich als gefundenes Fressen für die Netzgemeinde. Als Meme, genannt "Disaster Girl", findet es bis heute in zahlreichen Bearbeitungen und Untertitelungen aller Art immer wieder Verwendung.

Für das ungeplant berühmt gewordene Mädchen hat sich das kürzlich bezahlt gemacht. Die heute 20-jährige Zoe Roth, die an der University of North Carolina studiert, konnte das digitale "Original" des von ihrem Vater aufgenommenen Schnappschusses als NFT um 180 Ether verkaufen. Umgerechnet sind das derzeit rund 500.000 Dollar, zu Kaufzeitpunkt am 17. April waren es etwa 420.000 Dollar. NFT steht für "Non-Fungible Token" und dient als Besitznachweis für digitale Güter und ermöglicht die Nachverfolgung der Besitzverhältnisse über eine Blockchain. NFTs sind nicht limitiert auf Bilddateien, sondern lassen sich auch für Musikstücke, digitale Karten oder auch Software erstellen.

2007 landete das Foto mit Zoe Roth erstmals im Netz.
Foto: David Roth

Das Geld soll laut Roths Aussauge gegenüber der New York Times zur Stundung ihrer Studienkredite dienen und ein Teil auch wohltätigen Zwecken zugute kommen. Zudem behält die Familie das Copyright auf das Foto und wird mit zehn Prozent an allen weiteren Verkäufen des NFTs beteiligt.

Meme-NFTs im Trend

Einzigartige Tokens für Memes scheinen gerade im Trend zu liegen. In der jüngeren Vergangenheit wurden gleich eine Reihe solcher NFTs verkauft. Chris Torres konnte etwa ein NFT für die von ihm erfundene Nyan Cat für rund 600.000 Dollar veräußern und half auch anderen "Meme-Persönlichkeiten" dabei, Profit aus ihrer Bekanntheit zu schlagen.

Laina Morris, die als "overly attached girlfriend" bekannt wurde, lukrierte auf diesem Wege über 400.000 Dollar. "Bad Luck Brian" Kyle Craven hingegen blieb seinem Meme treu und bekam für die Originaldatei "nur" 36.000 Dollar.

Eine der vielen Varianten des Memes zeigt Zoe Roth vor einem Bild des Untergangs der Titanic.
Foto: David Roth/Willy Stöwer

Zeitungskolumne für 560.000 Dollar versteigert

Unerwartet erfolgreich verlief ein Experiment der New York Times. Journalist Kevin Roose bot dort ein Foto einer Kolumne über NFTs als NFT an, um Geld für gemeinnützige Zwecke zu sammeln. Nachdem die Gebote lange nur bei wenigen zehntausend Dollar lagen, brach in den letzten Momenten der Auktion ein Bieterkrieg aus, der zugunsten einer Musikproduktionsfirma aus Dubai bei umgerechnet etwa 560.000 Dollar endete.

Bei Zoe Roths bekanntem Foto ist damals übrigens niemand zu Schaden gekommen. Es handelte sich nicht um einen Notfalleinsatz der Feuerwehr bei einem echten Wohnhaus, sondern um eine Übung. (red, 1.5.2021)