Vor der Pflegeeinrichtung drücken hunderte Menschen ihre Anteilnahme und Trauer aus.

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Das Potsdamer Heim für Menschen mit Behinderungen, im dem am Mittwoch vier Bewohner gewaltsam starben, ist nach Angaben der Brandenburger Landesregierung einen Tag vor der Gewalttat geprüft worden. "Die Aufsicht für unterstützende Wohnformen prüft regelmäßig auch im Thusnelda-von-Saldern-Haus die Pflegesituation", teilte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse, mit.

Pflegerin steht unter Verdacht

Dabei sei auch das Thema "Umgang mit besonderen Belastungen während der Corona-Pandemie, Gewalt in der Pflege" angesprochen worden. Der Aufsicht seien keine Vorfälle berichtet worden, sagte der Sprecher. Nach ihrer Einschätzung sei der Träger auch in Bezug auf die Begleitung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diesbezüglich "fachgerecht und angemessen aufgestellt".

Eine langjährige Pflege-Mitarbeiterin der Wohnstätte für Körper- und Mehrfachbehinderungen steht nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft im Verdacht, vier Bewohner zwischen 31 und 56 Jahren gewaltsam getötet zu haben. Eine weitere Bewohnerin des Thusnelda-von-Saldern-Hauses wurde schwer verletzt. Eine Haftrichterin hatte die 51-jährige Tatverdächtige vorläufig in eine psychiatrische Klinik in Brandenburg/Havel eingewiesen. Sie soll auf ihre Schuldfähigkeit hin begutachtet werden. Nach Angaben der diakonischen Einrichtung Oberlinhaus, zu der das Wohnheim gehört, war die Frau bisher nicht psychisch auffällig geworden. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor Haftbefehl wegen Totschlags beantragt.

Noch immer ist die Frage offen, warum es zu den Taten kam.
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Pflegeeinrichtungen werden von der Aufsicht für unterstützende Wohnformen (AuW, früher Heimaufsicht) laut Gesundheitsministerium grundsätzlich einmal im Jahr im Rahmen einer Regelüberwachung aufgesucht. "Die AuW hat erst am 27. April 2021 eine Regelprüfung in der Pflegeabteilung des Hauses durchgeführt", erklärte der Sprecher. "Das fürchterliche Gewaltverbrechen ist für alle ein sehr großer Schock. Ich warne aber vor voreiligen Schlüssen bei der Frage, was der Grund für diese unvorstellbare Tat war." Die Umstände, die zur Tat geführt hätten, müssten sorgfältig aufgeklärt werden.

Schwere Gewalteinwirkung

Die Verletzungen der Opfer gehen nach Angaben der Ermittler auf schwere äußere Gewalteinwirkung zurück. Die Todesopfer wiesen nach dpa-Informationen schwere Schnittverletzungen an der Kehle auf. Zum Tathergang hat die Staatsanwaltschaft bisher aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben gemacht. Der Gewaltakt hatte in Potsdam und darüber hinaus für Entsetzen gesorgt.

Nach Angaben des Lagezentrums am Samstag gehen die Ermittlungen zu dem Vorfall weiter. "Die Obduktionen laufen und wir warten auf Ergebnisse", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Wilfried Lehmann. Etliche Zeugen würden vernommen werden, es werde einige Wochen dauern, bis es Ergebnisse gebe. "Das ist nun kriminalistische Feinarbeit", sagte er. (APA, 1.5.2021)