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Trauer in Israel nach der Massenpanik, die 45 Menschenleben forderte.

Foto: Reuters/Amir Cohen

Drei Wochen bevor die Massenpanik auf dem Berg Meron 45 Menschenleben forderte, hatte der israelische Innenminister den Polizeiminister gewarnt. Eine falsche Entscheidung über Zugangsbeschränkungen könnte gefährlich sein, sagte Arje Deri. Der Innenminister dachte nicht an Tote. Vielmehr sei "das öffentliche Vertrauen" in Gefahr, wenn man den Zugang zum Berg beschränke. Der Polizeiminister willigte ein. Und der Gesundheitsminister, der eine Personenbeschränkung gefordert hatte, gab klein bei.

Ermöglichtes Drama

Es war ein kollektives Wegschauen, das dieses Drama erst möglich machte. Massenveranstaltungen bergen immer Sicherheitsrisiken. Deshalb gibt es Normen, die diese Risiken beschränken sollen: Fluchtwege und Nutzlastbestimmungen gehören dazu. Dass diese Normen am Berg Meron schleißig eingehalten wurden, war seit Jahren bekannt. Jene Stimmen, die schon vor mehr als einem Jahrzehnt lautstark vor einem Desaster gewarnt hatten, wurden ignoriert.

Auf dem Rücken der Opfer

Am Berg Meron zeigte sich, was auch in der Covid-19 -Epidemie offenkundig wurde. Wenn ein paar Rabbiner glauben, dass Massengebete wichtiger sind als die Gesundheit, dann folgen ihnen die ultraorthodoxen Politiker blind, und ihre Partner in der Regierung nicken es ab. Sie tun es auf dem Rücken der Opfer und ihrer Angehörigen. Egal wer am Ende der Sündenbock sein wird: Aus der moralischen Verantwortung werden sich die politischen Entscheider nicht stehlen können. (Maria Sterkl, 2.5.2021)