Vielfach Pionierin und Kämpferin für die Gleichstellung: Manuela Vollmann.

Foto: Matthias Cremer

Wiedereinsteigerin: Dass dieser Begriff am heimischen Arbeitsmarkt dafür steht, Frauen nach Karenzzeiten auf dem Weg zurück in den Erwerbsprozess zu unterstützen, ist zu guten Teilen Manuela Vollmann zu verdanken. Sie hat vor 30 Jahren ein Modellprojekt für solche Rückkehrerinnen am Schöpfwerk in Wien gestartet. Daraus ist das abz Austria mit 170 Mitarbeiterinnen als Organisation für Gleichstellung entstanden, nach eigenen Angaben das größte Frauenunternehmen des Landes.

Manuela Vollmann ist damit auch eine Pionierin der Social Entrepreneurship in Österreich – mit sozialen Innovationen und unternehmerischem Finanzierungskonzept für Gleichstellung und der Achse zur For-Profit-Wirtschaft. Letzterer war die Unermüdliche andauernd "lästig" – kein Termin, keine Podiumsdiskussion, kein Aufeinandertreffen, ohne dass sie ihre Mission aufs Tapet gebracht hat, nachgefragt hat, Taten eingefordert hat.

Wettbewerb um Fördergelder

Heute ist das abz Austria in zwei großen Schienen aufgestellt: einerseits Schulungen für Frauen (viele davon mit migrantischen Hintergrund), um etwa den Pflichtschulabschluss nachzuholen. Andererseits kooperiert das abz Austria mit dem Arbeitsmarktservice in Berufsorientierung und Qualifikation. Die gesamte Größenordnung der Tätigkeiten lag zuletzt bei rund 8,4 Millionen Euro im Jahr. Rund 8000 Frauen konnten im Vorjahr solcherart betreut und unterstützt werden, mit 4000 Unternehmen sind Kooperationen gelaufen.

Die Finanzierung kommt einerseits aus dem "Markt" – aus der Beratung und aus Mentoringprojekten mit Unternehmen. Andererseits hat Vollmann nebst dem Auftragsbereich die Gelder für Projekte über Ausschreibungen einzuwerben. Letzteres ist für Vollmann immer noch ein "Schmerzpunkt" – sie musste das abz Austria nach und nach auf kompetitiv und auch quantitätsorientiert umstellen, um bei solchen Ausschreibungen mithalten zu können.

Ein besonderes Talent von Manuela Vollmann ist zweifellos die Fähigkeit, ein Zusammenspiel herzustellen – oft zwischen Spielern, die miteinander nicht unbedingt etwas zu tun haben wollen. Sie kann verbinden. Dass sie nicht leicht zu enttäuschen ist, zeigt ihr Mantra für den Fortschritt in Gleichstellungsfragen: "Ich sage mir immer, wann, wenn nicht jetzt."

Schwieriger Wiedereinstieg

Trotz aller unverbrüchlich positiven Haltung konstatiert sie: "Der Wiedereinstieg nach der Karenz ist immer noch unfassbar schwierig. Trotz Führungskräftemangels, trotz Fachkräftemangels. Es ist noch immer ein Hemmnis, Kinder zu haben."

Die Pandemiemonate zeigen, auch das kann sie nicht von sich weisen, dass in Gleichstellungsfragen Rückschritte dokumentiert sind: Frauen sind von Arbeitslosigkeit stärker betroffen, international haben Frauen ihre Karriere zurückgestellt oder sind ausgestiegen, weil die Herausforderungen wie Homeschooling nicht zu packen waren. Selbst heimische Unternehmen, die ausgewiesen "familienfreundlich" sind, klagen laut einer Umfrage, bei der das abz Austria federführend war, dass Mütter "schwer zu halten" seien.

Wie es auch gehen kann, zeigt Vollmann selbst: Sie teilt sich seit Jahren ihren Führungsjob im Topjobsharing. Vollmann nimmt also mehr die Unternehmen in die Pflicht, weniger den Staat und den Gesetzesrahmen. "Wir haben sehr gute gesetzliche Grundlagen, um ein attraktiver Arbeitgeber für Frauen und Männer, für Eltern sein zu können."

Weniger Arbeitszeit

Um mehr Männer aktiv in die Familienarbeit einzubeziehen, wirbt sie nun für ein neues Kombilohnmodell: Wenn beide Eltern ihre Arbeitszeit auf zwei Drittel reduzieren, um bei ihrem Kind oder den Kindern sein zu können, dann soll der Staat – ähnlich wie beim Modell der Kurzarbeit – das Entgelt auf 90 Prozent aufzahlen. Das könnte, so Vollmann, für sieben Jahre, analog zum Elternteilzeitmodell, gelten. Weiteres Argument: Wenn Arbeitsgesundheit nun endlich ein zentrales Thema ist – ein solches Modell würde einer gesünderen Arbeit in die Hände spielen, sagt sie.

Tatsächlich gehe es aber in Unternehmen nicht nur darum, sich an Eltern endlich "zu gewöhnen" – angesichts der Überalterung der Gesellschaft sei das kommende große Thema die Care-Arbeit, also Menschen im Erwerbsprozess, die sich auch um ihre Angehörigen kümmern (müssen). Von Müdigkeit zeigt sich nach diesen Jahrzehnten also keine Spur. "Das ist meine Berufung, meine Leidenschaft. Und das trägt schon über Jahrzehnte", lacht sie. (Karin Bauer, 4.5.2021)