Am Sonntag begrüßte Claudia Reiterer live aus dem Studio ihre getesteten Gäste.

Foto: ORF/Thomas Ramstorfer

Nichts eignet sich besser als die ORF-Talkrunde "Im Zentrum", um einen am Ende eines Wochenendes in die unangenehme Corona-Realität zurückzuholen. Zur Diskussion angemeldet waren "die Regeln der demokratischen Auseinandersetzung" in Zeiten des pandemischen Ausnahmezustands: "Zwischen Akzeptanz und Ignoranz – Wie sehr spaltet Corona unsere Gesellschaft?".

Wie zu erwarten war, wurde die Frage nicht beantwortet. Dafür wurden Spaltung und Ignoranz recht eindrücklich demonstriert. Eva Blimlinger, Sprecherin für Kunst und Kultur der Grünen, wollte von der angeblichen Spaltung der Gesellschaft nichts wissen. Die Autorin Ingrid Brodnig beruhigte die Besorgten: Onkel Karl ist nicht für immer als Verschwörungsgläubiger für die Realität verloren. Und die Vertreterin der FPÖ, die Klubobmann-Stellvertreterin Dagmar Belakowitsch, tat das, was die FPÖ am besten kann: parteipolitisches Kleingeld aus gesellschaftlichen Spannungen schlagen.

Belakowitsch verbreitete die üblichen "alternativen Fakten": FPP2-Masken machen das Gegenteil von dem, was sie sollen, und die Grippe ist schlimmer als Corona. Widerspruch kam von der Wissenschaftsjournalistin Elke Ziegler, die mehrere Studien anführte. Spätestens als Belakowitsch allen Ernstes behauptete, 2015 und 2016 seien "400 Million Menschen weltweit an Grippe gestorben", wünschte man sich, den Fernseher nie aufgedreht zu haben. Dabei hätte es durchaus interessant werden können: Gerald, ein Ex-Verschwörungstheoretiker, hatte viel über die Anziehungskraft einfacher und meist falscher Antworten zu sagen – er kam leider kaum zu Wort. (Olivera Stajić, 3.5.2021)