Porsche hat sich für diese Präsentation wieder einmal was Spezielles ausgedacht. Start und Ziel, nicht ganz unerwartet, Zuffenhausen, Heimstätte der deutschen Kultmarke mit österreichischem Gründervater, der schon früh verhaltensauffällig wurde durch Expertise auch bei der Elektromobilität – wohin der Hersteller immer mehr die Weichen stellt. Dabei unterstrich der Taycan auf imposante Art und Weise, dass auch im E-Zeitalter gilt: Wo Porsche draufsteht, steckt auch wirklich Porsche drin.

Mit blütenweißer Weste durch den Frühling. Knapp fünf Meter Mobilitätswende mit immerhin Schotterwegbefähigung und maximal 17,6 Zentimeter Bodenfreiheit.
Foto: Porsche

Und weil beim Neuzugang, dem Taycan Cross Turismo, nun mal Cross draufsteht, scheuten die Zuffenhausener sich nicht, ihn für die Fotosession durch Schlamm und Gatsch und Dreck zu treiben, auf dass die Außenhaut sich in ein Jackson-Pollock-Bild verwandle. So wird zwar kaum ein Besitzer mit dem Auto umgehen – wir hingegen sollten es bei der Fahrpräsentation durchaus ein klein wenig, im "Adventure-Steinbruch" bei Künzelsau, wohin man uns auf einer dem Wagen deutlich angemesseneren Route durch blühende deutsche Lande lotste.

Foto: Porsche

Gelände-Befähigung? Die adaptive Luftfederung lässt mehr Abstand zwischen Untergrund und Bodenplatte zu, auch das zugehörige Schotter-Fahrprogramm trat im Steinbruch in Aktion. Grundsätzlich verfügt der Cross mit 146 mm Bodenfreiheit um 20 mm mehr als die Limousine, beim Offroad-Design-Paket um 30. Auf diese 156 mm rückt der normale Cross Turismo mit Drücken der Cravel-Taste nach, und die Liftfunktion gibt weitere 20 mm dazu, sprich: Bei 176 mm über Grund ist endgültig Schluss. Das tiefste Niveau entspricht übrigens dem normalen der Limousine, 126.

Foto: Porsche

Diese Fähigkeiten im Abseits, die aber dann doch rasch ein Ende haben, wo mehr als eine Spanne Bodenfreiheit gefragt wäre – zum Eidechsenschrecken reicht’s –, das Spielen mit SUV-Versatzstücken und der Umstand, dass es ihn ausschließlich mit Allradantrieb gibt: Das alles täuscht nicht darüber hinweg, dass wir es hier letztlich mit einem sportlichen Lifestylekombi, einem Shooting Brake zu tun haben.

(E-)Bike und Co auf E-Mobil: Dem Cross Turismo wurden multiple nützliche Fähigkeiten anerzogen.
Foto: Stockinger

Gattung überlebt

Die gute Nachricht lautet also: Ja, der Kombi schafft es ins Elektrozeitalter. Die schlechte: Den hier wird sich kaum wer leisten können, es sei denn, die grundgütige, weise Bundesregierung stockt ihre E-Auto-Förderung auf 100.000 Euro auf.

Foto: Porsche
Grafik: Der Standard

Was kann er also in Kombi-Hinsicht, der Cross Turismo? Mit 446 bis 1212 Liter Kofferraum toppt er den Basis-Taycan (366) spürbar, auch bei der Kopffreiheit hinten – ein schlichter, kompakter Golf Variant (611 bis 1642 Liter) verweist den Porsche in diesem Kapitel dennoch mühelos in seine Schranken.

Allerdings haben die Tüftler sich nettes und klarerweise ebenfalls sündteures Zubehör ausgedacht, speziell sei auf die "Hochgeschwindigkeits-Dachbox" verwiesen, sie ist auf 200 km/h ausgelegt, und wenn man hier schon Fahrradträger hinten montieren kann, warum nicht gleich jene zwei Porsche-Elektrofahrräder drauf, die extra dafür entwickelt wurden?

Beim Design wird kaum wer was zu nörgeln finden, lustig aber: Aus mancher Perspektive erinnert der Cross Turismo ein wenig an den legendären "Turnschuh" von BMW, das Z3 Coupé von 1998. Der direkteste aktuelle Gegner ist Teslas Model S Shooting Brake – hoppla, Fehlanzeige, gibt’s ja nicht. Wie denn überhaupt dieser Porsche völlig ohne direkte Konkurrenz dasteht.

Anders als beim Taycan wird beim Cross Turismo gleich das volle Antriebsquartett ausgepackt – 4 (280 kW / Overboost: 350 kW), 4S (360/420), Turbo (460/500) und Turbo S (460/560). Auf den Hecktriebler verzichtet man aber, weil: Cross.

Fazit: Der Cross Turismo, dieser "Taycan für den aktiven Lebensstil", ist ein feiner Pinkel mit großer Klappe. Der zweite Hammerschlag von Porsche im Kapitel der Elektromobilität. Und da kommt noch mehr. (Andreas Stockinger, 11.5.2021)