Über Diesel darf man heutzutage gar nicht mehr sprechen, gewinnt man fast den Eindruck. Der Auslöser der Krisis ist eh jener Hersteller, um den es hier geht. Tun wir es dennoch, hat dies zwei konkrete Gründe. Erstens: 31,1 Prozent aller heimischen Pkw-Neuzulassungen im ersten Quartal, (Plug-in-)Hybride inklusive, entfallen weiterhin auf den Selbstzünder – knapp ein Drittel. Die Konsument(innen)entscheidung lässt sich nicht wegschweigen, auch wenn die Betonung auf "noch" liegt, wohingegen für die 10,4 Prozent Elektroautos "schon" zu ergänzen wäre.

Na endlich, jetzt auch mit
Spock-Augenbrauen: Im Zuge der Modellpflege ist das derzeit angesagte VW-Design beim Tiguan angekommen.
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Zweitens: Twindosing. Wenn Sie die deutsche Bezeichnung wünschen, rufen Sie in Wolfsburg an. Bei diesem Ansatz übernimmt ein zweiter SCR-Kat weiter hinten im Abgasstrang die Arbeit, wenn es jenem vorne zu heiß wird und der seine Wirkung vorübergehend einbüßt. Die Sache ist nicht einmal groß aufwendig (man fragt sich, warum das nicht schon viel früher geschehen ist) und bringt über den Daumen gepeilt eine Halbierung der NOx-Emissionen. Das heißt, dass 90 Prozent der Stickoxide niemals hinten rauskommen, die Euro-6d-Limits werden deutlich unterboten.

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So weit, so sauber, viel mehr ist zur 150-PS-Maschine nicht zu sagen. Sie passt gut zum Tiguan und hat uns mit einem Schnitt von 6,9 l / 100 km aus dem Testbetrieb entlassen. Vielleicht wäre noch der Allradantrieb als zusätzliche Verbrauchseinflussgröße zu erwähnen.

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Großes Technologie-Update

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Grafik: Der Standard

Aber natürlich hat sich beim Facelift des Tiguans, der sich derzeit weltweit am erfolgreichsten von allen VW-Modellen schlägt – 2019, im letzten statistisch aussagekräftigen Volljahr vor Corona, verkaufte er sich, inklusive Langversion Allspace, 911.000-mal – noch mehr getan. VW spricht von einem "großen Technologie-Update" und nennt unter anderem neue Infotainment- und Assistenzsysteme wie die vorausschauende ACC-Distanzkontrolle. Plug-in-Hybrid sowie die Hochleistungsversion R (320 PS) sind ebenfalls neu zugelaufen.

Draußen fällt die neu gestaltete Front ins Auge. Nicht so berauschend mag man den Umstand empfinden, dass die Bedienung an das überbordende Touchkonzept jüngster VWs herangeführt wurde, bei der Klimabedienung etwa. Mal sehen, wie lange VW und/oder die Klientel das durchhält. Begrüßenswert hingegen sind das neue Multifunktionslenkrad und die "Hallo Volkswagen"-Sprachsteuerung.

Der Rest ist rasch erzählt. Der Tiguan vereint alle Vorzüge, die die Kundschaft zum SUV lockt, Autos wie ein Wunschkonzert: Hohe Sitzposition, die werbehypnosetechnisch in die Wahrnehmung eingebrannte Suggestion von Abenteuer und endlos weiter, freier Natur und natürlich die praktischen Vorzüge des Konzepts – im Grunde sind das ja alles höhergestellte, aufgepumpte Kombis. Der Kofferraum fällt in der Regel entsprechend großzügig aus, so auch hier: 615 bis 1655 Liter. (Andreas Stockinger, 24.5.2021)