Sie wollen Führungskraft werden und wissen nicht, welche Schritte Sie dafür setzen müssen und welche Skills Sie dafür benötigen? Wir haben Vorgesetzte aus unterschiedlichen Bereichen befragt, und gemeinsam mit unseren Erfahrungen geben wir Ihnen Tipps für den Weg zur verantwortungsvollen Aufgabe. So viel vorweg: Abgesehen von Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke und sozialer Kompetenz zählt vor allem die richtige Einstellung.

1. Motivation

Die erste Frage, die Sie sich auf dem Weg zur Führungsposition stellen sollten: Warum? Aus welchen Gründen wollen Sie überhaupt Führungskraft werden? Wenn die Antwort darauf ist: Mehr Geld, ein neues Firmenauto, mehr Macht und weil es auf der Visitenkarte gut aussieht – dann sind Sie falsch für diesen Job. Vorgesetzte benötigen ganz andere Gründe, um ihre Aufgaben gut erfüllen zu können. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei ihrer persönlichen Entwicklungsreise zu begleiten, gemeinsam im Team neue Ideen zu verwirklichen und Ziele zu erreichen, die Entwicklung des Unternehmens durch den Einsatz des eigenen Teams, mehr Gestaltungsfreiraum oder den eigenen Bereich nach außen zu vertreten – das sind nur ein paar Beispiele.

2. Werte

Erkennt man für sich selbst in der eigenen Tätigkeit wenig bis keinen Sinn, so geht die Motivation sehr schnell verloren. Daher ist es wohl eine der wesentlichsten Fragen, wie genau dieser Sinn für Sie persönlich, aber auch für Ihr Team aussieht. Gerade den jungen Generationen Y und Z sagt man nach, dass ihnen eine sinnstiftende Tätigkeit extrem wichtig ist. Aber wer macht auch schon gern sinnlose Arbeit? Zeigen Sie Ihren Mitarbeitenden die Bedeutung ihrer Arbeit und holen Sie sie in die Verantwortung. Führen Sie mit Zielen, lassen Sie Ihr Team gewisse Prozesse selbst steuern und erarbeiten Sie in Workshops die Werte Ihrer Beschäftigten. Sie werden erstaunt sein, wie unterschiedlich das sein kann und dass man dadurch auch jedes Teammitglied anders führen muss.

3. Selbstreflexion

Wollen Sie mit Ihrem oder Ihrer Vorgesetzten tauschen, und können Sie ähnlichen Druck und ähnliche Anforderungen stemmen? Reflektieren Sie regelmäßig Ihre Fähigkeiten und Ihre Persönlichkeit und holen Sie Feedback ein. Fragen Sie beispielsweise Ihren Partner, Ihre Führungskraft, Ihre Personalabteilung oder Ihre Freunde, welche Skills zur Führungskraft Ihnen noch fehlen und was Sie bereits jetzt schon sehr gut können. Dazu braucht man Mut – aber das benötigt man als Führungskraft sowieso –, also können Sie das gleich zu Beginn üben.

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Bevor man den Weg in die Führungsetage einschlägt, sollten Erwartungen abgeklärt werden, sagt Manuela Vorwerk.
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4. Mentorship

Bei der Frage an unsere ausgewählten Führungskräfte, was ihnen gerade am Anfang geholfen habe, haben fast alle mit "ein Mentor oder eine Mentorin" geantwortet. Daher unser Tipp an Sie als angehender Chef oder angehende Chefin: Suchen Sie sich eine Person, mit der sie sich austauschen können. Wenn dies nicht innerhalb des Unternehmens möglich ist, dann außerhalb, in Ihrem Netzwerk, im Freundeskreis oder eventuell durch Empfehlungen. Langjährige Führungskräfte freuen sich oft, wenn sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen weitergeben können. In Ihrer neuen Rolle profitieren Sie von einem erfahrenen Sparringspartner bei Problemen oder schwierigen Themen und können um Rat fragen, wenn Sie einmal nicht mehr weiterwissen.

5. Präsenz zeigen

Sie müssen im Unternehmen präsent sein und positiv auffallen. Denn wenn niemand weiß, dass Sie Führungskraft werden wollen, wird es wahrscheinlich schwierig werden. Reden Sie mit Ihren Vorgesetzten und der Personalabteilung über Ihre Ziele, aber seien Sie nicht enttäuscht, wenn es nicht sofort möglich ist. Firmen können in der Regel keine Führungspositionen aus dem Boden stampfen. Zeigen Sie weiterhin Ihr Engagement, bringen Sie Ideen ein und entwickeln Sie sich stetig weiter.

6. Erwartungen abklären

Bevor Sie sich für die verantwortungsvolle Aufgabe entscheiden, sollten Sie sich ein paar Gedanken machen: Welche Erwartungen haben Sie an Ihre neue Rolle, und welche Erwartungen haben Ihr Arbeitgeber und Ihre Führungskraft an Sie? Können Sie diesen entsprechen? Ist das nicht der Fall, sollten Sie einen Schritt zurücktreten und Ihre Führungskarriere erst später starten. Bestärkt Sie die Abklärung noch mehr in Ihrem Wunsch, steht dem nächsten Schritt nichts mehr im Weg. (Manuela Vorwerk, 4.5.2021)