Die Soziologin Michaela Mahler forderte für Deutschland, dass Eltern schneller geimpft werden. Sie sollen innerhalb der einzelnen Priorisierungsgruppen Kinderlosen vorgezogen werden. Konkret bedeutet das: Eine Supermarktkassiererin mit Kindern wäre vor einer Kollegin ohne Kinder an der Reihe. Unter dem Hashtag #Elternimpfen erhielt Mahler auf Twitter viel Zuspruch, von Eltern, aber auch von Medizinerinnen und Medizinern.

Zu Recht. Eltern in der Impfreihenfolge zu priorisieren wäre sinnvoll und nötig, auch in Österreich.

Eltern in der Impfreihenfolge Kinderlosen vorzuziehen, wäre sinnvoll und nötig.
Foto: imago images/Rolf Poss

Einerseits könnten so Infektionsketten unterbrochen werden. Es könnte vermieden werden, dass Eltern sich am Arbeitsplatz anstecken und ihre Kinder infizieren oder anders herum die Kinder das Virus mit nach Hause bringen und die ganze Familie erkrankt.

Andererseits stünde Müttern und Vätern eine Impfung zu, weil sie systemrelevant sind. Sie haben in der Pandemie einen wichtigen Beitrag geleistet. Und zwar nicht nur als Mama und Papa, sondern auch als Arbeitnehmerinnen, Lehrer, Köchinnen, Psychologen und Unterhalterinnen. Lockdown bedeutete für sie oftmals, frühmorgens und spätnachts zu arbeiten, um sich die restliche Zeit um die Familie kümmern zu können. Mütter haben den Großteil der vielen Extraarbeit geschultert. Und dabei ihre eigenen Bedürfnisse stark vernachlässigt. Obwohl sie alles gegeben haben, wurden sie von der Politik vergessen.

Eltern impfen und Kinder schützen

Zuletzt wurden die Pädagoginnen und Pädagogen in Schulen und Kindergärten geimpft. Eigentlich müssten nun die Eltern folgen. Fallen sie aus, kann es zu einem Betreuungsengpass kommen. Denn wer kümmert sich um den Nachwuchs, wenn Mama und Papa mit Covid-19 im Bett liegen? Für Paare ist das schon schwer zu schaffen, für Alleinerziehende ohne Unterstützung unmöglich. Ist die Erkrankung überstanden, leiden bekanntermaßen viele noch länger an den Folgen. Kopfschmerzen, Müdigkeit und Atemprobleme machen es nicht gerade einfach, ein kleines Kind zu versorgen, zu umsorgen und ihm zu geben, was es sonst noch braucht. Das verlangt nämlich ganz schön viel Kraft.

Eltern bei der Impfung vorzuziehen, wäre schließlich auch eine der wenigen Möglichkeiten, um Kinder zu schützen. Kinder haben in der Regel einen milderen Krankheitsverlauf, sind laut ersten Erkenntnissen aber genauso von Spätfolgen betroffen. Im Kindergarten und in der Schule können sie Kontakte kaum vermeiden.

Zwar ist die Impfung von Kindern auf einem guten Weg. Biontech und Pfizer testen ihren Impfstoff mittlerweile bei den Jüngsten. Erste Ergebnisse sind für Sommer und Herbst angekündigt. Aber bis sie ausgewertet sind, es eine Zulassung gibt, wird es noch dauern. Dabei brauchen Kinder dringend eine Perspektive. Eine Perspektive auf ein bisschen Unbeschwertheit nach den vielen Monaten voller Entbehrungen, in denen Freundschaften zerbrochen und Sorgen gewachsen sind.

Wären die Erwachsenen um sie herum geimpft, wäre das ein Schritt in Richtung dieser Unbeschwertheit. Vielleicht wäre der Schulalltag dann nicht mehr von ständigen Quarantänen unterbrochen, vielleicht könnten sich Kinder dann wieder etwas sicherer fühlen, wenn sie mit ihren Freundinnen und Freunden zusammen sind. Vielleicht könnten Familien dann endlich ein wenig aufatmen. (Lisa Breit, 4.5.2021)