Wer diese Agenten hat, braucht keinen Arzt: die einsatzbereite Belegschaft der Pariser Schauspielagentur ASK aus "Call My Agent".

Foto: Amazon Prime / France 2

Isabelle Huppert macht drei Filme gleichzeitig, Monica Bellucci braucht dringend einen Liebhaber, Jean Dujardin findet nicht mehr aus seiner Rolle als Kriegsdeserteur, Guy Marchand verheimlicht Gedächtnislücken am Set, Juliette Binoche wird in Cannes von einem Harvey-Weinstein-Typen bedrängt. Stars haben Probleme. Sie zu lösen, ist Aufgabe ihrer Agenten. Das ist mitunter nicht leicht, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pariser Schauspielagentur ASK in der Serie Call My Agent seit nunmehr 24 Folgen miterleben müssen. Die vierte Staffel ist seit kurzem auf Amazon Prime abrufbar.

Wie alles begann

Begonnen hat alles damit, dass der langjährige Inhaber der Agentur unerwartet starb und das Unternehmen ohne Führung dastand. Als logischer Nachfolger setzte sich der Dienstälteste Matthias (Thibault de Montalembert) auf den Chefsessel. Ganz und gar nicht einverstanden waren seine Kollegen, die resolute Andréa (Camille Cottin), der liebenswürdige Gabriel (Grégory Montel), die erfahrene Arlette (Liliane Rovère) und – später – der exzentrische Querensteiger Hicham Janowski (Assaad Bouab).

Egos ohne Ende finden sich in dieser Serie, die im Workplace-Genre ganz oben mitspielt und durchaus als zeitgemäße Ausgabe von Mad Men herhalten kann. Fein gesponnen und gut beobachtet nähert sich Call My Agent Stars, Glamour sowie damit verbundenen und stets humorvoll ausgeleuchteten Mühen der Ebene.

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2015 gestartet, stehen die Stars mittlerweile Schlange, um eine Rolle in Call My Agent zu ergattern. Zu den Verehrerinnen der Serie zählen sich Nicole Kidman und Jennifer Aniston. Die vierte Staffel wartet etwa mit Charlotte Gainsbourg, Sigourney Weaver und Jean Reno auf. Sie alle spielen je eine Folge lang sich selbst, liebevoll umsorgt von ihren Agentinnen und Agenten. Die ziehen meist selbst einen Rattenschwanz von Schwierigkeiten nach sich – entweder im Zusammenhang mit der Agentur oder privat oder beidem, woraus sich stets neue unterhaltsame Verwicklungen ergeben.

Erfunden hat Call My Agent Dominique Besnehard. Der Schauspieler ist selbst Agent und weiß also, wovon er spricht. Er habe ein bisschen Desperate Housewives in der Showbranche machen wollen, sagte Besnehard, der selbst in einzelnen Folgen mitspielt. Das ist grob untertrieben. Wo die US-Serie ein Krimiumfeld konstruierte, um ein Milieu zu zeigen, reicht Call My Agent das Biotop mit Stars und Agenten.

Zehn Prozent

In Frankreich ist Dix pour cent – so der Originaltitel nach den dort branchenüblichen zehn Prozent Vermittlungsgebühr – längst ein Hit – und ein Verkaufsschlager: Remakes der France-2-Serie werden im französischsprachigen Kanada und in der Türkei ausgestrahlt, weitere sind in Indien, China, Vietnam und Großbritannien in Entwicklung. Versionen für Deutschland und Italien bis Südkorea sind laut France 2 ebenfalls in Verhandlung. "Es ist eine dieser seltenen französischen Serien, die Ausländer lieben", sagt Thibault de Montalembert.

Davon gibt es offenbar immer mehr. Frankreich erlebt gerade einen Höhenflug im Serienbusiness. Einen wesentlichen Anteil daran hat Netflix mit der Romcom Emily in Paris. Über die allzu plumpen Frankreich-Klischees wurde zwar gelästert, die Zuschauer mochten sie – wahrscheinlich genau deshalb. Weit mehr Zustimmung genießt hingegen Lupin. Die Story um den Meistergauner wurde laut Netflix in mehr als 70 Millionen Haushalten gestreamt und war die erste französische Serie, die es in die Top Ten der meistgestreamten Programme des Videoanbieters in den USA schaffte.

Mehr französischsprachige Serienware wird entwickelt: 27 Projekte sind laut Netflix im Werden. Amazon Prime produziert heftig, etwa die Comedy Miskina mit Melha Bedia und Salade Grecque, eine Fortsetzung der Trilogie L’Auberge Espagnole zwanzig Jahre nach den Originalfilmen. Im Entstehen sind weiters der Film Flashback mit Sophia Aram und Sylvie Testud sowie die Spionageserie Totem mit Ana Girardot und José Garcia.

Die gute Nachricht zu "Call My Agent": Eine fünfte Staffel und ein Film sind bereits fix vereinbart. (Doris Priesching, 4.5.2021)

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