Wer gemeinsam kochen kann, schafft auch alles andere.
Foto: Imago / photothek / Ute Gabrowsky

Pro
von Sebastian Fellner

Zugegeben, die Voraussetzungen sind ein guter Nährboden für Konflikte. Die räumlichen Verhältnisse sind in den meisten Küchen beengt. Und dann wissen wir beim Kochen nicht nur alle sehr genau, wie wir Dinge erledigen wollen – wir haben auch unser ganz spezielles Timing dafür.

Aber was wäre so eine Beziehung ohne Herausforderungen? Tatsächlich ist das gemeinsame Kochen das perfekte Versuchslabor für alle anderen Bereiche des Zusammenlebens:

Wir müssen lernen, Geduld zu haben (Wie langsam kann man eine Zwiebel schneiden?), Kompromisse einzugehen (Okay, wir lassen die Dille weg) und friedlich zu kommunizieren (Könntest du bitte einen kleinen Schritt zur Seite gehen?).

Im Idealfall kann man im Anschluss die Früchte des gemeinsamen Schaffens genießen – und feststellen, dass sich das Teamwork gelohnt hat.

Am Ende bleibt die Gewissheit: Wer gemeinsam kochen kann, schafft auch alles andere.

Kontra
von Ana Grujic

Wenn ich gestresst bin, werde ich menschenscheu. Nicht wie ein Eremit, der in den Wald zieht und mit Tieren lebt. Ich werde einfach nur schweigsam und humorlos – verbissen könnte man sagen.

Kochen ist für mich eine Stresssituation. Es brutzelt, es kocht, es backt – gleichzeitig. Damit Steak nicht zäh, Brokkoli nicht gatschig und Kuchen nicht trocken wird, heißt es zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Dinge tun. Schon wenn ich daran denke, kriege ich Herzrasen.

Was ich nicht bekomme: das Bedürfnis, dabei jemanden an meiner Seite zu haben. Das würde bedeuten, dass ich mich absprechen muss. Schlimmer noch: dass jemand Sachen anders macht als ich.

Es gibt aber einen Ort, wo das Zusammensein perfekt funktioniert, nur einen Schritt von der Küche entfernt. Am Esstisch diskutiert es sich viel besser als zwischen dampfenden Töpfen. Ganz von allein verschwinden dann plötzlich der Stress und vor allem die Menschenscheu. (RONDO, 17.8.2021)