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Dubais öffentlicher Stadtstrand ist heuer gut besucht. Wird das Emirat zum Sommerreiseziel für Badende?

Foto: Getty Images / EyeEm / Fabian Krause

Man muss schon genau schauen, um den Fehler im Wimmelbild zu entdecken: Es ist Pandemie, auch am feschen La Mer Beach in Jumeirah, doch keine Menschenseele trägt Maske. Der Badewaschl auf seinem knallroten Baywatch-Hochsitz am öffentlichen Strand von Dubai ist an diesem heißen Apriltag vermutlich der Einzige, der warnend in seinen Mund-Nasen-Schutz nuschelt: Seid’s vorsichtig, noch ist es nicht vorbei. Da fragt man sich: Wie lange geht das schon so in den Vereinigten Arabischen Emiraten? Seit wann genießen hier Touristen fast ungetrübte Urlaubsfreuden?

In Dubai geht das genau genommen fast schon ein Jahr so. Seit Mai 2020 ist in dem Stadtstaat wieder Binnentourismus möglich, ab Juli durften teilweise auch ausländische Urlauber wieder ins Land. Die Chancen stehen gut, dass das Land am Persischen Golf im Jahr 2021 als eines der ersten zur touristischen Tagesordnung übergeht.

Alles nach Dubai

Für Österreicher ist es – trotz aufrechter Reisewarnung – schon jetzt leicht, nach Dubai zu kommen. Sie benötigen bei der Einreise nur einen negativen PCR-Test, bei der Rückkehr dräut aber die Quarantäne. Ab Oktober werden vermutlich Menschen aus mindestens 190 Ländern in Dubai weilen. Dann nämlich beginnt die ein Jahr nach hinten verschobene Weltausstellung Expo 2020 mit ebenso vielen Länderpavillons.

Zum ersten Mal überhaupt findet die Großveranstaltung in einem arabischen Land statt – und noch dazu in einem sehr passenden. Dubai profitiert seit jeher enorm von seinem Kulturenmix. Eine internationale Expats-Schar kommt gerne zum Arbeiten, weil sich die hohe Lebensqualität nicht zuletzt durch eine ganz besondere Art "kultureller Aneignungen" ergibt.

Wo außerhalb Karatschis kann man schon so gut pakistanisch essen und gleich danach so US-amerikanisch durch Mega-Malls lustwandeln? Damit das alles funktioniert, hilft ein ebenso bunt zusammengewürfelter Reigen an Gastarbeitern tatkräftig mit.

Gefragte Wintersaison

Auch Österreich ist auf der Expo vertreten – mit einem Pavillon in ungewöhnlicher Lehmarchitektur und dem etwas gewöhnlichen Sager: "Austria makes sense". Ein halbes Jahr lang wird die Expo mit der "abgelaufenen" Jahreszahl 2020 als eine der größten Veranstaltungen des Jahres 2021 die ohnehin gefragte Wintersaison bespielen.

Von Oktober bis März sind aber auch in normalen Jahren viele Gäste zu erwarten. Doch Dubai bemüht sich aktuell besonders intensiv mit großen Kampagnen auch um Sommergäste, die heuer tatsächlich in der ärgsten Hitze zum Baden kommen könnten. Verantwortlich dafür ist eine Verknüpfung glücklicher Umstände für Dubai.

Impfen für den Tourismus

Da ist zunächst einmal die enorm hohe Impfrate in den Emiraten. Bereits über 60 Prozent der Bevölkerung haben zumindest eine Dosis erhalten, im Tourismussektor ist die Quote sogar noch höher. Seit wenigen Tagen hat Dubai nun auch weltweit als einer der Ersten den digitalen Impfpass eingeführt – und ist der EU mit dem "grünen Pass" um viele Wochen zuvorgekommen.

Möglich war die schnelle Umsetzung eines digitalen Gesundheitszeugnisses, das auch über PCR-Tests Auskunft gibt, weil überdies die Airline Emirates ein Interesse daran hat. Die staatliche Fluggesellschaft des Emirats hat schon früh internationale und selbst interkontinentale Flüge wiederaufgenommen. Das ermöglicht nun wiederum Dubai, rascher Touristen auch ins eigene Land zu bringen.

Ticketpreise für den Badeausflug von Europa und retour unter 500 Euro klingen nicht nur verboten günstig, sondern auch so, als hätten die Europäer bereits wieder vergessen, was sie dem Klima gerade noch versprochen haben. Doch das ist nicht die einzige Diskrepanz, die Dubai-Touristen derzeit erwartet.

Brisante Causa

Zuletzt standen gerade auch deutschsprachige Influencer in der Kritik, weil sie das autoritäre Regime ohne jegliches Hirnschmalz vermarkten. Die meisten von ihnen haben das Land bereits wieder verlassen, doch es bleibt eine noch brisantere Causa bestehen: Die Vereinten Nationen warten bis heute auf ein Lebenszeichen der mutmaßlich von ihrer Familie in Dubai festgehaltenen Prinzessin Latifa.

Die Tochter von Mohammed bin Raschid Al Maktum – Herrscher von Dubai und in Personalunion Vizepräsident, Premierminister sowie Verteidigungsminister – soll vergeblich versucht haben, das Land zu verlassen.

Da braucht es eigentlich keine Negativschlagzeilen mehr, die Dubai auch noch als Ziel von Impftouristen ins Visier nehmen – übrigens eher zu Unrecht. Wer für die Spritze kommt, muss immerhin Einwohner sein. Das sind zwar auch Menschen, die hier bloß mit billigem Aufenthaltstitel Homeoffice machen. Aufgrund der hohen laufenden Kosten des Vergnügens sind das insgesamt aber wenige.

Bleibt nur noch eine Frage: Wie viele werden heuer tatsächlich kommen, um sich die Dubai-Ambivalenz in einer pandemischen Welt endlich einmal live zu geben? (Sascha Aumüller, RONDO, 7.5.2021)