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Nach 27 Jahren beendet Melinda Gates die Ehe mit dem Microsoft-Gründer.

Foto: Reuters/NTB SCANPIX

Der Dokumentarfilm "Inside Bill's Brain" widmet sich dem Leben, Arbeiten und Denken des Microsoft-Gründers Bill Gates. Die einprägsamste Szene ist aber keine, in der er selbst zu sehen ist – sondern jene, in der seine Ehefrau Melinda in Gelächter ausbricht, als sie vom Titel des Films erfährt: "Glauben Sie mir, niemand will in Bills Gehirn sein", lacht sie: "Dort herrscht Chaos!" Dann wird sie ruhig, lächelt milde und sagt: "Es passiert immer etwas in diesem Gehirn. Es ist unglaublich."

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Szenen wie diese sind exemplarisch dafür, wie die Außenwelt die Ehe wahrgenommen hat: ein Zusammenspiel zweier Menschen, die ihre jeweiligen Kompetenzen einbringen, um ihre gemeinsamen Werte durchzusetzen. Hier die engagierte Philanthropin, dort der erfolgreiche Nerd, beide gemeinsam im Kampf gegen Polio, Malaria und andere Geißeln der Menschheit. Umso größer der Schock, als das Paar am Montag die eigene Scheidung via Twitter bekanntgab: Man habe in den vergangenen 27 Jahren drei Kinder großgezogen und eine erfolgreiche Organisation gegründet. Nun glaube man aber, in der nächsten Phase des Lebens gemeinsam nicht weiterwachsen zu können.

Kennengelernt hat sich das Paar 1987 auf einer Messe in New York. Die heute 56-jährige gebürtige Texanerin war bei Microsoft in den 1990er-Jahren für die Entwicklung zahlreicher Multimediaprodukte verantwortlich – darunter Word und die Encarta. Auch an der später ausgegliederten Travel-Website Expedia war sie beteiligt.

Bei der im Jahr 2000 gegründeten Bill and Melinda Gates Foundation (BMGF) wurde der Microsoft-Gründer oft als Kopf gesehen. Tatsächlich betonten die beiden öfter, dass Melinda die treibende Kraft hinter der Stiftung sei, heute eine der größten karitativen Einrichtungen der Welt, 2019 verwaltete sie ein Vermögen von 43,3 Milliarden Dollar. Im Fokus steht die Bekämpfung von Ungleichheit, Armut und Krankheiten: Allein zur Bekämpfung von Covid-19 steuert die BMGF 1,75 Milliarden Dollar bei.

Melinda selbst wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht: Im "Forbes"-Ranking 2020 der weltweit einflussreichsten Frauen belegt sie den fünften Platz. Als nächstes Projekt möchte sie sich mit ihrer Investmentfirma Pivotal Ventures dem Problem der finanziellen Benachteiligung von Unternehmensgründerinnen widmen.

Aus den Scheidungsunterlagen geht hervor, dass Melinda auf Unterhalt verzichtet. Weitere finanzielle Details – die Gates sind auch die größten privaten Eigentümer von Farmland in den USA – sollen bei einem Gerichtstermin im April 2022 geklärt werden. Es wird jedoch erwartet, dass sich die beiden zuvor außergerichtlich einigen. (Stefan Mey, 4.5.2021)