Tirols ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter (im Bild links) und Ralf Herwig.

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Innsbruck – Der im Zuge der Abwicklung von PCR-Tests für das Land Tirol schwer unter Beschuss geratene Chef beziehungsweise Gründer der Firma HG Pharma, Ralf Herwig, zieht sich vorübergehend aus dem operativen Geschäft zurück. Dies erklärte Herwig im Gespräch mit der APA. Wie am Mittwoch bekannt wurde, will das Land Tirol ab sofort nicht mehr mit dem Unternehmen zusammenarbeiten. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) erwartet im Lauf des Tages die Ergebnisse der Qualitätsprüfung.

Mückstein bestätigte am Mittwoch nach dem Ministerrat, dass es sich bei der vom Land Tirol mit PCR-Tests betrauten HG Pharma um ein gelistetes Labor handle. "Die Vergabe ist in Tirol passiert, derzeit wird in Tirol aufgeklärt", sagte Mückstein. Und: "Wir wissen nicht, wie groß das Problem mit den PCR-Testungen war." Derzeit gehe er davon aus, dass alle als positiv gemeldeten Tests des Labors auch positiv waren. Weitere Informationen erwarte er im Lauf des Tages und werde dann berichten.

Die Laborbefundung im Land soll neu aufgestellt werden, sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Außerdem soll das Justiziariat eine genaue Prüfung der Beauftragung vornehmen. Sobald das Ergebnis vorliegt, soll dieses auch kommuniziert werden.

Massive Kritik

Die Vergabe des Tiroler Auftrags für PCR-Tests im Wert von acht Millionen Euro an die HG Pharma hatte unter anderem für massive Kritik gesorgt, weil gegen den Firmengründer ein Verfahren wegen mutmaßlicher Behandlungsfehler läuft. Er muss sich deshalb am Freitag am Wiener Straflandesgericht wegen schwerer Körperverletzung und Betrugs verantworten und darf derzeit nicht als Arzt praktizieren. DER STANDARD berichtete.

Außerdem steht der Verdacht im Raum, die Firma würde die fachlichen Voraussetzungen für die Tests nicht erfüllen. Dies weist Herwig zurück und spricht von falschen Berichten, die jeder Grundlage entbehren würden. "Es hat keine falsch-positiven Tests gegeben. Alles, was es gegeben hat, waren PCR-Vorwarnungen, die dann von der Akademie der Wissenschaften bestätigt werden oder nicht. Das ist ein ganz normaler Vorgang", erklärte der Urologe. Die Qualität der Tests sei einwandfrei, dies sei auch mehrfach national wie international bestätigt und überprüft worden.

Die Entscheidung für seinen vorläufigen Rückzug habe er "aufgrund der Turbulenzen um meine Person" getroffen, meinte Herwig. Es könne sein, dass er sich zurückziehe, bis sich die Vorwürfe aufgeklärt haben – es könne aber auch sein, dass es ein "Abschied für immer" sei. Es würde jedenfalls schwer sein für das Land Tirol, eine Firma zu finden, die eine derartige Qualität liefern könne – sollte man sich gegen HG Pharma entscheiden.

Liste Fritz fordert "volle Aufklärung"

Die Tiroler Grünen, Koalitionspartner der ÖVP, begrüßten jedenfalls das Ende der Zusammenarbeit des Landes mit Herwig. "Das Vertrauen in Ralf Herwig war angesichts der Begleitumstände nicht mehr gegeben", sagte Klubobmann und Gesundheitssprecher Gebi Mair. Nach der vollständigen Prüfung der aufgetretenen Fragen könne über weitere Schritte betreffend HG Pharma auch in allfälliger rechtlicher Hinsicht entschieden werden, meinte Mair.

Die oppositionelle Liste Fritz forderte weiterhin "volle Aufklärung" vom Landeshauptmann. "Platter ist als oberster Krisenmanager dafür verantwortlich, Tirol durch diese Corona-Krise zu manövrieren. Als Oppositions- und Kontrollpartei werden wir die Entscheidungen von Platter, Felipe und Co weiterhin durchleuchten und Transparenz sicherstellen", erklärten Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider und Landtagsabgeordneter Markus Sint. (APA, red, 5.5.2021)