Wo das AMA-Gütesiegel drauf ist, ist zumindest österreichisches Fleisch drin. Über Tierwohlstandards sagt es hingegen wenig aus.

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Wien – Am Dienstag hat es den Landwirtschaftsausschuss passiert, am 20. Mai soll es im Nationalrat mit den Stimmen von ÖVP und Grünen beschlossen werden: Das AMA-Gütesiegel soll künftig an den Verzicht von Gensoja aus dem Regenwald gekoppelt sein, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verbessern. Die Regierungsparteien hatten einen Antrag zu einer Änderung eingebracht, um künftig GVO-freie Futtermittel einzusetzen.

"Die Gentechnikfreiheit hat in Österreich aus gutem Grund einen sehr hohen Stellenwert. Das AMA-Gütesiegel sollte dies widerspiegeln", erklärt dazu Olga Voglauer, Landwirtschaftssprecherin der Grünen.

Österreich importiert laut den Grünen etwa 500.000 Tonnen Soja aus Südamerika. Dieses sei meist gentechnisch verändert, die Pestizidbelastung sei auch oft deutlich höher als bei europäischem Soja. Importiert wird es in erster Linie für die Schweinemast. Zudem sei der Sojaanbau unter den größten Treibern der illegalen Abholzung des Regenwaldes. Es sei also "höchste Zeit, dass unsere heimische Nutztierhaltung auf europäische, gentechnikfreie Futtermittel umstellt", so Voglauer.

Frage der Finanzierung

Der Verband der Österreichischen Schweinebauern (VÖS) lässt umgehend in einer Aussendung wissen, dass man eine Umstellung auf europäische, GVO-freie Eiweißquellen "unter anderem mit Blick auf das beträchtliche CO2-Einsparungspotenzial grundsätzlich als sehr positiv bewertet", diese aber nur dann möglich sei, "wenn die Finanzierung aller Mehrkosten, die den Landwirten aus einer GVO-freien Fütterung entstehen, gesichert ist". Von einer gesetzlichen Verpflichtung hält der Verband nichts, ohnehin würden die Betriebe schon 80 Prozent des Schweinefutters im eigenen Betrieb anbauen.

Die Fütterung mit Soja aus Europa würde eine Erhöhung des aktuellen Schlachtschweinpreises um rund 15 Prozent bedeuten, rechnen die Schweinemäster vor.
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Der Kostenpunkt ist den Grünen zumindest bewusst. "Begleitend sollen Maßnahmen, insbesondere in der nationalen Ausgestaltung der GAP, genutzt werden, damit den Bäuerinnen und Bauern gentechnikfreie regionale und europäische Eiweißquellen für Futtermittel zur Verfügung stehen und die Transparenz bezüglich Wertschöpfung und Abgeltung der Mehrkosten für die GVO-freie Fütterung geschaffen wird", heißt es in dem Antrag, indem gleichwohl auf weitere Verbesserungen gepocht wird: Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) werde "ersucht, im Rahmen ihrer rechtlichen Möglichkeiten auf die zuständigen Stellen und betroffenen Branchen einzuwirken, damit das AMA-Gütesiegel auch die Weiterentwicklung der Tierwohlkriterien (auch in Basisanforderungen, Auslauf, Platzangebot) berücksichtigt". Will heißen, bei gentechnikfreier Fütterung soll es nicht bleiben.

Einen Unterstützer haben die Grünen im neuen grünen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein, der sich als "großer Tierfan" geoutet und erklärt hat, in seinen Funktionen als Tierschutz- und Konsumentenschutzminister wolle er sich den Vollspaltenböden in der Schweinehaltung und der Herkunftskennzeichnung widmen. Diese Themen muss er allerdings mit Landwirtschaftsministerin Köstinger abstimmen.

An Wert eingebüßt

Dass die ÖVP bei der Weiterentwicklung des Gütesiegels mitgeht, hat einen Grund: Unternehmen hatten zuletzt beklagt, es habe an Zugkraft und Wert eingebüßt. Manche erwogen, darauf zu verzichten. Auch der Bauernbund machte sich für einen Ausbau und die Weiterentwicklung stark.

So manch einem gilt es zumindest in einer Hinsicht als guter Richtwert – die Herkunft des Fleisches wird damit garantiert. Allerdings trägt lediglich ein Drittel des in Österreich konsumierten Fleisches dieses Siegel. (rebu, 5.5.2021)