Eigentlich ist der Geschirrspüler "Bob" ein interessantes Produkt. Er ist kompakt und damit besonders für Single- und Paarhaushalte geeignet. Weil er auch ohne Wasseranschluss auskommt, kann er fast beliebig platziert werden. Dazu verspricht er Sparsamkeit beim Wasserverbrauch und ist komfortabel über drei Tasten und einen Bildschirm bedienbar. Er wird laut Hersteller Daan Tech in Frankreich hergestellt und sprengt mit einem Preis von 350 Euro auch nicht unbedingt das Budget.

Bob hat allerdings auch einen Haken. Spülmittel wird ihm über eine Kartusche zugeführt. Und diese "Pop Cassette" ist proprietär gestaltet. Ohne diese verweigert er den Betrieb. Zehn Euro kostet eine Kartusche, die Geschirrreiniger für 30 Waschgänge enthält. Diese kann anschließend an den Hersteller zur Wiederbefüllung oder zum Recycling retourniert werden.

"Bob" ist ein ultrakompakter Geschirrspüler.
Foto: Daan Tech

0,9 statt 56 Cent

Zu teuer, fand der britische Tüftler dekuNukem, der in seiner Kalkulation inklusive Portokosten beim Kauf eines Dreierpacks (das zusätzlich auch eine Kartusche für die einmalige Reinigung des Geschirrspülers selbst enthält) auf 48 Pence (0,56 Euro) pro Waschgang kam. Ein Betrag, der sich schnell zu beachtlichen Summen addiert.

Der Entwickler fand heraus, dass die Kartuschen die Anzahl der Waschgänge über einen simplen EEPROM-Chip mitzählen, und hat eine Möglichkeit entwickelt, das System zu überlisten. Mit dem "Bob Cassette Rewinder" lässt sich der Zählstand wieder auf null setzen, sodass der Geschirrspüler den Betrieb nicht verweigert. Statt des Mittels des Herstellers kann man mithilfe einer Spritze somit auch selbstangeschafften Flüssigreiniger einfüllen.

Daraus ergab sich für dekuNukem eine beachtliche Ersparnis. Nach eigener Rechnung kommt er pro Waschgang nunmehr auf 0,8 Pence (oder etwas mehr als 0,9 Cent). Das entspricht einer Kostenreduktion von 98 Prozent.

Der "Cassette Rewinder".
Foto: dekuNukem/Github

Reverse Engineering

Erarbeitet hat der Tüftler den Rewinder durch Analyse des Schaltkreises in einer solchen Cartridge sowie des Codes, der für die Waschgangzählung zuständig ist. Was ihm dabei entgegenkam, ist, dass sie keinen speziellen Anschluss verwendet, sondern mit dem USB-A-Standard kompatibel ist. Nach etwas Experimentieren und dem Hinweis eines anderen Entwicklers fand er heraus, dass er einen bestimmten Hexadezimalwert auf 0x4e zurücksetzen musste, damit die Kartusche wieder 30 verfügbare Waschgänge an den Spüler meldet.

Weiters errechnete er die Konzentration von Spülmittel und Klarspüler in den beiden Tanks der Kartusche. Auf Basis dieser Information fand er passende und günstig in Fünf-Liter-Containern erwerbbare Mittel, die sich problemlos mit "Bob" nutzen lassen sollen. In Testläufen gelang ihm damit ein ebenso sauberes Waschergebnis wie mit dem "Original".

Selbst basteln oder kaufen

Der Rewinder besteht nun aus einer eigens angefertigten Platine mit USB-Port, drei LEDs und zwei Knöpfen. Diese Platine muss nur noch an eine Kartusche angesteckt und mit Strom versorgt werden. Per Knopfdruck setzt sie die Anzahl der verfügbaren Waschgänge wieder auf 30 zurück.

Firmware und Bauanleitung hat dekuNukem auf Github veröffentlicht, sodass Interessierte sich das Gerät selbst nachbauen können. Wer ihn vorgefertigt kaufen möchte, kann den Rewinder aber auch über die Plattform Tindie für 25 Euro bestellen. (gpi, 6.5.2021)