Im zweiten Corona-Jahr haben sich die Abschiedsschatten über Reichenau an der Rax zur Dämmerung verdichtet. Der angekündigte Auszug des Intendantenehepaars Renate und Peter Loidolt aus dem Festspielhaus bedeutet mehr als nur resigniertes Abschiednehmen, mehr auch als die Einsicht in die Unvermeidlichkeit des Alters.

Das Intendantenehepaar Renate und Peter Loidolt.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Die beiden geben nach 33 Jahren ihr Lebenswerk an Dritte weiter. Tatsächlich war dem Rückzug auf Raten eine vernichtende Rechnungshofkritik vorausgegangen. Die Empfehlung der Prüfer an die Adresse der Landespolitik, die Subventionen zurückzufordern, stellte die Fortführung des Betriebs generell infrage.

Doch mit der Reichenauer Intendantendämmerung hat sich ein akklamiertes, von Landesfürsten generös unterstütztes Modell wohl endgültig überlebt. Das regsame Paar Loidolt huldigte mit seinen Festspielen nicht nur einem "Schauspielertheater", das als Antithese gegen den vermeintlich neumodischen Unfug des "Regietheaters" gerichtet war. Sie ordneten dem Kassenerfolg in Reichenau jede Rücksicht auf kulturelle Teilhabe unter: Sie verweigerten Transparenz, Diskurs und die Demokratisierung des Zutritts durch erschwingliche Kartenpreise.

Die Zeit der Prinzipale – ein anderer Ausdruck für: charismatische Herrschaft – scheint auch in der Sommerfrische zu Ende zu gehen. (Ronald Pohl, 5.5.2021)