Man muss sich bei dieser Tiroler Realitätsverfremdung schon fast wieder an Ischgl erinnert fühlen. "Es kann nicht besser laufen, was die Regierungsumbildung betrifft", tönte Tirols schwarzer Landeshauptmann Günther Platter am Mittwoch. Bitte wie?

Tirols Landeshauptmann Günther Platter will 2023 wieder kandidieren.
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Es wird derzeit untersucht, ob die Tiroler Fluchtmutante, die das ganze Land in Angst und Schrecken versetzte, jemals so grassiert ist wie bisher behauptet. Jenes Unternehmen, das mehr als die Hälfte der Tiroler PCR-Tests ausgewertet hat, steht schwer in Kritik. Das Land hat diesen Großauftrag ohne Ausschreibung vergeben – an einen Urologen, der sich wegen schwerer Körperverletzung und Betrugs vor Gericht verantworten muss. Dienstagabend sind plötzlich zwei Mitglieder der Landesregierung zurückgetreten. Und auch der Urologe gab inzwischen seinen Rückzug bekannt. Nicht nur, dass es wahrlich besser laufen könnte – es muss das jetzt auch.

Denn die Öffentlichkeit hat hier ein dringendes Recht auf Aufklärung – in allen Bereichen. Testungen und Sequenzierungen sind die Grundlage für massive Einschränkungen unseres Lebens, sie sind der Gradmesser der Pandemiebekämpfung, geben Sicherheit. Die Tiroler Causa ist undurchsichtig, mehrere Stränge sind dubios, unzählige Fragen offen. Denen muss sich der Landeschef stellen – oder gehen.

Platter hat am Mittwoch hingegen erklärt, dass er 2023 wieder kandidieren will. Davor hat er noch viel zu tun. (Katharina Mittelstaedt, 5.5.2021)