Den Lockdown können sich Wienerinnen und Wiener in den vielen Taquerías verschärfen – zum Beispiel im W.A. Sanchez in Währing.

Foto: Der Standard

Als vor vielen Jahren eine Burgerbrutzelkette Los Wochos ausrief, war dafür die Zeit womöglich noch nicht reif. Zu sehr hingen und hängen die Burgeristas an ihren Burgereien, die sich durch den Einsatz besonderer Ingredienzien im Distinktionswettbewerb vom Mitbewerb abzuheben und den Hipstern anzutragen versuchen. Alte Kühe und junges Gemüse, sauerteigige Laberln und hefige Buns, und trotzdem wollen die Kinder nach wie vor keine Scheiben sauer eingelegter Gurken in ihrem Burger. Isso. Hin und wieder sperrt wo eine Ćevabdžinica auf, das Merak auf der äußeren Mariahilfer muss hervorgehoben werden, aber auch auf diesem Sektor geht es eher pomali zu.

Gar nicht pomali geht es die schnellste Maus von Mexiko an. Arriba, arriba, ándale! Vermutlich, weil sie jeder neuen in Wien eröffnenden Taquería einen Besuch abstatten muss.

Burritos und Quesadillas

Die mexikanische Küche ist mit ihren Tacos, Burritos und Quesadillas ausgesprochen gut geeignet, das im Lockdown darbende Wien zu alimentieren. Heiß, fettig, scharf – fast wie am Würstelstand, wo man gerne einmal eine Schoafe schoaf bestellt. Die Basis der mexikanischen Klassiker ist eigentlich immer ein dünner Fladen, die Mais- oder Weizentortilla. Der Standard bei Tortillas ist Weizenmehl, die Königsklasse Maismehl. Damit es wie in Mexiko schmeckt, sollte der Mais über Nacht in Kalkwasser aufgeschlossen werden, bevor er vermahlen wird.

Das geschieht so in der Taquería Maíz in Margareten, eine der besonderen Art: Wunderbares Lamm-Barbacoa mit Ancho-Chili oder Cochinita Pibil (über Nacht mariniertes Schwein mit Gewürznelke, Kreuzkümmel und Zimt, im Anschluss gerupft) werden von den zusammengefalteten Tortillascheiberln getragen. Die Taquería Maíz gilt als das Kompetenzzentrum in Sachen Tacos. Ob mit Süßkartoffeln, Huhn mit Mole oder Fisch "Baja Style" gefüllt – jeder Taco gleicht einem kleinen Kunstwerk.

Taco bedeutet übersetzt in etwa Pfropfen oder Knäuderl. Zusätzlich zum über Nacht in Gewürzen mariniertem Fleisch aller Art kommen meist Paradeiswürferln, Jungzwiebelgrün, Eissalat, Avocado, Rahm, Jalapeños und grob geriebener Butterkäse. Gehackte weiße Zwiebel, frischer Koriander, eine Limettenspalte und Chilisauce (Sriracha) werden meist separat gereicht.

Wer bevorzugt mit Besteck und von Tellern isst, bestellt sich besser einen Burrito – im Großen und Ganzen ein riesiger Taco. Die Tortilla ist fast tellergroß, die Ingredienzien sind in etwa die gleichen; der Fladen wird gerollt und eingeschlagen. Putzereien bevorzugen Tacos.

Gourmettacos zum Schlemmen und Genießen.
Foto: Der Standard

Die Füllungen bieten motivierten und hoffentlich auch talentierten Köchinnen und Köchen die Möglichkeit, sich ein wenig auszutoben. Die Bandbreite an Chilis ist gewaltig. Ob für den Pico de gallo, ein Gemisch von gehackten Paradeisern, Zwiebeln und eben Chilis, oder für eine Mole (Sauce aus diversen Chilis, ungesüßter Schokolade und unendlich vielen, unterschiedlichen Gewürzen) – es sollte fruchtig-feurig zugehen beim Genuss des mittelamerikanischen Fastfoods.

Neben dem Margaretener Maíz hat sich auch das Josefstädter Comal in der Florianigasse als Feinschmeckeradresse für fucking fingerlicking Fingerfood etabliert.

Drei weitere Eröffnungen der letzten Monate verdienen, neben allen anderen ebenso guten Tacohütten der Stadt, eine Erwähnung. Mit ihren Standorten rahmen sie das Kutschker-Viertel in Wien-Währing. Knapp vor dem Aumannplatz stadteinwärts bietet die Taquería El Penacho jugendlichen Vorglüherinnen und Vorglühern Alkohol aus dem Eiskasten und eine entsprechende Unterlage aus der Küche an. Sie nehmen dort, sagen sie, Tacos ernst. Das schmeckt man auch.

In der ehemaligen Katze 2 in der Kreuzgasse hat das Tacoland aufgesperrt. Es hat sich – neben den recht scharfen Klassikern – auf vegane Gerichte spezialisiert und arbeitet hier mit Tempeh, einem Käse aus fermentierten Sojabohnen. Ein weiteres Asset: Golser Bier als bitter notwendige Alternative zum ausnahmsweise gut argumentierbaren Corona. Schärfe verlangt nach Bier.

Paradies der Füllungen

Den Vogel abgeschossen hat das W.A. Sanchez. Und ja, es steht für Wolfgang Amadeus. Das W.A. Sanchez, gleich hinter dem Gürtel an der Währinger Straße, ist ein Paradies für Phäaken. Huhn, Schwein, Rind, Grillgemüse und Süßkartoffel bilden die Grundlage bzw. Füllungen für Tacos, Dogs, Burritos und Bowls. Dazu ordert man Nachos, reguläre oder Süßkartoffelfritten, mit bunten Saucen wie Zitronenpfeffer-Limettenmayo oder Ketchup-Chipotlemayo-Senf. Man kann sich aber auch ein wenig Pulled Pork oder Chili Cheese über seine Fritten geben lassen, um diese mit Senfhonig zu verspeisen. Täglich wechseln die Spezialitäten, etwa der Pastrami-Burger, der zum Niederknien saftig, würzig und erfüllend köstlich ist. Ein Lokal wie dieses sollte zwingend bis Nachtclubschluss offen haben. Der Gastgarten ist genehmigt – und soll, so der Bürgermeister will, bis 22 Uhr bespielt werden.

Andale! (Gregor Fauma, 6.5.2021)