Zwei Wochen nach der zweiten Teildosis schützt das Präparat von Biontech/Pfizer auch gegen die südafrikanische und die britische Virusvariante.

Foto: APA/dpa/Pool/Christian Charisius

In Österreich sollen Geimpfte bereits 21 Tage nach der Erstimpfung von der Verpflichtung entbunden werden, Eintrittstests zu machen. Das sehen die Regierungspläne für den grünen Pass vor. Diese Frist von drei Wochen ist durch mehrere rezente britische Studien begründbar. Sie belegen, dass bereits rund drei Wochen nach der Erstimpfung das Risiko für eine Infektion, für die Virusweitergabe und insbesondere für schwere Verläufe sinkt.

Zwei neue Studien aus Israel und Katar zeigen nun aber für Comirnaty, den Impfstoff von Biontech/Pfizer, dass zwei Impfungen noch einmal deutlich besser schützen als nur eine – und zwar auch vor der "südafrikanischen" Variante B.1.351, die als "Variant of Concern" gilt: Frühere Studien vor allem im Labor hatten Einbußen der Wirksamkeit auch bei mRNA-Impfstoffen suggeriert, weil diese Variante die durch Impfungen oder Infektionen aufgebaute Immunabwehr unterlaufen kann.

Die beiden neuen Untersuchungen prüften den Schutz des Impfstoffes von Biontech/Pfizer unter realen Bedingungen. Laut den Ergebnissen, die in den Fachmagazinen "The Lancet" (die israelische Studie) und "The New England Journal of Medicine" (NEJM) (über Katar) veröffentlicht wurden, konnte der Impfstoff das Risiko einer Krankenhauseinweisung oder eines tödlichen Verlaufs, die durch die Virusvarianten verursacht werden, um mehr als 95 Prozent vermindern. Dazu braucht es aber beide Teilimpfungen.

Zweite Dosis erhöht Schutz massiv

In der landesweiten Untersuchung des israelischen Gesundheitsministeriums und des Pharmaherstellers Pfizer wird dem Impfstoff zwischen sieben und 14 Tagen nach Erhalt der ersten Teildosis eine Schutzwirkung von 58 Prozent vor einer Infektion zugeschrieben, von 76 Prozent vor einer Krankenhauseinweisung und 77 Prozent vor einem tödlichen Verlauf. Sieben Tage nach der zweiten Dosis reduziert sich das Risiko einer Infektion, einer Krankenhauseinweisung oder eines tödlichen Verlaufs jeweils um mehr als 95 Prozent.

Für die Studie, die in "The Lancet" publiziert wurde, wurden 230.000 Corona-Fälle zwischen Jänner und April untersucht. In diesem Zeitraum war bereits die "britische" Variante B.1.1.7 für fast 95 Prozent alles Corona-Infektionen in Israel verantwortlich.

Die Studienautorinnen und -autoren betonen, dass noch wenig über die Dauer der Wirksamkeit der ersten Dosis bekannt sei. Sie vermuten aber, dass der Erhalt von nur einer Teildosis einen kürzeren Schutzzeitraum bedeuten könnte – insbesondere dann, wenn neue Virusvarianten auftreten. Weiterhin gebe es auch noch Unklarheiten über die Dauer der Immunität nach der zweiten Impfung.

Wirksamkeit auch gegen B.1.351

Auch die Studie aus Katar, die im Fachblatt "NEJM" erschien, untersuchte die Wirksamkeit der des mRNA-Vakzins für beide Teilimpfungen. Dazu wurden die Daten von 200.000 Personen aus dem nationalen Covid-19-Register zwischen Februar und März herangezogen, wobei landesweit beinahe alle Infektionen in diesem Zeitraum entweder durch B.1.351 oder B1.1.7 verursacht wurden, wobei B.1.351 ziemlich genau die Hälfte der Fälle ausmachte.

Die Analysen der Forschenden attestieren dem mRNA-Vakzin von Biontech/Pfizer zwei Wochen nach der zweiten Dosis eine gute Wirksamkeit sowohl im Falle von Infektionen als auch in Bezug auf schwere Krankheitsverläufe: So konnte der Impfstoff ab 14 Tage nach der Verabreichung das Risiko einer Infektionen mit B.1.1.7 um 89,5 Prozent verringern, im Fall von B.1.351 waren es 75 Prozent. Nach der ersten Dosis lag diese Schutzwirkung bei nur 29,5 und 16,9 Prozent.

Diese Ergebnisse werfen auch neues Licht auf die Impfaktion im Bezirk Schwaz. Sie wurde wegen der Verbreitung der "südafrikanischen" Variante gestartet. In der Folge infizierten sich dort auch Personen, die bereits einmal geimpft worden waren. Gegen schwere oder tödliche Krankheitsverläufe wies der Impfstoff laut der Studie aus Katar eine Wirksamkeit von 97,4 Prozent auf. Diese hohe Wirksamkeit konnte jedoch ebenfalls erst nach der zweiten Teilimpfung erreicht werden. (ek, 6.5.2021)