Der "Entertainment Space" von Google.

Grafik: Google

Es gibt Dinge, die verstehen nicht einmal eingefleischte Android-Experten. Googles Strategie in Hinblick auf Tablets ist so ein Punkt. Nachdem man mit Android 3.0 und einem eigenen auf diesen Formfaktor optimierten User-Interface ziemlich ambitioniert begonnen hatte, folgten in den nächsten Jahren zahlreiche Richtungswechsel, jeder einzelne davon weniger ambitioniert als der vorangegangene. Im Jahr 2018 gab es dann den kompletten Bruch: Google versuchte sich mit dem Pixel Slate an einem Chrome-OS-basierten Tablet, scheiterte damit aber nicht weniger spektakulär. Das Interesse an Android-Tablets schien hingegen bei Google zuletzt komplett verschwunden, umso überraschender kommt nun eine neue Ankündigung.

Is this the real world?

Unter dem Namen "Entertainment Space" hat Google eine neue Unterhaltungszentrale für Android-Tablets angekündigt. Dort sollen also die Inhalte aus unterschiedlichsten Quellen zusammengeführt werden – von Filmen und Serien über Bücher bis zu Spielen. Gespeist soll das Ganze dabei nicht nur aus Google-Angeboten werden, auch die Inhalte anderer Programme sollen hier einfließen – so der jeweilige Hersteller mitspielt.

Grafik: Google

Das Ganze erinnert damit insofern an Google TV, die neue Oberfläche für Android TV, die beim aktuellen Chromecast zum Einsatz kommt. Der "Entertainment Space" soll allerdings nicht komplett die Tablet-Oberfläche übernehmen, sondern er soll als zusätzlicher Homescreen auf entsprechenden Geräten angeboten werden – und zwar als Ersatz für Googles eigenen "Discover Feed", der bei Android-Smartphones oft an dieser Stelle zu finden ist.

Kein Netflix

Offen lässt man dabei vorerst, welche Services konkret an dieser Stelle integriert werden. Nur eines ist bisher bekannt: Netflix offenbar nicht, dies bestätigt die Firma gegenüber US-Medien. Das ist insofern überraschend, da Netflix bei Google TV sehr wohl integriert ist – auch wenn es hier ebenfalls in den vergangenen Monaten ein gewisses Hin und Her gab.

Motivation?

Wie es zu diesem überraschenden Sinneswandel kam, lässt Google dabei offen. Allerdings verweist man darauf, dass die Pandemie Android-Tablet-Verkäufen im vergangenen Jahr einen deutlichen Schub verpasst hat – nämlich um rund 30 Prozent. Von einem eigenen Google-Tablet ist in dem Blogposting allerdings nicht die Rede. Insofern gilt es abzuwarten, welche Hersteller dieses Konzept integrieren werden. So ist bislang lediglich von einem Tablet des US-Handelsriesen Walmart die Rede. Später sollen aber auch Geräte von Lenovo und Sharp folgen.

Grafik: Google

Für eine relevante Verbreitung sollte man aber wohl ein ganz anderes Unternehmen für das Konzept begeistern: Samsung. Davon ist in dem Blogeintrag allerdings nicht die Rede. Ganz ausgeschlossen ist das allerdings auch wieder nicht, das Verhältnis zwischen den beiden Firmen hatte sich zuletzt deutlich gebessert. So übernehmen aktuelle Samsung-Smartphones wieder deutlich mehr Google-Apps als Default-Wahl, und auch den erwähnten Discover-Feed findet man dort nun. (Andreas Proschofsky, 6.5.2021)