"Bedrückend und beeindruckend" nennt ORF-Moderator Armin Wolf das Gespräch, das Mittwochabend bei der Konkurrenz von Puls 4 stattgefunden hat: Corinna Milborn interviewte ruhig, gut vorbereitet und immer auf juristische Vorgaben achtend zwei junge Frauen, die dem Medienmanager Wolfgang Fellner, ihrem ehemaligen Arbeitgeber, subtile und nicht so subtile sexuelle Belästigung vorwerfen. Katia Wagner und Raphaela Scharf, die bei "Oe24" als Moderatorinnen arbeiteten und arbeiten (jetzt bei Krone TV), beeindruckten durch ihre entschlossene, bis auf wenige Momente emotional zurückgenommene Darstellung. Beiden gelang es herauszuarbeiten, was es auch ökonomisch für junge Frauen bedeuten kann, wenn sie sich Avancen von mächtigen Vorgesetzten widersetzen.

Katia Wagner und Raphaela Scharf werfen ihrem ehemaligen Arbeitgeber Wolfgang Fellner sexuelle Belästigung vor.
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Wolfgang Fellner bestreitet die Vorwürfe (wie auch Milborn in der Sendung wiederholte), eine gerichtliche Klärung steht aus. Der Fall ist einigermaßen bedeutsam, denn selten, vielleicht noch nie in Österreich, waren betroffene Frauen so bereit, in einer Angelegenheit an die Öffentlichkeit zu gehen, wo die Reputation von allen Beteiligten potenziell in Gefahr ist. Die Richterin im Arbeitsprozess fragte übrigens Raphaela Scharf, warum sie nicht gekündigt habe, man wisse ja, wie es in dem Unternehmen zugeht. Und: Deren Wunsch, die Moderation ohne Fellner machen zu können, sei wie ein "Traum von warmen Eislutschern". Ein gewisses, zu überwindendes Denken. (Hans Rauscher, 6.5.2021)