Der Klimawandel setzt vielen Kulturpflanzen zu – durch Genomeditierung könnten rascher resiliente Sorten gezüchtet werden.
Foto: Imago

Der Einsatz der Gen-Schere CRISPR/Cas9 in der Pflanzenzucht ist in Europa äußerst streng geregelt. Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im Jahr 2018 setzte CRISPR/Cas9 rechtlich mit konventioneller Gentechnik gleich. Unter Wissenschaftern stieß diese Entscheidung großteils auf Unverständnis, sind doch Pflanzen, die mittels CRISPR/Cas9 gezüchtet wurden, meist ununterscheidbar von herkömmlichen Züchtungen.

Mit umso größerem Interesse wurde eine Studie der EU-Kommission zu gentechnisch veränderten Pflanzen erwartet, die vergangene Woche veröffentlicht wurde. In dieser wird nun ebenfalls festgestellt, was zahlreiche Wissenschafter bereits seit Jahren fordern: Aufgrund der rapiden technischen Fortschritte in der Gentechnik sollte eine Überarbeitung der bestehenden Regulation in Betracht gezogen werden.

Gentechnik und Klimaresistenz

Die Befürworter sehen in den "neuen" Techniken der grünen Gentechnik – wie zum Beispiel der Gen-Schere CRISPR/Cas9 – großes Potenzial, zukünftigen Herausforderungen der Landwirtschaft zu begegnen. Das Züchten neuer resistenter und dem Klimawandel angepasster Sorten könne damit schneller und präziser umgesetzt werden. Kritische Stimmen argumentieren hingegen, dass die strenge Regulierung von gentechnisch veränderten Pflanzen beibehalten werden muss. Basierend auf dem Vorsorgeprinzip sollen gentechnisch veränderte Sorten an ein Nachzulassungsmonitoring gekoppelt sein.

Einer der Befürworter von neuen Methoden der Gentechnik in der Pflanzenzucht ist Andreas Weber, Leiter des Instituts Biochemie der Pflanzen an der Universität Düsseldorf. In einem Beitrag im Fachblatt "Plant Science" stellte er mit Kollegen fest, dass Genomeditierungsmethoden wie CRISPR/Cas9 auch einen Beitrag zum Erreichen der Ziele der europäischen Farm-to-Fork-Strategie leisten könnten – insbesondere in Bezug auf den ökologischen Landbau. Die Strategie ist Teil des Green Deal und zielt auf eine möglichst nachhaltige Lebensmittelproduktion ab.

Genomeditierung im ökologischen Landbau

"Ich sehe in der Gentechnik eine riesengroße Chance für den gesamten Bereich der Landwirtschaft und natürlich auch darüber hinaus, auch in der Medizin", sagt Weber. "Es wäre extrem schade, wenn wir die Chance nicht nutzen würden."

Als Beispiel dafür, welchen Beitrag Genomeditierung im ökologischen Landbau leisten könnte, nennt Weber Fungizide: Über 90 Prozent der Fungizide im ökologischen und konventionellen Landbau werden im Bereich des Obst- und Weinbaus eingesetzt. "Dort gäbe es die Möglichkeiten, Toleranzen gegen Schadpilze durch Genomeditierung in die Pflanzen einzubringen und dadurch die Pflanzen genetisch resistent gegenüber Pilzkrankheiten zu machen." (trat, 5.5.2021)