Der Autobauer Magna bekommt die Auswirkungen von Lieferengpässen zu spüren.

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Graz – Beim Kfz-Zulieferer und Autobauer Magna in Graz sind rund 1.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt worden. Ein Sprecher bestätigte Freitagfrüh einen Bericht des ORF-Radios Steiermark. Der Schritt sei wegen der "Corona-bedingten Liefersituation" nötig gewesen, hieß es. Außerdem wollte man die gut ausgebildeten Mitarbeiter nicht verlieren, sagte Reinhard Hofer, Vorsitzender des Arbeiterbetriebsrats, dem ORF.

"Bis in den Juni"

Wie lang die Kurzarbeit dauern wird, ist nicht bekannt. Es soll aber eine "kurzfristige Aktion" sein – die Rede ist von "bis in den Juni". Die finanziellen Einbußen für die betroffenen Mitarbeiter sollen gering sein, so Hofer: "Wir haben in den letzten Varianten, wo wir Kurzarbeit gefahren sind, sogar über die Belegschaftsvertretung, mit dem Vorstand, mit dem Unternehmen Vereinbarungen getroffen auf eine möglichste hohe Nettoersatzrate von über 90 Prozent. Da nimmt das Unternehmen sehr viel Geld in die Hand, um eben unsere Mitarbeiter dementsprechend abzusichern und auch sehr gutzustellen."

Lieferengpässe bei Halbleitern

Die Lieferengpässe sind vor allem bei den Halbleitern weltweit zu spüren. Durch die Pandemie ist der Halbleiterbedarf in der Unterhaltungselektronik stark gestiegen, durch den Brand einer Chipfabrik des japanischen Konzerns Renesas im März spitzte sich die Situation zu.

Der kanadische Autozulieferkonzern Magna hat bis März trotz der Lieferengpässe in der Branche Umsatz und Gewinn gesteigert, auch beim Komplettfahrzeugbau bei Magna Steyr in Graz. Für den Gesamtkonzern und Graz hat Magna nach dem guten Start im ersten Quartal die Jahresziele 2021 angehoben. Die Engpässe, inklusive Halbleiterchips, würden im zweiten Quartal anhalten. Trotz des Gegenwinds in der Branche sehe man für Magna in den kommenden Jahren aber erhebliche Wachstumschancen, hieß es am Donnerstag.

Knappheit bei Vormaterialien

Engpässe spüren auch andere Autozulieferer in Österreich. Allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Die Knappheit an Chips ist nur ein Problem. So heißt es etwa beim oberösterreichischen Technologiekonzern Miba, der auch die Autoindustrie bedient, man spüre beim Stahl in einigen Spezifikationen die angespannte Situation auf den Märkten. "Probleme für die Supply Chain bestehen aber derzeit keine, die Produktion kann ungestört weiterlaufen." Die Gruppe ist trotz Rückgangs des Automotive-Geschäfts im Frühling – dank breiter Aufstellung – gut durch die Krise gekommen, wie die Zahlen für das Geschäftsjahr 2020/21 zeigen. Der Umsatz ist im Krisenjahr nur im einstelligen Prozentbereich zurückgegangen und lag bei 891 Millionen Euro. Derzeit sucht man 50 Mitarbeiter für die Standorte in Österreich.

Markus Huemer, Chef des Autozulieferers Polytec aus Oberösterreich spricht indes von dramatischer Knappheit bei diversen Vormaterialien wie etwa Glasfaser oder Polyurethan. "Wir sehen hier auch extreme Preissteigerungen sagt Huemer zum STANDARD. Er berichtet von einer "Vielzahl an Störungen. Wir kämpfen jeden Tag um die Versorgung." So hätte es Probleme im Winter in Texas gegeben, gefolgt vom Stau im Suezkanal durch die Havarie des Containerschiffes "Ever Given" im Suezkanal.

Lieferkettenkrise

Dessen Nachwehen und coronabedingte Ausfälle bei Lieferanten in Asien machen auch dem oberösterreichischen Fahrradhersteller KTM Kopfzerbrechen. "Die Probleme sind noch größer geworden", sagt KTM-Geschäftsführer Stefan Limbrunner. Bremsen, Fahrradschläuche, jeden Tag tauchen neue Probleme auf so Limbrunner. "Es hängt alles an einem seidenen Faden".

Sebastian Kummer, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik spricht in der Autoindustrie, aber nicht nur dort von der "schwersten Lieferkettenkrise. Diese werden wir noch in vielen Bereichen zu spüren bekommen", ist Kummer überzeugt. Die Automobilindustrie habe die Krise auch falsch eingeschätzt, so Kummer. Zum einen hätten die Autobauer gedacht, die Nachfrage gehe zurück, zum anderen habe man auch hohe Nachfrage nach batterieelektrischen Fahrzeugen, die viele Chips für Steuerungen brauchen, unterschätzt. (APA, rebu 7.5.2021)