Dem MAN-Werk in Steyr droht weiterhin die Schließung.

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Das Ringen um die Zukunft des von der Schließung bedrohten MAN-Standorts Steyr hat am Freitag zu einer neuerlichen Wendung geführt. Investor Siegfried Wolf, gegen dessen Übernahme zwei Drittel der Belegschaft Anfang April gestimmt hatten, will sein Angebot nachbessern. Dies bestätigte Wolf am Freitagabend in der "ZiB 2".

Wolf plant ein eigenständiges Unternehmen mit einer eigenen Ausrichtung. Es soll ein Entwicklungsstandort entstehen, der neue Antriebstechnologien forciert. Über ein Stiftungsmodell in Zusammenarbeit mit der Lokalpolitik sollen 150 zusätzliche Arbeitsplätze gesichert werden. Damit sollen 1.400 der insgesamt 1.900 Beschäftigten gehalten werden, hinzu kommen noch 166 Lehrlinge. Zudem soll es ein Modell zur Arbeitsteilzeit geben, "damit sich niemand von den älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern beim Arbeitsamt melden muss", sagte Wolf.

Die Investitionssumme sei gesichert, da Raiffeisen Oberösterreich eine Beteiligung an der Sicherung des Standorts zugesichert habe. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten es nicht verdient, ihren Job zu verlieren, sagte Wolf: "Ich möchte nicht, dass die Stadt Steyr das Detroit von Österreich wird."

Exklusives Verhandlungsrecht aufrecht

Aus der MAN-Konzernzentrale in München hieß es, derzeit werde nicht mit dem Ex-Magna-Chef verhandelt. Grundsätzlich hätten sich MAN und Wolf aber "auf eine Verlängerung der Exklusivität bereits Ende März und damit vor dem Mitarbeitervotum verständigt. Eine befristete Exklusivität wird in solchen Verkaufsprozessen üblicherweise vereinbart", hieß es weiter in der Stellungnahme. Das bisher kolportierte Ende jener Exklusivität mit Ende April habe demnach nicht gegeben.

Die SPÖ demonstrierte noch am 1. Mai gegen die geplante Schließung des Werks.
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MAN München hielt neuerlich fest, dass Wolf "als einziger Interessent ein industriell logisches und fundiertes Konzept für eine Nachnutzung des Standorts vorgelegt hat". Eine Nachbesserung gelte es jedoch mit den Arbeitnehmern zu besprechen.

Betriebsrat weiß von nichts

Arbeiterbetriebsrat Helmut Emler wusste bis dahin auch noch nichts darüber, dass Wolf offenbar wieder im Rennen ist. Der Belegschaftsvertreter wiederum erklärte, dass die Geschäftsführung in Steyr bei den Verhandlungen über den Sozialplan mit Betriebsrat und Gewerkschaftsvertretern am Mittwoch zugestimmt habe, dass Nachnutzungskonzepte unter Beteiligung der Mitarbeiter möglich seien. Der Ex-Sozialminister und jetzige Leiter der Abteilung der Sozialpolitik in der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge, Alois Stöger, der mit am Verhandlungstisch von MAN sitzt, sei mit der Aufgabe betraut worden, Interessenten zu sichten, meinte Emler.

Stöger bestätigte, dass sich inzwischen rund eine Handvoll bei ihm gemeldet hätten – teils mit weniger, teils mit mehr ausformulierten Ideen. "Grundsätzlich sind wir natürlich weiter offen für Gespräche zu einer möglichen Nachnutzung des Werks mit Dritten", versicherte auch München. Allerdings: "Das Zeitfenster dazu schließt sich, wir setzen die Schließung des Standorts als derzeit einzige konkrete Option konsequent weiter um." (luza, APA, 7.5.2021)