Meinl am Graben baut ab 3. Juni massiv um.

Foto: APA/Herbert Neubauer

Was schon branchenintern durchgesickert ist, wurde am Freitag offiziell bestätigt: Der Meinl am Graben wird umgebaut. Die Arbeiten beginnen am 3. Juni und sollen bis Oktober dauern. Danach wird es Restaurant und Weinbar nicht mehr geben, betrieben wird als Gastronomie in Zukunft nur noch das Café inklusive Schanigarten mit etwa 60 Sitzplätzen. Die Gesamtfläche wird um 400 Quadratmeter kleiner sein.

So wird das Café im Meinl am Graben in Zukunft aussehen.
Foto: Meinl am Graben

Während der Umbauarbeiten, die mit einer Investitionssumme von sieben Millionen Euro veranschlagt sind, können Kunden weiterhin auf den Onlineshop des Unternehmens setzen beziehungsweise dem Meinl-Pop-up in der Maysedergasse 2 im ersten Bezirk in unmittelbarer Nähe zu Albertina und Staastoper ab 4. Juni einen Besuch abstatten.

Geschäftsfläche verkleinert, Sortiment spezialisierter

Das Einzelhandelssortiment bleibt mit einem Schnitt von 17.000 Produkten in etwa gleich, man will sich der Vorreiterrolle als Edelgreißler wieder stärker besinnen und Produkte anbieten, die es sonst nirgendwo in der Stadt gibt: "Vor 20 Jahren gab es am Standort 1. Bezirk in Wien eine Unterversorgung an Lebensmittelläden", sagt Udo Kaubek, Geschäftsführer der Julius Meinl am Graben GmbH. Den Mitbewerb durch Geschäfte wie Merkur am Hohen Markt, Billa Plus oder die Edelfiliale von Spar, die am Schottentor geplant ist, heiße man willkommen. Bei Meinl am Graben müsse man sich auf alte Stärken besinnen, nämlich Dinge zu führen, die es nur dort gibt.

Herbert Vlasaty, Vorstand der Julius Meinl AG (links), und Udo Kaubek, Geschäftsführer Julius Meinl am Graben GmbH (rechts), gaben Details zur Neuausrichtung von Meinl am Graben bekannt.
Foto: APA/Ludwig Schedl

Ausgefeiltes Sortiment

Die Trends Regionalität und Luxus gedenke man bei Meinl in Zukunft mit einem noch ausgefeilteren Sortiment abzudecken. Welche Produktneuerungen ab Oktober in den Regalen zu finden sind, das wird noch nicht verraten. "Dieses Geschenk wollen wir dem Mitbewerb nicht machen", sagt Koubek. So viel steht fest: Im neuen Meinl am Graben wird das Angebot an Fisch und Fleisch vergrößert, Gemüse und Obst in der Fläche verkleinert, aber nicht im Angebot. "Wir kennen die Schwächen unserer Kunden beim Kochen und waren auch was Convenience betrifft schon vor meiner Zeit Vorreiter", sagt Koubek. In Zukunft wird es bei Meinl also auch Gerichte wie gefüllte Kalbsbrust zu kaufen geben, die es nur noch in den Ofen zu schieben gilt.

Umsatz und Gastronomie

Die Gastronomie hat in den letzten Jahren einen Anteil von 13 Prozent am Umsatz von 22 Millionen Euro ausgemacht. Der fehlende Gastgarten sei für das Restaurant immer ein großes Problem gewesen, so Geschäftsführer Koubek. Es ist im Sommer schlicht nicht konkurrenzfähig. Durch den Wegfall der Gastronomie reduziert sich die Anzahl der Mitarbeiter von 200 auf 170.

Als gastronomischer Betrieb bleibt allein das Café mit 60 Sitzplätzen am Graben bestehen.
Foto: APA/Herbert Neubauer

Weitere Standorte sind nicht geplant. "Wir sind ein Laden und kein Betreiber einer Kette wie unsere Mitbewerber", sagt Vorstand Vlasaty. Gerüchte um Probleme mit dem Eigentümer der Liegenschaft will die Führung noch nicht gehört haben. Es gebe einen bestehenden Mietvertrag, Meinl am Graben bleibe am Graben und zeige sich ab Oktober in neuer Aufmachung.

Umbau jahrelang geplant

Das Projekt zum Umbau startete bereits 2015, "um die Komplexität zu verstehen und keinesfalls das Kundenerlebnis zu stören, für das Meinl steht", sagt Architekt Bernhard Hamann. Der Energiehaushalt des zukünftigen Meinl am Graben sei einer der wesentlichen Punkte des Umbaus. Die Klimaanlage kommt raus, dafür klimaeffiziente Vitrinen rein. (Nina Wessely, 7.5.2021)