Vielen Müttern geht es nicht gut. Studien zeigen, dass ihr Wohlbefinden in den Jahren nach der Geburt ihres Kindes deutlich sinkt. Warum? Dafür hat die deutsche Autorin Mareice Kaiser eine überzeugende These parat: Schuld ist der gesellschaftliche Druck.

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Blumen zum Muttertag sind eine schöne Geste. Viel dringender wäre es jedoch, dass die Politik die Nöte der Mütter erkennt.
Foto: dpa-Zentralbild/Robert Michael

Die moderne Mutter soll sich fürsorglich um die Familie kümmern, im Job maximale Leistung bringen, eine hingebungsvolle Partnerin und eine aufopfernde Tochter sein – dazu auch noch sportlich mit einer perfekt aufgeräumten Wohnung. Zwischen all diesen längst verinnerlichten Ansprüchen strampeln sich Mütter ab – mit dem Gefühl, nirgends zu genügen. Sie sind "überall immer nur halb, niemals ganz", schreibt Kaiser in ihrem Buch Das Unwohlsein der modernen Mutter.

Die Corona-Krise hat die Situation noch verschärft. Es sind vor allem die Frauen, die den Ausfall der Kinderbetreuung kompensieren und ihre Arbeit an das Familienleben anpassen. Eine umfangreiche Befragung hat ergeben: Viele Mütter sind am Ende ihrer Kräfte. Eine Befragte berichtete, sie komme bis Mittag nicht zum Essen, so getaktet sei ihr Tag. Allzu oft büßen Mütter an Schlaf ein, an Lebensqualität und an Glück.

Blumen zum Muttertag sind eine schöne Geste. Viel dringender wäre es jedoch, dass die Politik die Nöte der Mütter erkennt. Vorschläge gibt es genug, etwa den Ausbau der Kinderbetreuung, mehr Anreize für die Väterkarenz oder eine Arbeitszeitverkürzung. Es braucht aber auch Männer, die ernsthaft zu halbe-halbe bereit sind. Helfen könnten zudem innovative Konzepte des Zusammenlebens, etwa Wohnprojekte, in denen Ältere und Jüngere einander unterstützen.

Die Gesellschaft muss aufhören, ständig über Mütter zu urteilen – Stichwort "Mom-Shaming" –, und ihnen stattdessen wirksam unter die Arme greifen. Mütter haben das Recht, ganz zu sein und nicht immer nur halb. (Lisa Breit, 9.5.2021)