Vom schnöden Telefon bis zum persönlichen digitalen Assistenten oder der mobilen Spieleplattform: Die Möglichkeiten, die aktuelle Smartphones so bieten, sind mannigfaltig. Doch so nützlich all das auch sein mag, es gibt auch eine Schattenseite, die bei all der Bequemlichkeit nur allzu gerne übersehen wird. Solche Geräte sammeln eine Unzahl an Daten über ihre Nutzer. Das muss allerdings nicht notwendigerweise so sein – oder zumindest nicht in diesem Ausmaß. Insofern im Folgenden einige Tipps, wie Android-Nutzer ihre Privatsphäre stärken können.

Eine Annäherung, kein Allheilmittel

Um gleich zum Start keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Vollständig lassen sich solche Datensammlungen nicht verhindern. Wer ein Smartphone – oder auch nur ein klassisches Mobiltelefon – verwendet, dem muss klar sein, dass man damit unweigerlich allerlei sensible Daten weitergibt. So ist es allein schon für die Funktionalität eines Mobilfunknetzes notwendig, dass der Betreiber weiß, wo man sich gerade befindet. Und logischerweise funktionieren viele Apps nur, wenn man dem Betreiber auch den Zugriff auf private Informationen gewährt. Eine Navigations-App, die den eigenen Standort nicht kennt, wäre schließlich ziemlich sinnbefreit.

Privatsphäre und Android? Geht das überhaupt? Die Antwort gilt eigentlich für jedes Mobiltelefon: Ja, aber es gibt Einschränkungen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Gleichzeitig bedeutet der Umstand, dass Smartphones Datensammelmaschinen sind, nicht, dass man die eigene Privatsphäre gleich komplett aufgeben muss. Immerhin macht es einen riesigen Unterschied aus, ob man in vollem Bewusstsein einem Unternehmen gewisse Informationen zur Verfügung stellt, um darauf basierend einen nützlichen Dienst geboten zu bekommen, oder ob die eigenen Daten im Internet zum Verkauf an die Meistbietenden stehen. Unter diesem Blickpunkt ergibt es also durchaus Sinn, sich einmal Gedanken darüber zu machen, was man eigentlich mit wem teilt – und ob das wirklich so gewünscht. Genau unter diesem Blickpunkt sind denn auch die folgenden Tipps zu verstehen: Nicht als Punkt für Punkt abzuhandelnde Anleitung, sondern als Grundlage, um eine informierte Entscheidung treffen zu können.

Disclaimer

Vorab aber noch ein wichtiger Hinweis: Die Vielfalt der Android-Welt führt dazu, dass sich viele der erwähnten Einstellungspunkte bei unterschiedlichen Geräten auch an verschiedenen Stellen befinden. Insofern empfiehlt es sich im Zweifelsfall, die üblicherweise vorhandene Suchfunktion zu bemühen.

Updates, Updates, Updates

Immer wieder taucht bei neuen Android-Versionen die Frage auf: Wozu brauche ich das überhaupt? Genau der Punkt Privatsphäre ist ein Paradebeispiel für die Relevanz einer guten Update-Versorgung, hat Google doch über die Jahre massive Verbesserungen in diesem Bereich unternommen, von denen die Nutzer nur dann – voll – profitieren, wenn sie auch die neueste Android-Generation auf ihrem Gerät haben. So warnt das Betriebssystem etwa mittlerweile davor, wenn eine App im Hintergrund auf sensible Datenquellen wie Kamera, Mikrofon oder Standort zugreift. Andere Dinge werden in aktuellen Android-Versionen gar komplett blockiert – etwa der Zugriff auf diverse Hardware-Identifikatoren. Solche wurden zuvor zum Teil von Apps genutzt, um eindeutige Nutzerprofile zu erstellen. Und das sind nur zwei Beispiele für jene Verbesserungen, die allein in den vergangenen beiden Android-Generationen vorgenommen wurden – und von denen jene, die ältere Versionen des Betriebssystems verwenden, nichts haben.

Jetzt wäre natürlich eine naheliegende Replik: Welchen Einfluss haben die Nutzer schon auf Updates? Immerhin hängt das vor allem von den Herstellern – und somit deren oft mangelhaftem Engagement in diesem Bereich – ab. Das ist richtig, übersieht aber zwei Dinge: zunächst dass genau dieser Punkt oft bei der Kaufentscheidung eine viel zu geringe Rolle spielt. Wer auf seine Privatsphäre Wert legt, sollte also darauf schauen, dass der betreffende Anbieter sowohl große Versionssprünge als auch Sicherheitsaktualisierungen möglichst zeitnah und lange garantiert. Zudem zeigen Statistiken immer wieder, dass viele Nutzer große Updates nicht oder nur mit großer Verzögerung installieren. Das mag aus der Perspektive, dass Änderungen für manche generell ärgerlich sind, verständlich sein. Aus einer Privacy- und Sicherheitsperspektive sei aber dringend angeraten, neue Updates auch umgehend einzuspielen.

Die richtige App-Auswahl

Ebenso wichtig wie die Wahl der Hardware ist jene, welche Apps man verwendet. Das mag eine Binsenweisheit sein, trotzdem sei es in Erinnerung gerufen: Wer beispielsweise Google oder Facebook nicht vertraut, sollte schlicht deren Apps so gut es geht meiden. Es gibt in der Android-Welt für praktisch alle Funktionalitäten passende Alternativen. Wer mit Whatsapp zurechtkommt, der kann auch mit dem in Privacy-Hinsicht viel besseren Signal umgehen. Und auch für die Google-Suche und den Browser Chrome, und damit zwei der größten Datenquellen des Softwareherstellers, gibt es zahlreiche Pendants anderer Hersteller.

Es muss nicht immer Whatsapp oder Facebook Messenger sein. Es gibt zahlreiche deutlich Privacy-freundlichere Alternativen, Signal ist nur eine davon.
Grafik: Signal

Kostenlos heißt oft mit Daten zahlen

Dabei gilt allerdings auch eine wichtige Regel: Werbefinanzierte Apps sammeln im Schnitt erheblich mehr Daten als Anwendungen, für die man bezahlt. Natürlich heißt das nicht, dass jede Bezahl-App unproblematisch oder sämtliche Software mit Werbeeinblendungen massenhaft Daten abgreift. Trotzdem muss jedem klar sein, dass App-Entwickler auch irgendwie ihr finanzielles Auskommen finden müssen – und auf umfassenden Datensammlungen basierende Werbung dafür ein simples Mittel ist. Leider sind es gerade diese Systeme, über die oftmals private Daten in dunkle Kanäle geraten, um dann gewinnbringend an alle möglichen zwielichtigen Firmen oder auch Geheimdienste und Polizeibehörden verkauft zu werden. Gerade in den vergangenen Monaten sind mehrere große Datenhändler aufgeflogen, die auf solchen Wegen detaillierte Bewegungsdaten von hunderten Millionen Nutzern gesammelt haben. Und das ist nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs.

Dahinter müssen übrigens nicht einmal hinterhältige Absichten der jeweiligen App-Entwickler stehen. Oftmals schnappen sich diese schlicht externe Code-Bausteine, um Werbung in ihre Erzeugnisse einzubringen, und wissen gar nicht so recht, was diese alles an Daten abgreifen. Die Klärung dieser Schuldfrage kann den Usern freilich egal sein – das Ergebnis ist gleich unerfreulich.

Der Quelle vertrauen

Ein weiterer wichtiger Punkt: Wer sich Apps aus externen Quellen – also jenseits des Play Stores – besorgt, sollte sich des damit verbundenen, deutlich höheren Risikos bewusst sein. Das liegt daran, dass Google in den vergangenen Jahren manche Privacy-Verbesserungen auch über Regeln für den Play Store umgesetzt hat, womit man bösartigen Apps das Leben deutlich schwerer macht. Das bedeutet nicht, dass andere App Stores per se problematisch sind. Wer etwa beim Open-Source-Angebot von F-Droid zuschlägt, sollte auf der sicheren Seite sein. Gleichzeitig braucht man sich nicht wundern, wenn die von irgendeinem File-Sharing-Dienst bezogene Variante einer sonst kostenpflichtigen App unerfreuliche Beigaben in Form von Spionagesoftware beinhaltet.

Ganz generell gilt bei der App-Auswahl eine recht simple Regel, und die heißt: Weniger ist mehr. Eine App, die nicht installiert ist, kann auch keine sensiblen Daten abgreifen. Oft sind es gerade schon vergessene Apps, die im Hintergrund dank irgendwann einmal leichtfertig erteilten Berechtigungen unbemerkt Daten abgreifen. Zwar bieten aktuelle Android-Versionen dagegen – wie bereits erwähnt – allerlei Schutzmaßnahmen, die sicherste Form ist aber noch immer eine Deinstallation dessen, was man nicht wirklich dauernd benötigt.

Man muss nicht allem zustimmen

Apropos Berechtigungen: Bei all den zweifelhaften Methoden großer Datenhändler, darf nicht darauf vergessen werden, dass es zumeist die Nutzer selbst waren, die irgendwann einmal den Zugriff auf ihre privaten Daten gewährt haben. Insofern empfiehlt es sich, regelmäßig die Systemeinstellungen durchzugehen, um zu sehen, welche App Zugriff auf welche Berechtigungen hat, um dann überall dort, wo sich diese Erlaubnis nicht aus dem Zweck des Programm erschließt, diese wieder zu entziehen. Wer der viel zitierten Taschenlampen-App Zugriff auf Standort oder Adressbuch gibt, braucht sich nicht wundern, wenn diese Daten dann missbräuchlich verwendet werden.

Standortspionage verhindern

Als besonders problematisch hat sich in den vergangenen Jahren die Standortberechtigung erwiesen, entsprechend hat Google gerade in diesem Bereich mittlerweile einige Änderungen vorgenommen. Und die sollte man auch nutzen. Seit Android 10 gibt es die Möglichkeit, einer App den Zugriff auf den Standort nur dann zu erlauben, wenn sie gerade im Vordergrund läuft. Das verhindert, dass eine App unbemerkt rund um die Uhr Bewegungsprofile erstellen kann. Ein dauerhafter Zugriff sollte hingegen nur in absoluten Ausnahmefällen gewährt werden – etwa für Apps, die explizit dazu da sind, die eigenen Wege aufzuzeichnen oder die vom Standort abhängig Aktionen auslösen sollen. Ein weiteres nützliches Feature, das mit Android 10 eingeführt wurde: In den Systemeinstellungen kann nachgesehen werden, welche Apps zuletzt den Standort abgefragt haben. Damit sieht man schnell, ob hier Apps neugierig sind, die eigentlich keine Grund dazu haben.

In den Systemeinstellungen von Android wird nicht nur im Detail darüber informiert, welche App welche Berechtigungen hat, diese können auch wieder entzogen werden. In aktuellen Versionen wird auch aufgelistet, welche Apps zuletzt auf den Standort zugegriffen haben.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Was gerne bei dieser Thematik übersehen wird: Standortdaten werden nicht bloß über die entsprechende Berechtigung verraten. Und ein Teil davon lässt sich ehrlicherweise nur schwer verhindern. So erhält jede App, jeder Server mit dem man Kontakt aufnimmt die eigene IP-Adresse und damit auch einen ungefähren Standort der Nutzer. Eine Möglichkeit wäre hier dauerhaft die Verbindung über einen VPN umzuleiten. Da stellt sich dann aber natürlich schnell die Vertrauensfrage an anderer Stelle, immerhin liefert man einem VPN-Anbieter damit erst recht wieder sehr viele Daten. Und selbst wenn man dann einen solchen Server selbst betreibt, ist es nicht gerade trivial hier nie ein Informationsleck zu haben. Von der Problematik, dass dabei auch mehr Strom verbraucht wird, und oftmals die Performance leidet einmal abgesehen. Insofern ist immer die Frage, ob sich das wirklich rentiert, wenn man sich nicht gerade in einem wenig vertrauenswürdigen WLAN befindet.

Verräterische Fotos

Doch während die IP zumeist wenigstens nur eine eher grobe Standorteinordnung liefert, wird ein anderes Problem nur allzu gerne übersehen: Die eigenen Fotos. Speichern doch die meisten Kamera-Apps von Haus aus Daten dazu, wo die Bilder aufgenommen wurden. Und diese sind ziemlich genau. Das bedeutet, dass Apps, die über die Storage-Berechtigung uneingeschränkten Zugriff auf den Datenspeicher haben, auch diese Daten auslesen und Kombination mit Datum und Uhrzeit erst recht wieder Bewegungsprofile erstellen können. Und auch sonst findet sich auf dem lokalen Speicher vieles, das für Datensammler äußerst interessant ist.

Diese Problematik ist natürlich auch Google bewusst, also hat das Unternehmen unter dem Namen "Scoped Storage" zuletzt den Zugriff auf den Datenspeicher komplett neu geregelt. So gibt es künftig einen Vollzugriff überhaupt nur mehr für einzelne Anwendungsfälle – wie einen Dateimanager – und auch da nur, nachdem die App eine gesonderte Prüfung durch Google durchlaufen hat. Und auch beim gezielten Zugriff auf einzelne Medienarten gibt es allerlei Beschränkungen, so muss etwa die Abfrage von Exif-Informationen – wo sich Details zu Standort und Co finden – noch einmal extra genehmigt werden. Klingt alles super, hat nur ein Problem: Diese Regel gilt natürlich nur für neue oder frisch aktualisiert Apps – und generell gibt es Scoped Storage erst ab Android 10. Nicht nur deswegen bleibt auch hier weiter der Ratschlag aufrecht: So wenig Zugriff wie möglich auf diese Berechtigung erlauben.

Das ist natürlich oft leichter gesagt als getan, immerhin gibt es ja einige Apps, mit denen man bewusst Bilder teilen will. Hier empfiehlt sich ein Umweg. Einfach das gewünschte Bild in der jeweiligen Fotoverwaltung oder Kamera-App aufrufen und von dort über die Share-Funktion an die betreffende App schicken. Dafür braucht die Ziel-App nämlich die Storage-Berechtigung nicht, weil die Nutzer ohnehin durch das Teilen ihre Absicht explizit klar machen.

Die Android Advertising ID

Was vielen Nutzern nicht bewusst sein dürfte: Jedes Android-Smartphone ist mit einer eigenen "Advertising ID" versehen, auf die sämtliche Apps zugreifen können. Darüber können dann App-übergreifend Profile erstellt werden. Klingt aus heutiger Sicht ziemlich unerfreulich, ist aber eigentlich – genauso wie das Apple Pendant IDFA – eigentlich mit einem Privatsphärengedanken entstanden. Immerhin wurde im Gegenzug der Zugriff auf zahlreiche eindeutige – und unveränderliche – Hardwareidentifikatoren blockiert. Im Vergleich zu diesen hat die Advertising ID zumindest den Vorteil pseudonym zu sein.

Im Untermenü "Google" in den Systemeinstellungen findet sich auch ein Eintrag, wo die Nutzung der Advertising ID deaktiviert werden kann. Bei vielen aktuellen Smartphones gibt es diesen Link auch direkt in den Privatsphäreneinstellungen.
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In der Retrospektive wirkt dieses Konzept natürlich etwa naiv. Haben die App-Hersteller doch schnell damit begonnen, diese ID mit aus einzelnen Apps direkt von den Nutzern erhaltenen Daten zu kombinieren und so erst recht wieder umfassende und sehr wohl eindeutig zuordenbare Profile zu erstellen. Das ist auch einer der Gründe dafür, warum Apple gerade mit iOS 14.5 begonnen hat, sehr lautstark vor der Nutzung der IDFA zu warnen. Ob Google sich diesem Vorbild anschließt, ist angesichts der tiefen Verstricktheit des Unternehmens in personalisierte Werbung derzeit noch unklar. Zwar gibt es Gerüchte, dass etwas ähnliches auch für Android kommen soll, eine Bestätigung gibt es bisher aber noch nicht. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Der Zugriff von Apps auf diese Advertising ID lässt sich nämlich schon jetzt generell deaktivieren. Wem das zu weit geht, der kann alternativ diese ID auch manuell zurückzusetzen, um einen neuen Zufallswert zu erhalten.

Privacy-Einstellungen sind wichtig für die Privacy

Den Zugriff auf diese Funktionen gibt es – zumindest in aktuellen Android-Versionen – in einem eigenen Datenschutz genannten Bereich in den Systemeinstellungen. Sich dort mal näher umzusehen, empfiehlt sich auch sonst. So ist es an dieser Stelle etwa möglich, die Zustimmung zur Weitergabe von Nutzungs- und Diagnosedaten zu widerrufen. Noch besser ist es natürlich, dies gleich beim Einrichten eines neuen Geräts zu machen. Insofern auch einmal mehr die Erinnerung daran, dass man immer schauen sollte, welchen Dingen man eigentlich so zustimmt.

Bei anderen hier gelisteten Punkten sollte man hingegen mit etwas mehr Bedacht vorgehen, hängen von ihnen doch durchaus nützliche Funktionen ab, die nicht notwendigerweise problematisch sind. So verstecken sich hinter den "Diensten zur Gerätepersonalisierung" einige ausschließlich lokal vorgenommene Auswertungen mithilfe von Maschinenlernen – also Künstlicher Intelligenz. Da geht es um Dinge Textvorschläge in der Tastatur oder auch hilfreiche Links beim Anwählen einzelner Textpassagen. Wer will kann diese Dienste trotzdem komplett deaktivieren oder auch die Daten der vergangenen Stunde oder des letzten Tages gezielt löschen.

Wirklich mit Google synchronisiert werden hingegen die zum Automatischen Ausfüllen von Formularen genutzten Daten – also etwa Name, Adresse oder auch Kreditkarten. Wer das nicht will, sollte dies also wieder deaktivieren – oder hätte nie zustimmen sollen, denn auch das ist von Haus aus gar nicht aktiviert. Und so nützlich die Backup-Funktion von Android sein mag, auch bei dieser darf man nicht vergessen, dass diese Daten natürlich bei Google – konkret im Google Drive – gespeichert werden. Wer auf diesen Komfort verzichten kann, darf auch diese Option getrost deaktivieren.

Beliebte Spionagetricks

Besonders herausgestrichen seien noch die Einstellungen zur Barrierefreiheit. Denn auch auf diese sollte man einmal einen Blick werfen. Das Problem ist, dass Funktionen zur Barrierefreiheit einen sehr tiefgreifenden Zugriff auf das System brauchen, um überhaupt funktionieren zu können. Das hat das Interesse von Schad- und Spionagesoftware auf sich gezogen, die damit allerlei Unfug treiben. Wer hier also für den Zugriff autorisierte Apps findet, sollte sehr genau prüfen, ob diese die entsprechende Berechtigung auch wirklich brauchen.

Was ist mit Google?

Gratulation: Wer auch nur die Kernpunkte des bisher Erwähnten umgesetzt hat, hat es Datensammlern schon mal erheblich schwerer gemacht. Also allen bis auf einen halt: Google. Denn man kann es drehen und wenden wie man will, Google ist bei allen offiziellen Android-Ausführungen tief im System verankert. Nun kann man auch hier – wie sich im Folgenden zeigen wird – die Datensammlungen deutlich minimieren, alles abzudrehen ist aber schlicht unrealistisch. Um das in aller Deutlichkeit zu sagen: Wer Google komplett aus seinem Leben verbannen will, dem bleibt nur der Wechsel auf ein anderes System. Wer sich nicht gleich in Apple-Gefilde verabschieden will, dem bliebe als Alternative eine freie Android-Variante ohne Google-Anbindung. Wie das geht und welche Probleme sich dabei ergeben, sind Fragen, denen erst unlängst in einem anderen Artikel ausführlich nachgespürt wurde.

Wer sich das lieber nicht antun will, für den gibt es zwei gute Nachrichten. Erstens: Im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Behauptung verkauft Google die Daten seiner Nutzer nicht, wie das Unternehmen auch nicht müde zu betonen wird. Nun könnte man natürlich sagen: Wer glaubt schon den Datenschutzversprechen eines großen Datensammlers? Und dieses Misstrauen ist generell auch durchaus verständlich. Doch abgesehen davon, dass ein Bruch diese Versprechens klagbar wäre, spricht noch ein anderer Faktor dagegen, dass Google dies tut: Es ist schlicht nicht im wirtschaftlichen Interesse des Unternehmens. Das Unternehmen handelt ja nicht mit Daten, es handelt mit dem Verkauf von darauf basierender Werbung. Daten weiterzugeben würde den eigenen Vorteil in diesem Bereich verringern. Insofern ist Google – bei aller berechtigten Kritik – also ein Datensammler und kein Datenhändler. Und das macht natürlich einen Unterschied aus.

Das ändert nichts daran, dass man durchaus Unbehagen damit haben kann, dass Google für sich selbst so viel über einen weiß. Und hier dann die zweite erfreuliche Nachricht: Google sammelt nicht nur viele Daten, das Unternehmen gibt den Nutzern auch selbst zahlreiche Tools an die Hand, um diese Sammlungen zu minimieren. All die folgenden Punkte sind dabei über die Google-Kontoeinstellungen zu erreichen, die sowohl aus einem Desktop-Browser als auch über die Systemeinstellungen am Smartphone zu erreichen sind.

In den Kontoeinstellungen von Google gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Datensammlungen zu beschränken – wenn man mit einem gewissen Funktionsverlust leben kann.
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Location History

Es ist ein Link mit dem man Google-Nutzer schon mal gut erschrecken kann: Jener auf den Standortverlauf. Ist hier doch haarklein auf einer Karte verzeichnet, wo man sich wann so herumgetrieben hat, und das noch dazu über Jahre hinweg. Wer das nicht möchte, für den gibt es über die Aktivitätseinstellungen von Google die Möglichkeit, das Ganze zu deaktivieren. Und zwar – und das muss man schon betonen – wieder. Immerhin ist dies ein optionales Feature ist, das erst aktiviert wird, wenn die Nutzer explizit zugestimmt haben. Zudem verschickt Google regelmäßige Mails, in denen darauf hingewiesen wird, dass der Standortverlauf aktiv ist, und wo man sich im vergangenen Monat so herumgetrieben hat.

Erwähnt sei, dass die Deaktivierung natürlich gewisse Konsequenzen auf einzelne von Google benutzte Funktionen hat. So greift etwa der Google Assistant für einige seiner Funktionen auf diese Quelle zurück. Und dann gibt es natürlich auch noch Nutzer, die das Feature selbst zu schätzen wissen könnten, etwa um die eigenen Wege bei einem früheren Urlaub nachzuverfolgen. Im Endeffekt gilt hier, was in Fragen Privatsphäre oft gilt: Es gibt nicht notwendigerweise darum, jeden Service zu deaktivieren, sondern darum eine bewusste Entscheidung für diesen zu treffen.

Standort wird auch anderswo gespeichert

Der Name "Location History" hat in der Vergangenheit bereits für einige Verwirrung – und Klagen gegen Google – gesorgt, hatten daraus doch viele Nutzer geschlossen, dass hier zentrale die Erfassung von Standortdaten deaktiviert werden kann. Das ist aber ein Missverständnis, die "Location History" ist wirklich nur dieses eine Feature, das die Wege der User aufzeichnet. Standortrelevante Daten erhält Google auch noch auf vielen anderen Wegen – von der IP-Adresse beim Login bis zu mit Suchanfragen verknüpfte Daten.

Die Datensammelzentrale

Insofern lohnt ein Blick auf den nächsten Punkt in Google Aktivitätseinstellungen: Die "Web- und App-Activity, so etwas wie die Zentrale der Datensammlungen des Konzerns. Werden hier doch recht umfassend die Nutzeraktivitäten mitprotokolliert. Das reicht von Suchanfragen über die gesamte Browser-History, wenn man Chrome eingeloggt verwendet, bis zu Details darüber, wann welche App auf einem Android-Smartphone aufgerufen wurde. All diese Daten werden zur Personalisierung von Google-Diensten aber auch von Werbung herangezogen. Wer das nicht will, kann diese Datensammlung entweder generell oder auch einzelne Teilbereiche davon deaktivieren. Alternativ ist es möglich, einen Zeitablauf zu definieren, nachdem diese Daten automatisch gelöscht werden. Hier stehen wahlweise 3, 18 oder 36 Monate zur Wahl. Einen solchen Zeitablauf gibt es übrigens für alle erwähnten Aktivitätseinstellungen.

Getrennt werden die Datensammlungen von Youtube behandelt. Also welche Videos man betrachtet hat, oder wonach gesucht wurde. Auch diese Datensammlung lässt sich abschalten. Wer viel auf Youtube unterwegs ist, wird natürlich infolge bemerken, dass infolge die Empfehlungen schlechter werden, und zum Teil auch bereits gesehene Videos erneut vorgeschlagen werden. Aber das liegt nun mal in der Natur der Dinge – und wird für viele verkraftbar sein.

Personalisierte Werbung gefällig?

Und dann wäre da noch einer derzeit wohl umstrittensten Punkte: Die Werbepersonalisierung. Diese lässt sich nämlich getrennt von all dem oberen ebenfalls zentral deaktivieren. Davor kann man sich auf dieser Seite – je nach Qualität des individuell Gebotenen – darüber Amüsieren oder auch Erschrecken, wo Google die eigenen Interessen verortet. Der einzige "Nachteil" der Deaktivierung dieser Funktion: Man bekommt weniger relevante Werbung – und zwar auf allen Seiten, die das Google Werbenetzwerk verwenden.

Ein Hinweis noch für all jene, die Google nicht gleich ganz den Rücken kehren wollen: Generell empfiehlt es sich, die Privatsphären- und Sicherheitsüberprüfungen für das eigene Konto regelmäßig zu machen. Hier liefert der Softwarehersteller durchaus nützliche Tipps, zudem wird auch via Mail immer wieder vor potentiellen Problemen gewarnt. Auch lohnt es öfters mal einen Blick auf die Liste jener Services, der man einen Zugriff auf das Google-Konto gegeben hat, zu gehen und diese auszumisten. Selbiges gilt für zum Zugriff autorisierte Geräte.

Regelmäßige Sicherheitschecks und ein Blick darauf, welche Geräte und Apps Zugriff haben, sind bei der Nutzung eines Google-Kontos dringend angeraten.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Wenn man schon ein Google-Konto hat, dann sollte es natürlich auch gut geschützt sein. Immerhin ist es mit der Privatsphäre schnell vorbei, wenn jemand anderer den Account erfolgreich übernimmt. Insofern sei die Nutzung von Zwei-Faktor-Authentifizierung ans Herz gelegt. Diese verhindert, dass jemand, der an das eigene Passwort kommt, sich einfach so einloggen kann.

Es sammeln noch andere...

Zum Abschluss noch einmal ein etwas unerfreulicher Hinweis. Denn natürlich ist es nicht bloß Google, das einen tiefgreifenden Zugriff auf Android-Smartphones hat, sondern auch der jeweilige Gerätehersteller, der allerlei Apps vorinstallieren kann. Das noch dazu mit erweiterten Berechtigungen, die anderen Programmen nicht zur Verfügung stehen und die zum Teil auch nicht so einfach entzogen werden können. Einige davon kann man zwar mit dem nötigen technischen Grundwissen sehr wohl deaktivieren, dabei sollte man aber genau wissen, was man tut. Immerhin könnte eine Blockade von essentiellen Diensten im schlimmsten Fall dazu führen, dass das Gerät nicht mehr startet. Die auf unerfreulich vielen Smartphones versteckten Dienste von Facebook – nur um Beispiel zu nennen – können hingegen gefahrlos deaktiviert werden – auch wenn die Hersteller einiges tun sie beim nächsten Update wieder zu aktivieren.

Und dann wäre da noch der Punkt, dass natürlich auch die sichtbaren Apps der jeweiligen Hersteller sehr unterschiedlich gute Datenschutzregeln aufweisen. Dieses Thema ist aber angesichts der großen Anzahl an unterschiedlichen Herstellern dermaßen divers, dass es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Insofern sei das Ganze nur erwähnt, um in Erinnerung zu rufen, dass man sich schon beim Kauf eines Geräts genau überlegen sollte, ob man dem jeweiligen Hersteller vertraut. Das ist nämlich nicht nur ein absolutes Muss, wenn es um die Privatsphäre geht – und zwar nicht nur bei Smartphones. (Andreas Proschofsky, 9.5.2021)