Luna Wedler in @ichbinsophiescholl: Widerstand im Webkino-Format.

Foto: Imago

Luna Wedler kann man in diesen Tagen beim Wachsen zuschauen. 85.000 Follower hatte sie am Freitag auf Instagram, jede Stunde kommen ein paar Dutzend hinzu. Das hat vor allem damit zu tun, dass die Schauspielerin seit einer Woche einen zweiten Account auf dem sozialen Netzwerk hat, dem schon mehr als eine halbe Million Menschen folgen.

Auf @ichbinsophiescholl erzählt Wedler die Geschichte von der deutschen Widerstandskämpferin gegen Hitler auf sehr zeitgemäße Weise: In kurzen Clips kann man die Studentin Sophie Scholl so kennenlernen, wie es eine heutige, an Selbstpräsentation in schnellen Formaten gewöhnte Generation erwartet. Das vor genau 100 Jahren geborene und 1943 hingerichtete Mitglied der Weißen Rose tritt als Bloggerin auf. Ein wenig kühn heißt es von Scholl, sie wäre "seit 1942 auf Instagram".

Ein wenig kühn heißt es von Scholl, sie wäre "seit 1942 auf Instagram".

Luna Wedler ist für diese neue Form von Kino eine ideale Besetzung. Schließlich debütierte sie 2015 in der Schweiz in einem Film, der auch schon die sozialen Medien und die heutige Jugend zum Thema hatte: In Amateur Teens sieht man sie hektisch rauchen und große Probleme wälzen. Außerdem spricht sie Schwyzerdütsch, wie es sich für eine gebürtige Züricherin gehört. Im Oktober 1999 kam sie dort zur Welt, den genauen Geburtstag hält sie geheim. Auch sonst dringt fast nichts über ihr privates Leben nach außen, außer zwischendurch den Informationen, dass sie in einer WG mit zwei Jungs lebt und dass sie in Zürich am besten abschalten kann, mit Freunden oder einem Buch.

Der Trailer zur Web-Serie.
STREAM WARS

Entdeckt wurde sie bei einem Casting. Schnell folgten weitere Projekte: Das Fantasydrama Blue my Mind erzählte von der Körpererfahrung von Teenagern und brachte ihr eine Auszeichnung als European Shooting Star ein. Den Durchbruch im größeren deutschsprachigen Raum hatte sie 2018 mit Das schönste Mädchen der Welt, einer Bearbeitung der Geschichte von Cyrano de Bergerac. Es folgten die Literaturverfilmung Auerhaus, das Aids-Drama Dem Horizont so nah und die Netflix-Serie Biohackers.

Bei der Berlinale, die online stattfand, konnte man sie inzwischen auch schon in einer Rolle sehen, die das Interesse an ihr weiter verstärken wird: In Christian Schwochows kontroversem Politthriller Je suis Karl spielt sie eine junge Frau, die in ein paneuropäisches rechtsradikales Netzwerk gerät. Klingt nach einem vollen Programm, und so sieht Wedler es auch selbst, und zwar uneingeschränkt positiv: "Ich liebe Stress." (Bert Rebhandl, 9.5.2021)