Jan Böhmermann beschäftigte sich in der jüngsten Ausgabe von ZDF Magazin Royale mit Kanzler Kurz und der ÖVP.

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Er ist doch ein rechter Schlingel, der Jan Böhmermann. Nicht genug damit, dass er unverschämte Gedichte auf Erdoğan schreibt, hat er sich erneut mit unserem politischen Spitzenpersonal angelegt. Seine zuckerlbunte Revue aus den verschwiegenen Ecken des Austrosumpfs war mit 34 Minuten zwar ein bisschen kurz geraten. Eine Netflix-Serie mit fünf oder sechs Staffeln wäre sich ausgegangen.

Geballte Satirepower

Und doch hatten am Muttertagsmorgen schon fast 800.000 Zuseher das ZDFMagazin Royale auf Youtube gesehen: Die Erfolge unserer Leistungsträger werden auch im Ausland gut wahrgenommen. Etliche Seher haben sich gefragt, warum wir auf Deutsche warten müssen, die es uns von außen hereinsagen. Das ist nicht ganz fair. Auch Österreicher können geballte Satirepower. Wolfgang Fellner würde das gewiss bestätigen, nachdem er sich Christoph Grissemanns jüngsten TV-Auftritt angeschaut hat.

Österreich bleibt Österreich

Aber wenn schon österreichische Satire, könnte man auch gleich ad fontes, zur Fackel zurückgehen. Da braucht man nicht lange blättern, ehe man auf die Erwähnung von Ministern stößt, "die nur ein einziges Gesetz nicht verletzen, nämlich das Gesetz der Trägheit", oder auf den Satz: "Wird in Österreich ein Verfassungsbruch begangen, so gähnt die Bevölkerung." Karl Kraus, Fackel Nr. 1, April 1899. Wien bleibt Wien, Österreich bleibt Österreich, nur dass es sich gerade wieder in einer besonders bestürzenden Form präsentiert. (Christoph Winder, 9.5.2021)