Die Führung des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien steht unter massiver Kritik.

Foto: Karl Schöndorfer TOPP

Zu viele Hakenkreuze und Hitler-Bilder sowie "gravierende Mängel", wie ein Prüfbericht des Rechnungshofes feststellte. Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien kommt seit dem Spätsommer 2019 nicht aus Schlagzeilen. Sehr zum Ärgernis seines Betreibers, des Verteidigungsministeriums. Am Montag präsentierte nun die zuständige Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP) einen Bericht über das Warenangebot im Museumsshop, der das ramponierte Image des Hauses aufpolieren soll. Dabei betonte Tanner, dass sie die Probleme "nachhaltig lösen" wolle. Sie sprach von Versäumnissen und Mängel im Museum und betonte, dass der Posten der Museumsleitung neu ausgeschrieben werde.

Unter der Leitung von Universitätsprofessor Wolfgang Müller wurde vom Ministerium eine fünfköpfige wissenschaftliche Untersuchungskommission eingesetzt, die das Angebot unter die Lupe genommen hat. Zuvor wurde öffentlich, dass im Shop Bücher aus rechtsextremen Verlagen und unkritische Darstellungen von NS-Generälen – wie die des 1947 in Belgrad wegen Kriegsverbrechen hingerichteten Alexander Löhr – angeboten werden.

Breites Angebot zum Holocaust "unterrepräsentiert"

Laut dem aktuellen Bericht der Kommission wurden jedoch "keine Werke rechtsextremen, den Krieg oder Extremismus glorifizierenden oder aber die Demokratie gefährdenden Inhalts identifiziert", aber 17 Titel erscheinen als ungeeignet und sollen aus dem Sortiment genommen werden. Konkret sollen zehn Bücher aus "inhaltlichen Gründen" entfernt und sieben weitere nicht mehr nachbestellt werden.

Als Grund führt man "Autoren/innen, Themen oder Verlage" an oder die "fehlende kritische Darstellung insbesondere von Akteuren oder Operationen des Zweiten Weltkrieges". Auch soll der Bezug einer militärhistorischen Zeitschrift überprüft werden. Zusätzlich empfiehlt die Kommission dem Shop ein "breiteres Angebot an Literatur" zum Holocaust, dem "Vernichtungskrieg" der Wehrmacht und zu Kriegsverbrechen aufzunehmen. Derartige Bücher seien im Shop derzeit "quantitativ unterrepräsentiert". Insgesamt werden im Museum über 900 Publikationen angeboten. Das nicht mehr Bücher aussortiert werden, liegt daran, dass einige Werke bereits vor der Prüfung entfernt wurden.

"Die Zusammensetzung des Sortiments ist breit und divers", resümierte Mueller, jedoch seien "kritische Minderheiten- und Opferperspektiven" insgesamt "etwas unterrepräsentiert", waffentechnische Aspekte dagegen überrepräsentiert.

Nicht alles geprüft

Allerdings konnte nicht der ganze Warenbestand von der Kommission geprüft werden. Aus Zeitmangel, wie Wolfang Müller bei der Präsentation sagte. Daher wurden etwa Souvenirs nur stichprobenartig überprüft.

Bereits im Februar hat Verteidigungsministerin Tanner einen weiteren Bericht einer weiteren Kommission präsentiert. Diese wurde als Reaktion auf eine Debatte um den Umgang des Museums mit der militärischen Vergangenheit Österreichs sowie Vorwürfen der Offenheit für Rechtsextremismus installiert. Die Kommission kam zwar zum Schluss, dass es "keine Hinweise auf antisemitische oder rechtsextreme Inhalte" gebe, aber sie listete zahlreiche Missstände auf.

"Man hat den Eindruck, wenn man durch das Heeresgeschichtliche Museum geht: Kriege bestehen hauptsächlich aus Waffen und Gemälden", umriss der Kommissionsvorsitzer Wolfgang Muchitsch die Situation. Es fehlen die Ansprüche an ein modernes militärhistorisches Museum. So fanden sich auffällig viele Hitler-Bilder in einer Ausstellung. Kritik erntete auch eine Karikatur, die Zivildiener als Kiffer und Anhänger der linken Terrorgruppe RAF verunglimpft.

Scharfe RH-Kritik

Bereits im vergangenen Jahr zerpflückte der Rechnungshof das Museum. Zu den erhobenen Kritikpunkten zählt unter anderem das "Nichtbeachten rechtlicher Vorschriften" und das "Fehlen eines gesamthaften wirtschaftlichen Überblicks", dazu kommen Missstände im Bereich der Sammlungen sowie das Fehlen von "Compliance-Bewusstsein".

Die Umsetzung der RH-Empfehlungen sei am Laufen, die Empfehlungen des Mueller-Berichts sollen rasch umgesetzt werden, betonte Tanner am Montag. Als nächstes werde ein neues Gesamtkonzept erarbeitet, auf dessen Grundlage voraussichtlich im Herbst die Neu-Ausschreibung des Direktorenpostens erfolgen soll, den M. Christian Ortner nach wie vor innehat, obwohl sein Vertrag bereits seit längerem ausgelaufen ist. Das Heeresgeschichtliche Museum soll einen ständigen wissenschaftlichen Beirat erhalten. Tanner kündigte auch die Investition von zusätzlichen 4,3 Mio. Euro für Modernisierung und Digitalisierung des Museums an. (Markus Sulzbacher, 10.5.2021)