Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) war zu Gast bei "Im Zentrum".

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Wie bezeichnet man es, wenn ein Problem klar erkennbar auf dem Tisch liegt, es eine Vielzahl von Konzepten und Plänen gibt, um Verbesserungen zu erzielen, aber um Abhilfe zu schaffen über Jahre nur Teile des Nötigen umgesetzt wurden? Man nennt es einen Reformstau.

Die Auswirkungen eines solchen verzögerten Veränderungsprozesses auf die Diskussion über ein schwerwiegendes Problem konnten Sonntagabend bei Im Zentrum auf ORF 2 besichtigt werden. Anlass waren die elf Morde an Frauen, die in Österreich heuer bereits begangen wurden. Als Thema wurde die Frage "So viele Hilferufe, so wenig Gehör?" gestellt – und an Antworten aus der hochkompetenten Runde mangelte es keineswegs.

Bekanntes

Nur: Wer sich nicht erst seit jetzt für Maßnahmen gegen Männergewalt interessiert, erlebte ein Déjà-vu. Was Andrea Brehm, Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser, und Alexander Haydn, Psychotherapeut der Männerberatung Wien, über den Geld- und Beratungsressourcenmangel in der Praxis berichteten, klang bekannt. Auch ihre Forderungen an die Ministerinnen Susanne Raab (ÖVP, Frauen) und Alma Zadić (Grüne, Justiz) waren nicht wirklich neu.

Etwa dass man in Justiz und Gesundheitswesen Schulungen braucht, um Gewaltsymptome zu erkennen, dass mehr und längerfristige Therapieangebote für Männer mit Gewaltproblemen notwendig sind, dass Frauen existenzsichernde Einkommen brauchen, um sich nicht gezwungen zu sehen, zu ihren Peinigern zurückzukehren. Letzteres unterstrich die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) – auch für sie eine Wiederholung. 2007, als sie selbst Frauenministerin war, war die Lage nicht anders. (Irene Brickner, 10.5.2021)